"Mario Kart World" auf der Switch 2: WAHUUUUUU!

vor 11 Stunden 1

Ganz allgemein gesprochen ist "Mario Kart World" für die Switch 2 schlicht ein weiteres "Mario Kart". Man kennt das Prinzip, es ist schließlich bereits 33 Jahre alt: Alle bekannten und weniger bekannten Bewohner des Pilzkönigreichs zischen in kleinen und großen Vehikeln durch die Landschaft, bewerfen sich auf Straßen, auf dem Wasser oder in der Luft mit explosiven Schildkrötenpanzern und schliddern elegant durch Kurven, um Turboboosts aufzuladen. Ist alles bekannt.

Und beschränkt man sich in "Mario Kart World" auf die bereits vertrauten Spielvarianten wie "Grand Prix" oder den "Schlachtmodus", dann wird man sich zunächst auch zwangsläufig wie in einem grafisch etwas aufgemotzten Update von "Mario Kart 8 Deluxe" fühlen. Aber sobald man mal etwas genauer unter die Motorhaube schaut, dann stellt man schnell fest, dass "Mario Kart World" viel mehr ist als das.

Der letzte große "Mario Kart"-Teil liegt mittlerweile satte elf Jahre zurück – so lang hat Nintendo noch nie für einen neuen Ableger der Hauptserie gebraucht. Nintendo hätte es sich leicht machen und einfach eine grafisch nochmals aufgebohrte Super-Duper-Deluxe-Version von "Mario Kart 8" anbieten können. Hat Nintendo aber nicht. Zum einen, weil "Mario Kart 8 Deluxe" auch nativ auf der Switch 2 läuft. Und zum anderen, weil es wirklich mal an der Zeit für etwas frischen Wind unterm Kart war.

"Mario Kart World" auf der Switch 2 (14 Bilder)

Online sind jetzt 24 Fahrer auf der Strecke – das sorgt für Chaos und Action pur. (Bild:

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Dieser frische Wind ist es auch, der dafür sorgt, dass das Spiel nicht "Mario Kart 9" heißt, sondern eben "Mario Kart World". Dabei bleibt das grundlegende "Mario Kart"-Erlebnis unangetastet: Man greift zum Grand Prix, wählt einen von acht Cups wie "Pilz", "Blume", "Banane" oder "Stern", den Schwierigkeitsgrad in Form von drei ccm-Klassen sowie natürlich Fahrer oder Fahrerin – und dann geht’s auch schon los: Der Countdown zählt runter. Drückt man direkt nach dem Erscheinen der "2" den Beschleunigungsknopf, startet man das Rennen wie üblich mit einem kleinen Turboboost. Man rast und schliddert und fliegt über 32 Strecken, die zum Teil von bekannten Pisten inspiriert, aber zum allergrößten Teil komplett neu sind. Spieler treten entweder allein an, gegen bis zu drei Mitkarter im lokalen Splitscreen-Modus oder 24 Rasernasen hoch online.

Aber dann geht es mit den Neuerungen los. Denn im Vergleich zu "Mario Kart 8 Deluxe" wurde damit die Zahl der Fahrer direkt verdoppelt, was spürbare Auswirkungen auf das Spieldesign hat. Denn doppelt so viele Fahrer bedeutet auch doppelt so viel Action auf der Strecke, was nicht unbedingt eine gute Nachricht ist. Die befürchteten Staus und Drängeleien sind dabei gar nicht mal das Problem, denn die regulären Strecken sind jetzt breiter als vorher, wodurch sich das Fahrerfeld etwas besser verteilt.

Deutlich anstrengender ist da schon, dass in Online-Rennen jetzt auch potenziell doppelt so viele Items auf einmal durch die Gegend zischen. Das war vorher schon mit ständigen roten und blauen Schildkrötenpanzer-Zielsuchraketen, schlechter Sicht durch Tintenfische, für Ausrutscher sorgenden Bananenschalen, Schrumpfblitzen, verfressenen Piranhapflanzen oder zielsicher geworfenen Feuerbällen gerne mal ein harter Test des Nervenkostüms. Und jetzt gibt’s doppelt so viel davon.

Klar, "Mario Kart" war schon immer reiner Arcadespaß und das Chaos ist Teil des Spielerlebnisses. Aber in "Mario Kart World" haben wir mehr als je zuvor das Gefühl, dass Skill auf die schlussendliche Platzierung nur noch wenig Einfluss hat – und Glück dafür umso mehr. Gerade in einem Online-Rennen ist der freie Fall vom ersten auf den 24. Platz oftmals nur ein, zwei Sekunden voneinander entfernt.

Je länger man spielt, desto deutlicher werden die Unterschiede zu den Vorgängern: Cups bestehen jetzt nicht mehr aus wild zusammengewürfelten Einzelstrecken, sondern sind thematisch geordnet. Der Blatt-Cup zum Beispiel beginnt in einem asiatischen Rahmen, geht dann in eine Wasserwelt über, wird danach immer düsterer. Spieler durchqueren ein gruseliges Spukschloss, wo sich die anwesenden Geister einen schwarz-weißen Horrorfilm zu Gemüte führen, bevor es zum großen Lavahöhlen-Finale geht.

Es gibt keine Möglichkeit mehr, das Aussehen der Vehikel zu verändern. Dafür stehen aber deutlich mehr der vorgefertigten Autos und Motorräder zur Auswahl, die, genau wie zusätzliche Spielfiguren, über kontinuierliches Fahren und Aufsammeln der überall verteilten Goldmünzen freigeschaltet werden. Mit denen dürfen wir jetzt auch, frei nach Tony Hawk, an vereinzelten Geländern grinden und an speziellen Wänden entlangfahren, um genau wie beim Kurvenschliddern Energie für den Turboboost aufzuladen.

Außerdem gibt es viele kleinere Verbesserungen im Spielablauf: So wird das aktuelle Item etwa automatisch hinter das Kart gepackt, ohne dass man die linke Schultertaste gedrückt halten muss, was eine spürbare Entlastung ist. Genauso wie die Tatsache, dass die regenbogenfarbenen Itemboxen jetzt sehr viel schneller wiedererscheinen, nachdem sie aufgesammelt wurden.

Die allerwichtigste Neuerung ist aber, dass "Mario Kart World" in seinem Kern jetzt ein Open-World-Racer geworden ist. Nicht so konsequent durchgezogen wie bei der "Forza Horizon"-Konkurrenz, und auch nicht in allen Spielvarianten. Aber vom Konzept der einzelnen, in sich geschlossenen Strecken haben sich die Nintendo-Entwickler verabschiedet: Die Pisten sind jetzt keine Einzelbauten mehr, sondern immer Teil einer großen Welt, die je nach Spielmodus mal mehr, mal weniger Bewegungsfreiheit bietet.

Nirgends wird das deutlicher als im "Freien Fahren": Der Hintergrund im Hauptmenü ist kein Video, sondern eine in Echtzeit gerenderte Fahrt des zuletzt gewählten Kartracers durch die weite Landschaft des Spiels. Per Druck auf die Plus-Taste dürfen Spieler jederzeit selbst ans Steuer wechseln und direkt weiterrasen, ohne Ladepausen, ohne Beschränkungen. Allerdings auch ohne so richtig viel zu tun. Denn während einen "Forza Horizon 5" in der offenen Welt mit Aufgaben schier erschlägt, warten in "Mario Kart World" lediglich "P"-Knöpfe (die meist sehr kurze Fahr- oder Geschicklichkeits-Herausforderungen starten) und aufsammelbare Peach-Münzen. Das ist an sich schon eine nette Abwechslung; die klassischen Rennen nehmen auf dem Rücksitz Platz, das Erkunden der riesigen Umgebung setzt sich ans Steuer. Aber die große, weite Welt verliert erstaunlich schnell an Reiz.

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