Saudi-Arabien lässt mehr Menschen hinrichten, kritisiert Amnesty International. Unter den 180 Exekutierten seit Jahresbeginn seien viele ausländische Staatsbürger.
7. Juli 2025, 7:02 Uhr Quelle: DIE ZEIT, epd, dpa, vsp
Amnesty International zeigt sich alarmiert über den Anstieg an Hinrichtungen in Saudi-Arabien. Laut einem neuen Bericht der Menschenrechtsorganisation wurden seit Jahresbeginn bereits 180 Menschen in dem arabischen Land exekutiert, darunter viele ausländische Staatsbürger, die wegen Drogendelikten die Todesstrafe bekommen hatten. Allein im Juni wurden dem Report zufolge 46 Menschen hingerichtet und damit im Durchschnitt mehr als eine Person pro Tag.
"Wir erleben einen wahrhaft entsetzlichen Trend, in dem ausländische Staatsbürger in erschreckendem Tempo hingerichtet werden für Verbrechen, für die niemals die Todesstrafe vorgesehen sein sollte", sagte Kristine Beckerle, die bei Amnesty für die Region zuständig ist. Hinter dem "progressiven Image", das das Land weltweit ausstrahlen wolle, stehe eine "düstere und tödliche Realität".
Die internationale Gemeinschaft müsse "dringend Druck auf die Behörden ausüben, damit sie ihre Hinrichtungen stoppen und ihre internationalen Menschenrechtsverpflichtungen einhalten", sagte die Generalsekretärin von Amnesty in Deutschland, Julia Duchrow. Die unerbittliche und rücksichtslose Anwendung der Todesstrafe nach grob unfairen Gerichtsverfahren in Saudi-Arabien zeige eine "erschreckende Missachtung des menschlichen Lebens", sagte Duchrow.
Saudi-Arabien soll 2034 die Fußball-WM ausrichten
Von 2014 bis Mitte des laufenden Jahres wurden in Saudi-Arabien etwa 1.800 Menschen hingerichtet. Fast jeder Dritte davon sei wegen Drogendelikten verurteilt worden. Innerhalb dieser Gruppe waren drei Viertel Staatsangehörige anderer Länder – vor allem Menschen aus Pakistan, Syrien, Jordanien, dem Jemen sowie Ägypten und Somalia. Im Jahr 2024 wurde mit 345 Hinrichtungen laut Amnesty International ein trauriger Höhepunkt erreicht.
Auch unabhängig von Drogendelikten kommt die Todesstrafe weiter zum Einsatz. Hingerichtet wurde dieses Jahr etwa auch der Journalist Turki al-Jassir, der nach Angaben der Menschenrechtsorganisation ALQST 2018 festgenommen wurde. Al-Jassir hatte sich mit Themen wie Frauenrechten und Korruption befasst. ALQST zufolge wurden ihm unter anderem "Terrorismus" und die Gefährdung der nationalen Sicherheit vorgeworfen.
Die Regierung von Saudi-Arabien hatte zuvor angekündigt, die Todesstrafe in einigen Fällen
nicht mehr einzusetzen. Wegen der Praxis steht das Land international
in der Kritik, trotz der Bemühungen, sich etwa für Touristen und
Investitionen mehr zu öffnen. 2034 soll Saudi-Arabien die Fußball-WM
ausrichten.