Israels Militär hat nach eigenen Angaben seit Beginn der Großoffensive in der Stadt Gaza mehr als 150 Ziele getroffen. Es gibt zahlreiche Tote und Verletzte. Das Liveblog
Aktualisiert am 17. September 2025, 12:53 Uhr
Israel meldet mehr als 150 getroffene Ziele seit Beginn der Offensive auf Gaza-Stadt
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn ihrer Offensive in der Stadt Gaza mehr als 150 Ziele angegriffen. Zur Unterstützung der Bodentruppen seien in den vergangenen zwei Tagen über 150 terroristische Ziele durch die israelische Luftwaffe und Artillerieeinheiten in der Stadt getroffen worden, teilte Israels Militär mit.
Laut dem von der Hamas kontrollierten Zivilschutz wurden mindestens zwölf Menschen im Gazastreifen durch israelische Luftangriffe in der Nacht zum Mittwoch getötet.
Weitere Tote durch israelischen Angriff in Gaza
Im Gazastreifen hat es nach Angriffen Israels erneut zahlreiche Tote gegeben. Seit dem Morgen seien 17 Menschen gestorben, darunter sieben in Gaza-Stadt, meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Unter den Toten soll auch eine schwangere Frau gewesen sein. Die Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen.
Katar kritisiert Israels Bodenoffensive in Gaza-Stadt
Das katarische Außenministerium hat die neue israelische Bodenoffensive in der Stadt Gaza deutlich verurteilt. Der Einsatz sei eine "Ausweitung des Völkermordkrieges" gegen die palästinensische Bevölkerung, schrieb das Außenministerium auf der Plattform X. Israel weist die Vorwürfe, es begehe im Krieg gegen die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen Völkermord, zurück.
Israel öffnet zeitlich begrenzte Fluchtroute für Bewohner von Gaza-Stadt
Die israelische Armee hat angekündigt, für begrenzte Zeit eine neue Evakuierungsroute für die Einwohnerinnen und Einwohner der unter Beschuss stehende Stadt Gaza zu öffnen. Ab 11.00 Uhr MESZ werde eine Fluchtroute entlang der Straße Salah al-Din geöffnet, teilte ein Armeesprecher auf X mit. Die Straße verläuft durch den gesamten Küstenstreifen in nordsüdlicher Richtung.
Am Freitag um dieselbe Uhrzeit werde die Route wieder geschlossen, sagte der Sprecher weiter. Die Mitteilung enthielt eine Karte mit farblich markierten Wegen parallel zu der Salah-al-Din-Straße, für welche die Fluchtroute ausschließlich gelte.
Die israelische Armee hatte gestern den Beginn einer Großoffensive auf Gaza-Stadt verkündet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte angekündigt, zusätzliche Fluchtrouten einrichten zu wollen.
Hilfsorganisationen fordern Kriegsende im Gazastreifen
Ein Zusammenschluss mehrerer Hilfsorganisationen hat vor der UN-Vollversammlung zu mehr internationalen Bestrebungen für ein Ende des Gazakriegs aufgerufen. "Die Staaten müssen alle ihnen zur Verfügung stehenden politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Mittel einsetzen, um zu intervenieren", teilte Save the Children im Namen von mehr als 20 Hilfsorganisationen mit. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Ärzte ohne Grenzen und Oxfam International.
„"Unsere Warnungen wurden ignoriert, und Tausende weitere Menschenleben stehen weiterhin auf dem Spiel."“
Hilfsorganisation Save the ChildrenWenn die UN-Mitgliedsstaaten aus dem Völkerrecht resultierende rechtliche Verpflichtungen als optional betrachteten, machten sie sich nicht nur mitschuldig, sondern schafften auch einen gefährlichen Präzedenzfall für die Zukunft, teilten die Organisationen mit. "Wir versagen gegenüber den Menschen in Gaza, wir versagen gegenüber den Geiseln, und wir versagen gegenüber unserer eigenen kollektiven moralischen Verpflichtung", hieß es.
Trump lädt Netanjahu offenbar erneut ins Weiße Haus ein
US-Präsident Donald Trump hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu nach israelischen Angaben erneut zu einem Besuch in Washington eingeladen. Das gab Netanjahu selbst bekannt. Eine Bestätigung der USA steht noch aus.
Das Treffen sei nach Netanjahus Rede am 29. September bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen in New York geplant. Es wäre bereits sein vierter Besuch im Weißen Haus seit dem Amtsantritt Trumps im Januar.
Yannick von Eisenhart Rothe
Bodenoffensive in Gaza-Stadt könnte laut Armee Monate dauern
Die israelische Bodenoffensive in Gaza-Stadt könnte Armeeangaben zufolge viele Monate dauern. Das israelische Militär gehe laut einem Sprecher davon aus, dass es zunächst mehrere Monate dauern werde, bis man dort die Kontrolle über die wichtigsten Gegenden übernommen haben werde. Danach werde es weitere Monate brauchen, um die Infrastruktur von Terrororganisationen in der im Norden des Gazastreifens gelegenen Stadt zu beseitigen, sagte Effie Defrin.
"Unter den Straßen verläuft ein ausgedehntes Tunnelnetz, das Kommandozentralen, Raketenwerfer und Waffenlager miteinander verbindet", sagte der Armeesprecher weiter. "Alles absichtlich unter Zivilisten und ziviler Infrastruktur versteckt." Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Internationale Hilfsorganisationen haben angesichts der Pläne für die umstrittene Bodenoffensive immer wieder vor einer Verschärfung der schlimmen humanitären Lage im Gazastreifen gewarnt.
Über 10.000 Kinder leiden in Gaza-Stadt an akuter Unterernährung
Mehr als 10.000 Kinder in Gaza-Stadt sind nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (Unicef) von akuter Unterernährung betroffen. Die heute begonnene Bodenoffensive der israelischen Armee in der Stadt stellt laut Unicef-Sprecherin Tess Ingram eine „tödliche Bedrohung für die Schwächsten“ dar.
Bei einer Pressekonferenz der Vereinten Nationen in Genf warnte Ingram zudem vor einer weiteren Verschlechterung der Ernährungssituation: "Wir schätzen, dass derzeit 26.000 Kinder im Gazastreifen aufgrund akuter Unterernährung behandelt werden müssen – mehr als 10.000 von ihnen allein in Gaza-Stadt“, sagte sie. Die Ernährungszentren in der Stadt hätten "aufgrund von Evakuierungsbefehlen und der militärischen Eskalation gezwungenermaßen in dieser Woche schließen müssen“, fügte Ingram hinzu.
Auch UN-Generalsekretär António Guterres nannte die Entwicklungen in Gaza "schrecklich“. Der Krieg in den palästinensischen Gebieten sei moralisch, politisch und rechtlich nicht hinnehmbar.
Israel will zusätzliche Fluchtrouten für Bevölkerung von Gaza-Stadt öffnen
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich zum Militäreinsatz in Gaza-Stadt geäußert. „Unsere Streitkräfte operieren in Gaza-Stadt natürlich mit dem Ziel, den Feind zu besiegen, aber sie bemühen sich gleichzeitig um die Evakuierung der Zivilbevölkerung“, sagte er.
Israel bemühe sich, dafür zusätzliche Fluchtrouten zu öffnen. So solle die Bevölkerung Gazas von Terroristen getrennt werden, bevor diese bekämpft werden. Die Befreiung der israelischen Geiseln nannte Netanjahu nicht als Ziel des Einsatzes.
Israel fängt Rakete aus dem Jemen ab
Israel hat eine Rakete aus dem Jemen abgeschossen. Das berichteten mehrere israelische Medien übereinstimmend mit Bezug auf die israelische Armee. In Jerusalem und anderen Regionen im Zentrum Israels waren Sirenen zu hören. Es gibt derzeit keine Berichte über Tote oder Verletzte.
Der Angriff erfolgte kurz nachdem das israelische Militär den jemenitischen Hafen Hodeidah am Roten Meer angegriffen hat. Der Hafen werde von der Miliz für den Transfer von Waffen aus dem Iran genutzt, hieß es in einer Mitteilung der Armee.
Israel sieht Sanktionspläne der EU-Kommission als "unverhältnismäßig"
Die israelische Regierung hat die Pläne der EU-Kommission für Sanktionen gegen Israel kritisiert. In einem Schreiben an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spricht der israelische Außenminister Gideon Saar davon, dass es „unverhältnismäßig“ und „beispiellos“ wäre, wegen des israelischen Vorgehens im Gazastreifen bestimmte Handelsvorteile aussetzen zu wollen. Ihm zufolge würden die geplanten Sanktionen eine Umgehung eines ordnungsgemäßen Verfahrens und anderer EU-Vorschriften darstellen. In dem Brief wirft er der Kommission zudem vor, dass sie durch die Sanktionen die Hamas stärken würden.
„„Es ist zutiefst beunruhigend, dass Sie mit einem solchen Vorschlag in der Praxis eine Terrororganisation stärken, die für abscheuliche Verbrechen verantwortlich ist und diese weiterhin begeht, während Israel, ein langjähriger Partner der EU, einen existenziellen Krieg führt.““
Israels Außenminister Gideon Saar"Gaza brennt"
In der Nacht zum Dienstag hat die israelische Armee die lang angekündigte Bodenoffensive in Gaza-Stadt begonnen. Seither wurden Dutzende Menschen getötet, Hunderttausende sind bereits vertrieben.
Trotz der Überlegenheit der israelischen Armee könnte es ein langer Kampf werden, analysiert mein Kollege Hauke Friederichs gemeinsam mit Steffi Hentschke für die ZEIT. Während Israel sich immer weiter isoliere, stießen die Befehle von Premierminister Netanjahu auch bei der Armeeführung zunehmend auf Unverständnis.
Den vollständigen Text lesen Sie hier:
Yannick von Eisenhart Rothe
Kallas fordert deutsche Unterstützung für Sanktionen
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas appelliert an die Bundesregierung, die Pläne für europäische Handelssanktionen gegen Israel zu unterstützen oder andere Druckmittel vorzuschlagen. Wer vorgeschlagene Maßnahmen in Reaktion auf Israels Vorgehen im Gazastreifen nicht unterstütze, solle bitte Alternativen nennen, sagte Kallas dem Sender Euronews.
Zu den geplanten Handelssanktionen sagte Kallas, diese würden für Israel hohe Kosten verursachen. Sie spielte damit darauf an, dass Israels Handel mit der EU zuletzt rund ein Drittel des gesamten israelischen Warenhandels ausmachte und die EU damit der wichtigste Handelspartner für Israel war. Andersherum ist Israel hingegen als Handelspartner nicht besonders relevant für die EU.
Die Pläne der EU-Kommission sehen nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa vor, bestimmte Handelsvereinbarungen zwischen der EU und Israel auszusetzen. Sie regeln insbesondere, welche Waren zollfrei oder zu vergünstigten Konditionen gehandelt werden können. Der konkrete Vorschlag soll den Mitgliedstaaten an diesem Mittwoch präsentiert werden.
„"Wenn wir uns einig sind, dass die Lage unhaltbar ist und wir die israelische Regierung zum Kurswechsel bringen wollen, dann müssen wir klären: Was können wir dafür tun?"“
EU-Außenbeauftragte Kaja KallasIsrael beschießt jemenitischen Hafen am Roten Meer
Das israelische Militär hat den jemenitischen Hafen Hodeidah am Roten Meer angegriffen. Das berichtete der mit der Huthi-Miliz verbundene Fernsehsender Al Masirah TV, wenige Stunden nachdem Israel eine Räumungsanordnung für den Hafen erlassen hatte.
Die israelische Armee bestätigte den Angriff. Der Hafen werde von der Miliz für den Transfer von Waffen aus dem Iran genutzt, hieß es in der Mitteilung. Belege dafür legte Israel nicht vor. Verteidigungsminister Israel Katz schrieb auf der Onlineplattform X, der Angriff sei erfolgt, um die See- und Luftblockade der Huthis sicherzustellen.
Zuvor hatten die Huthis erneut Schiffe im Roten Meer angegriffen – nach eigenen Angaben aus Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen. Zudem feuerte die Miliz Raketen auf Israel, von denen jedoch die meisten abgefangen wurden.
EU fordert Israel zum Stopp der Bodenoffensive in Gaza-Stadt auf
Die Europäische Union hat Israel aufgefordert, seine Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens zu beenden. "Eine militärische Intervention wird zu mehr Zerstörung, mehr Tod und mehr Vertreibungen führen", sagte EU-Kommissionssprecher Anouar El Anouni. Dies werde auch die bereits katastrophale humanitäre Lage verschlimmern. Zudem seien die Leben der Geiseln im Gazastreifen in Gefahr.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas wird den Mitgliedsstaaten voraussichtlich morgen Vorschläge vorlegen, wie der Druck auf Israel erhöht werden könnte.
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte bereits vergangene Woche angekündigt, die EU-Staaten um Zustimmung für neue Sanktionen gegen rechtsextreme Regierungsmitglieder sowie um eine Teilaussetzung eines Handelsabkommens mit Israel zu bitten. Zudem will sie Gelder der Kommission im Millionenumfang einfrieren. Für diesen Schritt benötigt sie keine Zustimmung der Mitgliedsstaaten.