Naher Osten: Israel greift nach Raketeneinschlag auf den Golanhöhen in Syrien an

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Erstmals seit Assads Sturz sind Raketen aus Syrien auf israelischem Gebiet eingeschlagen. Die syrische Regierung wies jede Verantwortung von sich. Israel schoss zurück.

4. Juni 2025, 3:15 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, dpa, Reuters,

 Frauen der syrischen Drusenminderheit blickten Ende April bei einem religiösen Treffen auf die von Israel kontrollierten Golanhöhen.
Frauen der syrischen Drusenminderheit blickten Ende April bei einem religiösen Treffen auf die von Israel kontrollierten Golanhöhen. © Jalaa Marey/​AFP/​Getty Images

Die Lage zwischen Israel und Syrien ist nach einem nächtlichen Raketeneinschlag auf den Golanhöhen angespannt. Zwei aus Syrien abgefeuerte Raketen trafen nach israelischen Militärangaben das von Israel annektierte Gebiet. Israel reagierte nach Armeeangaben mit Luftangriffen im Süden Syriens. Die Regierung in Damaskus berichtete laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana von "erheblichen menschlichen und materiellen Verlusten", nannte jedoch keine Details.

Verteidigungsminister Israel Katz machte die syrische Übergangsregierung von Präsident Ahmed al-Scharaa für den Beschuss auf den Golanhöhen verantwortlich. Diese wies jegliche Verantwortung zurück und wertete den Angriff auf das von Israel besetzte Gebiet als "Versuch, die Region zu destabilisieren". Sie verurteilte die israelischen Luftangriffe "aufs Schärfste" und versuchte zugleich zu beschwichtigen. Die Eskalation stelle eine "eklatante Verletzung der syrischen Souveränität dar und verschärft die Spannungen in der Region", teilte das syrische Außenministerium mit. Dabei seien "Beruhigung und friedliche Lösungen" wichtiger denn je. Syrien sei "keine Bedrohung für irgendjemanden".

Indes gab eine Miliz in der südsyrischen Provinz Daraa an, für den Raketenangriff verantwortlich zu sein. Israelischen Medien zufolge handelte es sich um die ersten Geschosse, die seit dem Sturz des langjährigen syrischen Machthabers Baschar al-Assad im Dezember 2024 aus Syrien auf israelisches Territorium abgefeuert worden sind.

Israel und Syrien sind seit 1948 offiziell im Kriegszustand

Die zwei Raketen gingen israelischen Militärangaben zufolge über freiem Gelände auf den Golanhöhen nieder. In zwei Ortschaften wurde Raketenalarm ausgelöst. Schäden seien nicht entstanden. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London teilte mit, die Geschosse hätten landwirtschaftliche Flächen getroffen, Opfer habe es keine gegeben. Israel hatte die Golanhöhen 1967 von Syrien erobert und 1981 annektiert. Die beiden Länder befinden sich seit 1948 offiziell im Kriegszustand. 

Die israelische Armee beschießt seit Assads Sturz regelmäßig Stellungen der syrischen Armee – mit dem erklärten Ziel, zu verhindern, dass technisch ausgefeilte Waffen in die falschen Hände gerieten. Übergangspräsident Al-Scharaa war früher ein dschihadistischer Kämpfer und Anführer der islamistischen Miliz HTS.

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Der jüngste Raketenbeschuss deutet darauf hin, dass Syriens neue Führung weite Teile des Landes weiterhin nicht unter Kontrolle hat. Bis vor einem Jahr hatten proiranische Milizen aus Syrien heraus Israel beschossen, um die islamistische Hamas im Gazastreifen in ihrem Krieg gegen Israel zu unterstützen. Diese Milizen agierten damals mit Billigung der Assad-Führung. Syriens neue Regierung signalisierte allerdings jüngst bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump ihr Interesse, die Beziehungen zu Israel normalisieren zu wollen. 

Syriens Regierung will nun ihre Kontrolle ausweiten. Oberste Priorität im Süden Syriens bestehe darin, "die Autorität des Staates auszuweiten und das Vorhandensein von Waffen außerhalb des Rahmens offizieller Institutionen zu beenden", berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf das Außenministerium.

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