Krieg in Nahost: Vier Journalisten bei israelischem Angriff auf Klinik getötet

vor 8 Stunden 1

Laut Augenzeugen waren sie nach einem ersten Angriff zum Krankenhaus geeilt. Bei einer zweiten Attacke kommen die Journalisten mit mindestens elf weiteren Menschen ums Leben. Israel stellt den schrittweisen Abzug aus Libanon in Aussicht.

Viele Angaben stammen von Konfliktparteien und lassen sich teilweise nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.

Wichtige Updates

Israel stellt schrittweisen Abzug aus Libanon in Aussicht

Kampf gegen Huthi-Miliz: Israel fliegt massiven Luftangriff gegen Ziele in Jemen

Israels Armee beschießt erneut Vororte von Gaza-Stadt

Um Geiseln zu retten: Gantz ruft zu Eintritt in Netanjahu-Regierung auf

Syrische Parlamentswahl in drei Provinzen verschoben

Philipp Saul

Mindestens 15 Tote nach israelischem Angriff auf Krankenhaus, darunter Journalisten

Bei einem israelischen Angriff im Süden des Gazastreifens sind nach palästinensischen Angaben mindestens 15 Menschen getötet worden, darunter mehrere Journalisten. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa schrieb von vier getöteten Journalisten, in anderen Berichten ist von fünf die Rede. Laut Wafa war ein Kameramann des palästinensischen Fernsehens unter den im Nasser-Krankenhaus in Chan Yunis Getöteten. Auch Sanitäter seien getötet worden. Die israelische Armee teilte mit, sie prüfe die Berichte. 

Unter den Getöteten waren nach Angaben der jeweiligen Medien ein Kameramann des arabischen Fernsehsenders Al-Jazeera, eine freie Mitarbeiterin der Nachrichtenagentur Associated Press sowie ein als freier Mitarbeiter tätiger Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters. Ein anderer freier Mitarbeiter von Reuters, ein Fotograf, sei verletzt worden.

Augenzeugen zufolge ereignete sich der zweite Angriff, nachdem Rettungskräfte, Journalisten und andere Personen nach der ersten Attacke zu der Klinik geeilt waren. Die Live-Videoübertragung von Reuters aus dem Krankenhaus, die vom später getöteten Hussam al-Masri bedient wurde, brach zum Zeitpunkt des ersten Angriffs abrupt ab. Dies zeigen Aufnahmen von Reuters. "Wir sind erschüttert über den Tod des Reuters-Mitarbeiters Hussam al-Masri und die Verletzungen eines weiteren unserer Mitarbeiter, Hatem Khaled, bei den heutigen israelischen Angriffen auf das Nasser-Krankenhaus in Gaza", erklärte ein Reuters-Sprecher. "Wir bemühen uns dringend um weitere Informationen und haben die Behörden in Gaza und Israel gebeten, uns bei der dringenden medizinischen Versorgung von Hatem zu helfen." 

Philipp Saul

Israel stellt schrittweisen Abzug aus Libanon in Aussicht

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat einen schrittweisen Abzug der verbleibenden israelischen Truppen aus Süden Libanons in Aussicht gestellt. Sofern die libanesische Armee die notwendigen Schritte zur Entwaffnung der Hisbollah unternehme, werde Israel ebenfalls Schritte unternehmen, teilte Netanjahus Büro mit. Dazu zähle in Abstimmung mit einem von den USA vorgelegten Plan eine schrittweise Reduzierung der israelischen Militärpräsenz in Libanon.

Zwischen Israel und der Hisbollah herrscht seit Ende November eine Waffenruhe. Beide Seiten werfen sich Verstöße vor. Israel hat an fünf Posten in Südlibanon weiterhin Truppen stationiert. Das israelische Militär greift zudem nahezu täglich weiter in Libanon an. Dabei sterben immer wieder Menschen. Die Angriffe gelten laut Israel Zielen der Hisbollah.

Die libanesische Regierung steht unter Druck, die Vereinbarung zur Waffenruhe umzusetzen. Dazu zählt auch die Entwaffnung der zuletzt mächtigen Hisbollah. Die Regierung in Beirut hatte dazu Anfang August einen Plan der USA angenommen, der eine vollständige Entwaffnung der schiitischen Miliz bis Jahresende vorsieht. Die staatliche Armee soll ausarbeiten, wie genau das äußerst schwierige und politisch riskante Vorhaben umgesetzt werden soll. Die Hisbollah will einer Entwaffnung erst zustimmen, wenn Israel seine Angriffe in Libanon einstellt und die verbleibenden Truppen aus dem Süden des Landes abzieht. 

Nadja Lissok

Wadephul kritisiert Offensive auf Gaza-Stadt

Bundesaußenminister Johann Wadephul hat die israelische Regierung für ihre Pläne zum Vormarsch auf die Stadt Gaza kritisiert, in der sich nach Schätzungen etwa eine Million Menschen drängen. Die deutsche Glaubwürdigkeit als globaler europäischer Akteur hänge von der Konsistenz der deutschen Politik ab - bei der Verteidigung des Völkerrechts, der Ablehnung des Terrors und beim Schutz des zivilen Lebens, sagte er bei der kroatischen Botschafterkonferenz in der Hauptstadt Zagreb. "Unserer Ansicht nach fördert die Entscheidung des israelischen Kabinetts, Gaza-Stadt zu übernehmen und die Bodenoperationen zu intensivieren, keines dieser Ziele", kritisierte er.

Nadja Lissok

Armeechef Zamir: "Es liegt ein Deal auf dem Tisch - wir müssen ihn annehmen"

Der Chef der israelischen Streitkräfte, Eyal Zamir, soll sich öffentlich dafür ausgesprochen haben, dem aktuell diskutierten Waffenruhe-Abkommen zuzustimmen. Bei einem Besuch des Marinestützpunktes Haifa sagte er Channel 13 zufolge: "Es liegt ein Deal auf dem Tisch - wir müssen ihn annehmen". Die Armee habe die Bedingungen für ein Abkommen geschaffen, jetzt liege es in den Händen Benjamin Netanjahus. Der Nachrichtensender interpretiert diese Aussage als eindeutige Botschaft an den Ministerpräsidenten.

Zamir war vor seiner Berufung zum Generalstabschef Anfang des Jahres der ranghöchste Beamte im Verteidigungsministerium. Er diente auch schon Netanjahu als Militärsekretär und galt lange als einer der Vertrauten des Regierungschefs. Er kritisierte auch die Pläne zur Besetzung von Gaza-Stadt, weil sie das Leben der israelischen Geiseln gefährde, stimmte dann aber doch zu.

Am Dienstag soll es im Sicherheitskabinett um den Stand der Verhandlungen über ein Abkommen zur Freilassung der Geiseln gehen. Die Hamas hatte vergangene Woche erklärt, sie habe einem neuen Vermittler-Vorschlag für eine Waffenruhe zugestimmt.

Juri Auel

Kampf gegen Huthi-Miliz: Israel fliegt massiven Luftangriff gegen Ziele in Jemen

Die israelische Luftwaffe hat einen massiven Angriff gegen mutmaßliche Ziele der Huthi-Miliz in Jemen geflogen. Unter anderem sei in der Hauptstadt Sanaa eine militärische Anlage in einem Areal getroffen worden, in dem sich der Präsidentenpalast befindet, teilte das israelische Militär auf seinem Telegram-Kanal mit. Weitere Ziele seien zwei Elektrizitätswerke und ein Treibstofflager gewesen, die der Versorgung der Huthi-Miliz dienten. Das Militär begründete die Luftschläge mit Raketen- und Drohnenangriffen, welche die Huthi-Miliz in letzter Zeit gegen Israel gestartet hatte.

Der von den Huthi kontrollierte Fernsehsender Al-Masirah bestätigte, dass ein E-Werk und ein Treibstofflager getroffen wurden. Bei dem Angriff seien vier Menschen getötet und 67 weitere verletzt worden, hieß es von der Huthi-Gesundheitsbehörde. 

Julia Daniel

Israel: Huthi setzten vermutlich erstmals Streumunition ein

Bei dem jüngsten Raketenangriff auf Israel hat die Huthi-Miliz nach israelischen Informationen vermutlich erstmals Streumunition eingesetzt. Eine Untersuchung habe ergeben, dass die am Freitagabend abgefeuerte Rakete höchstwahrscheinlich verschiedene weitere Sprengkörper enthielt, die bei Einschlag explodieren sollten, teilte ein Repräsentant der Luftwaffe mit. "Dies ist das erste Mal, dass eine solche Rakete aus Jemen abgefeuert wird", sagte er. Es sei jedoch wichtig zu betonen, dass Israels Luftverteidigung in der Lage sei, solche Munition abzuwehren.

Die Huthi hatten am Freitagabend mitgeteilt, sie hätten erneut den internationalen Flughafen bei Tel Aviv angegriffen. Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv gab es Raketenalarm. Die Rakete war aber laut Armee noch in der Luft zerbrochen.

Israel Luftwaffe greift auch am Sonntag Berichten zufolge wieder Ziele in Jemen an. Augenzeugen berichteten von schweren Explosionen in der Hauptstadt Sanaa. Die Angriffe hätten unter anderem eine Ölanlage und ein Kraftwerk getroffen, wo Flammen und Rauch zu sehen waren. Ob es Tote oder Verletzte gab, blieb unklar. Israels Militär äußerte sich nicht.  

Julia Daniel

Israels Armee beschießt erneut Vororte von Gaza-Stadt

Die israelische Armee hat ihre Angriffe im Gazastreifen fortgesetzt. Flugzeuge und Panzer beschossen in der Nacht zum Sonntag die östlichen und nördlichen Außenbezirke von Gaza-Stadt, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Anwohnern zufolge wurden dabei Gebäude und Wohnhäuser zerstört. Es war zudem von ununterbrochenen Explosionen in den Stadtvierteln Seitun und Schedschaija die Rede. Israels Verteidigungsminister Israel Katz bekräftigte, die Pläne für eine Bodenoffensive auf Gaza-Stadt voranzutreiben. 

Bei den jüngsten israelischen Angriffen wurden Augenzeugen zufolge auch in dem Ort Dschabalja Häuser zerstört. Das israelische Militär teilte mit, die Streitkräfte seien in den vergangenen Tagen in das Gebiet von Dschabalja zurückgekehrt, um dort Tunnel von Extremisten zu zerstören und die Kontrolle der Armee zu festigen. Die nächtlichen Explosionen lösten Panik aus und veranlassten einige Familien zur Flucht.

Julia Daniel

Emine Erdoğan appelliert in Brief an Melania Trump 

Die Frau des türkischen Präsidenten hat in einem Brief an die Frau von US-Präsident Donald Trump appelliert, sich für die Kinder im Gazastreifen einzusetzen. Sie vertraue darauf, dass Trump ihr Mitgefühl für die im Ukraine-Krieg getöteten Kinder auf die Tausenden im Gazastreifen getöteten Kinder ausweite, hieß es in dem Brief, der von der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu veröffentlicht wurde.

Erdoğan bezieht sich auf einen Brief, den die First Lady der USA an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gerichtet hatte. Darin hatte sie nach Angaben des US-Senders Fox New unter anderem zum Schutz von Kindern im Ukraine-Krieg aufgerufen. Die türkische Präsidentengattin rief Melania Trump nun dazu auf, einen Brief an den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu schreiben, um die humanitäre Krise im Gazastreifen zu beenden. Das Schreiben Erdoğans ist auf Freitag datiert.

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel sind angespannt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan greift Netanjahu immer wieder scharf verbal an. Erdoğan hatte den Überfall der islamistischen Hamas auf den Gazastreifen im Oktober 2023 zwar verurteilt, die Hamas aber anschließend als "Befreiungsorganisation" bezeichnet. 

Julia Daniel

Proteste gegen Krieg vor Wohnsitzen israelischer Minister 

Angehörige von Geiseln im Gazastreifen haben vor den Wohnsitzen israelischer Minister für eine Waffenruhe und einen Deal mit der Hamas über eine Freilassung der Entführten demonstriert. "Wir werden ein weiteres Hinauszögern nicht vergeben", hieß es in einer Mitteilung des Forums der Geiselfamilien. "Hört auf das Volk: Beendet diesen Krieg und bringt alle heim."

Die Demonstranten versammelten sich vor den privaten Wohnsitzen von sechs Regierungsmitgliedern, darunter Verteidigungsminister Israel Katz und Außenminister Gideon Saar. Am Dienstag ist in Israel erneut ein großer landesweiter Protesttag geplant. Auch am Samstag haben wieder tausende in Tel Aviv für einen Geisel-Deal demonstriert.

Die islamistische Terrororganisation Hamas hatte vergangenen Montag erklärt, sie habe einem neuen Vermittler-Vorschlag für eine Waffenruhe zugestimmt. Dabei handelt es sich Medienberichten zufolge um eine angepasste Fassung eines zuvor bereits verhandelten Vorschlags des US-Sondergesandten Steve Witkoff. Dieser sieht eine 60-tägige Waffenruhe vor, während zunächst zehn Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge freikommen. Insgesamt werden noch 50 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, nur noch 20 davon sollen am Leben sein. 

Nadja Tausche

Um Geiseln zu retten: Gantz ruft zu Eintritt in Netanjahu-Regierung auf

Der israelische Oppositionspolitiker Benny Gantz hat zur Bildung einer vorübergehenden Einheitsregierung aufgerufen, um einen Deal mit der Hamas zur Freilassung der Geiseln zu ermöglichen. Eine solche Regierung müsse ihren Weg mit einer Vereinbarung beginnen, die alle verbliebenen Geiseln heimbringe, forderte er. Nach aktuellem Kenntnisstand befinden noch 20 lebende israelische Geiseln im Gazastreifen. Im Frühjahr kommenden Jahres müsse es dann eine Neuwahl geben, an einem gemeinsam vereinbarten Datum, so der Oppositionspolitiker.

„Unsere Geiseln sind in Lebensgefahr, ihre Zeit läuft ab“, sagte er. Mit Blick auf Videoaufnahmen von bis auf die Knochen abgemagerte Geiseln sprach Gantz von „Muselmännern“ und erinnerte an seine Mutter Malka, eine Überlebende des Konzentrationslagers Bergen-Belsen. „Meine Mutter hat mir beigebracht, dass das Leben etwas Heiliges ist.“ Israel befinde sich an einer wichtigen Wegkreuzung. Der Ex-Verteidigungsminister hatte Netanjahus Regierung 2024 nach Meinungsverschiedenheiten verlassen. Er forderte nun andere Oppositionspolitiker dazu auf, sich mit ihm gemeinsam für ein halbes Jahr einer „Regierung zur Freilassung der Geiseln“ anzuschließen. „Wenn (der israelische Ministerpräsident Benjamin) Netanjahu nicht zustimmt, dann wissen wir, dass wir alles getan haben.“

Die Chancen für ein solches Bündnis gelten als äußerst gering. Der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich soll unbestätigten Medienberichten zufolge gegenüber Angehörigen der Geiseln erklärt haben, er werde aus der Regierung austreten, sollte Netanjahu einem Waffenruhe-Abkommen mit der islamistischen Hamas zustimmen. Um politisch überleben zu können, ist Netanjahu bisher auf die Unterstützung seiner rechtsextremen Partner wie Smotrich angewiesen. 

Julia Daniel

Augenzeugen: Israelische Truppen in der Stadt Gaza

Israelische Truppen sind nach Angaben palästinensischer Augenzeugen in einen Teil der Stadt Gaza eingedrungen. Den Berichten zufolge wurden Soldaten in dem Viertel Sabra gesichtet, vor allem in der Nähe eines örtlichen Schulgebäudes. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, man äußere sich nicht zu den Positionen ihrer Soldaten.

Die israelische Führung hat einen Plan zur Einnahme der Stadt Gaza gebilligt. Zuvor ist die Räumung der Stadt vorgesehen, in der sich nach Schätzungen rund eine Million Menschen aufhalten.

Mit Beginn der Offensive wird nach Medienberichten frühestens im September gerechnet. Zuletzt waren israelische Soldaten aber bereits in Vororte der Küstenstadt vorgerückt. In dem Viertel Sabra waren seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren bereits israelische Bodentruppen im Einsatz gewesen.

Hilfsorganisationen haben vor einer weiteren Verschlechterung der ohnehin katastrophalen humanitären Lage in dem Küstenstreifen gewarnt, in dem rund zwei Millionen Palästinenser leben. 

Nadja Tausche

Berichte: Dutzende Palästinenser bei Angriffen gestorben

Erneut sind Medienberichten zufolge zahlreiche Menschen bei Angriffen im Gazastreifen gestorben. Die Zeitung Times of Israel berichtet von 34 Toten seit Samstagmorgen und bezieht sich auf Aussagen von medizinischem Personal gegenüber palästinensischen Medien. Darunter seien auch Menschen gewesen, die im Norden des Gazastreifens auf Hilfe gewartet haben, heißt es. Haaretz nennt die Zahl von 61 Toten in den vergangenen 24 Stunden. Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium seien in dem Zeitraum außerdem 308 Menschen verwundet und in Krankenhäuser gebracht worden. 

Nadja Tausche

Syrische Parlamentswahl in drei Provinzen verschoben

Die erste Parlamentswahl in Syrien seit dem Sturz des früheren Machthabers Baschar al-Assad ist in Teilen des Landes verschoben worden. Ein Sprecher der Wahlbehörde begründete den Schritt mit Sicherheitsbedenken. Betroffen sind die südliche Provinz Suwaida sowie die nordöstlichen Provinzen Hasaka und Rakka. Die für die Woche vom 15. bis 20. September geplante Wahl werde nachgeholt, wenn die Sicherheitslage es zulasse, hieß es. 

Die Behörde hatte die Wahl eines neuen, vergrößerten Parlaments angekündigt. In Suwaida war im Juli zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Stammesgruppen Gewalt ausgebrochen. Die Regierung in Damaskus schickte daraufhin Truppen, um die Lage nach eigener Darstellung zu beruhigen - ihnen wurden aber auch brutale Gewalt an den Drusen vorgeworfen. Nachbar Israel bombardierte Ziele in Syrien mit dem Ziel, die Drusen zu schützen. Laut UN wurden rund 190 000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben. 

Patrick Wehner

Netanjahu: "Hungerkampagne" der Hamas hält uns nicht auf 

Auch nachdem internationale Experten erklärt haben, in und rund um Gaza-Stadt bestehe eine akute Hungersnot, hält Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu an seinen Kriegszielen unbeirrt fest. Die von der islamistischen Terrororganisation Hamas "inszenierte Hungerkampagne wird uns nicht davon abhalten, unsere Geiseln zu befreien und die Hamas zu beseitigen", sagte er in Reaktion auf einen aufsehenerregenden Bericht der weltweit als Autorität für Ernährungssicherheit anerkannten IPC-Initiative.

Netanjahu hatte zuvor Pläne für die Einnahme von Gaza-Stadt gebilligt, die im Norden des abgeriegelten Gazastreifens liegt. Israels Militär bereitet sich darauf vor, die Schätzungen zufolge rund eine Million Bewohner in Zeltlager im Süden umzuquartieren. Laut der IPC-Initiative ist das Leben von 132 000 Kindern unter fünf Jahren wegen Unterernährung bedroht. 41 000 davon würden als besonders bedrohliche Fälle betrachtet, doppelt so viele wie bei der vorherigen Einschätzung im Mai. 

"An manchen Tagen kann ich nur ein kleines Brot und eine Tomate finden, um sie zwischen drei Kindern zu teilen", klagt Mariam al-Scheikh. Ihren Kindern etwas zu essen zu beschaffen, sei ein täglicher Kampf, berichtet die 34-Jährige aus der Stadt Gaza der Deutschen Presse-Agentur. Sie sei oft stundenlang auf der Suche nach Brot oder Lebensmittelkonserven. Nachts hört sie das jüngste ihrer Kinder vor Hunger weinen. "Mehr als eine halbe Million Menschen im Gazastreifen sind mit katastrophalen Bedingungen konfrontiert, charakterisiert durch Hunger, Armut und Tod", heißt es in dem Bericht der IPC-Initiative. 

Patrick Wehner

Heusgen: Bundesregierung sollte Palästinenserstaat anerkennen 

Der frühere Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, fordert die Bundesregierung angesichts des Leids im Gazastreifen zur Anerkennung eines palästinensischen Staates auf.  „Es würde weltweit als besonders starke Geste wahrgenommen, weil Deutschland zu Recht als treuer Freund Israels gilt", schreibt Heusgen in einem Gastbeitrag für das Redaktionsnetzwerk Deutschland.

 „Es wird die Situation kurzfristig nicht verändern, aber ein starkes Signal der Solidarität mit dem palästinensischen Volk senden, wenn wir uns der Staatenmehrheit anschlössen", so der frühere Top-Diplomat und langjährige Berater von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Kanada und Australien, wollen im September einen palästinensischen Staat anerkennen. Die Bundesregierung hat mehrfach deutlich gemacht, dass dies für Deutschland vorerst keine Option ist. Man sehe die Anerkennung „als einen der abschließenden Schritte" auf dem Weg zu einer Zweistaatenlösung, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius Ende Juli.

Aus Sicht von Heusgen sei zu befürchten, dass Israel sich zum „Apartheidstaat" entwickle. Der Begriff spielt auf die rassistische Diskriminierung von Schwarzen in Südafrika bis Anfang der neunziger Jahre an; seine Benutzung in Bezug auf Israel ist umstritten. Heusgen bezieht sich mit seiner Wortwahl auf eine Aussage des früheren US-Außenministers John Kerry aus dem Jahr 2014. Dieser hatte damals allerdings bedauert, in Bezug auf Israel von „Apartheid" gesprochen zu haben. 

Heusgen betont, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu lehne einen Palästinenserstaat ab und unterstütze die Siedlergewalt im Westjordanland. „Alle diplomatischen Versuche, die israelische Regierung zum Einlenken zu bringen, haben nichts bewirkt." Israels Sicherheit sei deutsche Staatsräson. „Aber zur israelischen Sicherheit gehört auch, dass sich das Land nicht durch den exzessiven Einsatz militärischer Gewalt und den Bruch des Völkerrechts weltweit Feinde macht und isoliert." 

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