Laura Dahlmeier: Erneuter Bergungsversuch erfolglos – Leiche bleibt am Laila Peak

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Laura Dahlmeier, Biathlonikone und Bergsportenthusiastin

Laura Dahlmeier, Biathlonikone und Bergsportenthusiastin

Foto: Martin Hoffmann / IMAGO

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Es war ihr Lieblingsberg, der Gipfel, von dem sie immer träumte: Der Laila Peak war Laura Dahlmeiers Sehnsuchtsziel. Doch beim Bezwingen des knapp 6100 Meter hohen Bergs kam die deutsche Biathlonikone Ende Juli dieses Jahres ums Leben. Eine erste Rettungs- und Bergungsmission für Dahlmeier, die mit ihrer Seilpartnerin in einen Steinschlag geraten war, scheiterte. Nun, knapp sieben Wochen nach dem Unglück, gab es einen erneuten Versuch, die sterblichen Überreste der 31-Jährigen zu bergen.

Wie das Management von Dahlmeier dem SPIEGEL mitteilte, fand bereits in der vergangenen Woche ein weiterer Einsatz eines Bergungsteams statt. Dieses »konnte die Situation am Laila Peak erneut bewerten«, hieß es in einer Stellungnahme. »Das Ergebnis ist, dass Laura Dahlmeiers Leichnam nicht geborgen wird.« Zu den genauen Hintergründen der Einschätzung teilte das Management nichts mit.

Laut SPIEGEL-Informationen bestand das eingesetzte Bergungsteam aus mehreren erfahrenen Bergsteigern, darunter war auch der deutsche Bergsportler Thomas Huber.

Huber war bereits an der ersten Rettungsmission für Dahlmeier beteiligt, die unmittelbar nach Bekanntwerden des Unglücks eingeleitet wurde. Die Aktion blieb jedoch erfolglos – auch weil Dahlmeier selbst ausdrücklich verfügt hatte, dass »niemand sein Leben riskieren darf, um sie zu bergen. Ihr Wunsch war es, ihren Leichnam in diesem Fall am Berg zurückzulassen«, teilte ihr Management damals mit.

In den Stunden und Tagen nach dem Unglück herrschten am Laila Peak Bedingungen, die eine Rettung sowohl aus der Luft als auch mittels Aufstieg zu Fuß unmöglich machten. Starke Winde und geringe Sicht machten direkte Anflüge via Helikopter zur Unglücksstelle unmöglich. Hinzu kamen ungewöhnlich hohe Temperaturen, die eine kontinuierlich hohe Gefahr für weitere Steinschläge darstellten. Huber schrieb damals auf Instagram: »Nach einem mehrmaligen Überflug am Laila Peak wussten wir, dass Laura zu ihrem letzten Gipfel aufgestiegen war.«

Saison endet

Huber und Dahlmeier waren zuvor bereits öfter zusammen geklettert. Ihr Tod und die erfolglose Rettungsaktion hätten einen Schmerz in ihm ausgelöst, der »kaum in Worte zu fassen« sei, so Huber weiter. Er habe sich natürlich »überlegt, wie es jetzt weitergehen soll, aber du, Laura, gabst mir schon die Antwort«, deswegen habe er sich entschlossen, seine ursprünglich geplante Bergexpedition in Pakistan fortzusetzen. In einem weiteren Posting schrieb Huber, er sei froh, nun »lange in den Bergen sein zu dürfen, mich von dieser Welt abzukoppeln und endlich weinen zu dürfen«.

Schon kurz nach dem Unglück stand fest, dass für eine potenzielle Bergung ihres Leichnams in diesem Jahr nicht mehr viel Zeit bleiben würde. Ab dem Spätsommer beginnen sich die Wetterverhältnisse im Gebiet um den Laila Peak im Norden von Pakistan für Bergsteiger traditionell deutlich zu verschlechtern. Sobald es größere Mengen Neuschnee gibt und der Wind zunimmt, wird eine Besteigung des Bergs in der Regel unmöglich; die Saison endet dann.

Deshalb gingen Expertinnen und Experten davon aus, dass ein weiterer Bergungsversuch, wenn überhaupt, wohl erst im kommenden Jahr möglich sein könnte. Ob es nach der nun erfolgten Mission eine weitere geben soll, ist nicht bekannt.

In den vergangenen Tagen herrschten teilweise etwas bessere Wetterbedingungen im Karakorum-Gebirge. So sanken die Temperaturen nach einer längeren Periode mit warmem Wetter wieder etwas ab, wodurch der Untergrund am Laila Peak stabiler wurde. Die neuerliche Bergungsmission wurde wohl auch aufgrund dieses besseren Wetterfensters gestartet. Denn nur bei guten äußeren Bedingungen wäre es überhaupt möglich, eine Bergung zu versuchen, bei der sich, wie es Dahlmeiers »ausdrücklicher und niedergeschriebener Wunsch« war, niemand in Gefahr begibt.

Laura Dahlmeier war wohl sofort tot

Dahlmeier war Ende Juli mit ihrer Seilpartnerin Marina Krauss am Laila Peak unterwegs. Beim Aufstieg zum Gipfel geriet das Duo auf etwa 5700 Metern in einen Steinschlag. Die Frauen hatten kurz zuvor entschieden, die Gipfelbezwingung sicherheitshalber abzubrechen: »Wir wussten, dass wir das technisch auf jeden Fall draufhaben, dass laut der Wettervorhersage und wenn wir in der Nacht starten, dass das alles machbar ist, und haben uns dann aber vorzeitig, bevor wir den Gipfel erreicht haben, entschieden, umzudrehen«, sagte Krauss später. Grund für die Entscheidung sei das unerwartet warme Wetter gewesen.

Das Unglück geschah demnach beim Abseilen. Dahlmeier seilte laut Krauss als Zweite ab. »Ich habe beobachtet, wie die Laura ein riesengroßer Stein getroffen hat und wie sie dann gegen die Wand geschleudert wurde. Von dem Moment an hat sie sich auch nicht mehr bewegt«, schilderte die Bergsteigerin, die selbst unverletzt blieb. Es sei für sie nicht möglich gewesen, sicher an die Unglücksstelle zu kommen. Die einzige Möglichkeit, Laura zu helfen, sei gewesen, den Helikopter zu rufen. »Sie hat keine Anzeichen von sich gegeben, ich habe gerufen, es kam keine Reaktion.«

Dahlmeiers Management teilte später mit: »Auf Grundlage der Erkenntnisse aus dem Hubschrauber-Überflug und der Schilderung der Seilpartnerin zur Schwere der Verletzungen, ist vom sofortigen Tod Laura Dahlmeiers auszugehen.«

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