Krieg in der Ukraine: Vance behauptet, Russland hat „erhebliche Zugeständnisse“ gemacht

vor 18 Stunden 1

US-Vizepräsident Vance lobt Russland in einem Interview: Moskau habe erstmals signifikante Zugeständnisse gemacht. Genauere Ausführungen bleibt er jedoch schuldig. Die Aussicht auf echte Friedensgespräche hat sich in den vergangenen Tagen weiter eingetrübt.

Viele Angaben über den Kriegsverlauf wie Opferzahlen oder Details zu Kämpfen stammen von ukrainischen oder russischen Behörden und lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.

Wichtige Updates

Ukrainische Armee berichtet von Erfolgen im Donbass 

Russland wirft Ukraine Angriff auf Atomkraftwerk vor - weitere Angriffe auf Industrieanlagen

USA sollen Ukraine Angriffe mit US- und europäischen Langstreckenraketen verbieten

Ukrainischer Kampfjet „MiG-29“ stürzt ab – Pilot tot

Moskau sieht Bedingungen für Treffen mit Selenskij als nicht erfüllt an

Patrick Wehner

Vance behauptet, Russland hat "erhebliche Zugeständnisse" gemacht

Russland hat nach Darstellung von US-Vizepräsident JD Vance "erhebliche Zugeständnisse" für Verhandlungen über ein Ende des Kriegs in der Ukraine gemacht. "Sie waren tatsächlich bereit, bei einigen ihrer Kernforderungen flexibel zu sein. Sie haben darüber gesprochen, was notwendig wäre, um den Krieg zu beenden", sagte Vance in einem Interview des Senders NBC. Russland habe zugestimmt, "dass die Ukraine nach dem Krieg ihre territoriale Integrität behalten wird. Sie haben erkannt, dass sie in Kiew kein Marionettenregime installieren können."

Russland hat seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland am 24. Februar 2022 begonnen. Vance sagte nun, er denke, die Russen hätten Trump "zum ersten Mal in dreieinhalb Jahren dieses Konflikts erhebliche Zugeständnisse gemacht". Vance bekräftigte, die USA würden keine Truppen schicken, um ein Friedensabkommen durchzusetzen. "Der Präsident hat sich sehr klar ausgedrückt. Es wird keine Bodentruppen in der Ukraine geben." Aber die USA würden weiterhin eine aktive Rolle spielen, um sicherzustellen, dass die Ukrainer die Sicherheitsgarantien und das Vertrauen hätten, die sie bräuchten, um den Krieg von ihrer Seite aus zu beenden - und dass die Russen das Gefühl hätten, dass sie den Krieg von ihrer Seite aus beenden könnten.

Allerdings sind die Hoffnungen auf ein von US-Präsident Trump in Aussicht gestelltes baldiges Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit Kremlchef Wladimir Putin nach Äußerungen aus Moskau weitgehend verflogen. Außenminister Sergej Lawrow hatte erklärt, dass solch ein Treffen gut vorbereitet sein müsse und wiederholte bekannte Forderungen, die eher an Bedingungen für eine Kapitulation der Ukraine erinnern als an ein echtes Friedensangebot. Bei den seit Mai laufenden direkten Verhandlungen zwischen Kiew und Moskau auf unterer Ebene gibt es bislang kaum Fortschritte. Trump sagte am Freitag nach den anhaltenden russischen Angriffen auf die Ukraine, dass ein Friedensabkommen zwischen beiden Ländern noch Wochen dauern könnte. Er denke, in den nächsten zwei Wochen werde sich herausstellen, in welche Richtung es gehe. 

Juri Auel

Ukrainische Armee berichtet von Erfolgen im Donbass 

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben erneut Geländegewinne im Donbass erzielt. Zunächst berichtete Armeechef Olexander Syrskyj, dass in der Region Donezk drei von russischen Einheiten besetzte Ortschaften zurückerobert worden seien.
 Später meldete der ukrainische Militärgeheimdienst HUR die Rückeroberung einer weiteren Ortschaft. Gemeinsam mit einer Heereseinheit seien russische Soldaten aus der Ortschaft Nowomychajlowka vertrieben worden. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

Die ukrainischen Streitkräfte haben in den vergangenen Tagen mehrere kleine Geländegewinne im Südosten des Landes erzielt. Bis dahin waren stets russische Truppen auf dem Vormarsch. Größter Brennpunkt bleibt die Umgebung der inzwischen zerstörten Stadt Pokrowsk. „Dort ist die Lage am schwierigsten“, sagte Syrskyj. Dort seien „die Verteidigung der ukrainischen Unabhängigkeit und der ukrainischen Flagge nicht nur hehre Worte, sondern ein tägliches Risiko und ein täglicher Kraftakt“.

Präsident Wolodimir Selenskij hat vor Kurzem angedeutet, dass die ukrainischen Streitkräfte von der Defensive in die Offensive wechseln wollten. Anlass dazu war ein Post von US-Präsident Donald Trump, der mit einem Sport-Vergleich betont hatte, dass eine verteidigende Mannschaft nicht gewinnen könne.

Juri Auel

Söder hält Debatte über Soldaten für Ukraine für überflüssig

CSU-Chef Markus Söder hält eine Debatte über eine mögliche Beteiligung der Bundeswehr an einer Friedenstruppe in der Ukraine für überflüssig. "Die Frage stellt sich aus meiner Sicht nicht", sagt er im ARD-Sommerinterview. "Denn jede Lösung, egal wie, mit Russland wird definitiv keine Nato-Soldaten vorsehen. Deswegen stellt sich das nicht", betont er. "Grundlegend" wäre er allerdings auch sehr zurückhaltend, ob die Bundeswehr in der Lage wäre, einen substanziellen Beitrag zu erbringen. "Ohne Amerikaner macht das keinen Sinn." 

Julia Daniel

Kanada liefert der Ukraine Waffen

Die Ukraine bekommt in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Armee weitere Unterstützung aus Kanada. Bei seinem Besuch in Kiew zum Unabhängigkeitstag der Ukraine sagte Kanadas Premierminister Mark Carney dem Land ein Waffenpaket im Umfang von einer Milliarde kanadischer Dollar (rund 617 Mio. Euro) zu. Das für September angekündigte Paket beinhaltet Drohnen, Munition und nicht näher beschriebenes schweres militärisches Gerät, wie ukrainische Medien berichteten.

Zugleich deutete Carney bei einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij die Präsenz kanadischer Truppen zur Absicherung eines möglichen Friedensabkommens an. Eine Reihe von Unterstützern der Ukraine haben bereits ihre Bereitschaft zur Stationierung von Truppenkontingenten zugesagt, um neue Angriffe russischer Militärs zu verhindern. 

Julia Daniel

Selenskij gratuliert Ukrainern zum Unabhängigkeitstag 

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat dreieinhalb Jahre nach Kriegsbeginn seinen Landsleuten zum Unabhängigkeitstag gratuliert. "Wir werden eine Ukraine schaffen, die genügend Kraft und Potenz hat, um in Sicherheit und Frieden zu leben", versprach Selenskij in seiner auf Telegram verbreiteten Ansprache.

Auf dem Video ist er vor dem Hintergrund des Unabhängigkeitsplatzes in Kiew zu sehen. Die mächtige Freiheitsstatue auf dem Maidan sei auch ein Symbol für die Unzerstörbarkeit der Ukraine, die dem Angriffskrieg Russlands seit dreieinhalb Jahren standgehalten habe, betonte er in dem Video. Der Krieg habe zu einem neuen Selbstwertgefühl der Ukrainer geführt, die sich nicht mehr auf den guten Willen anderer verließen, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nähmen und bereit seien, für ihre Freiheit zu kämpfen, sagte der ukrainische Präsident.

Er erinnerte an die täglichen Luftschläge Russlands gegen zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen in der Ukraine. Die Ukraine antworte darauf mit Angriffen gegen Treibstoffdepots, aber auch Militärflugplätze tief in Russland. Das könne ihr niemand verbieten. Zu diesen Worten wurden die Bilder der vom ukrainischen Geheimdienst organisierten Drohnenattacke auf Flugzeuge der strategischen Bomberflotte Russlands Anfang Juli präsentiert. 

Auch der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz gratuliert den Ukrainiern und unterstreicht die fortwährende Unterstützung Deutschlands bei der Abwehr des russischen Angriffskrieges. "Zum Unabhängigkeitstag stehen wir fest an ihrer Seite - heute und in Zukunft", schrieb Merz in deutscher, ukrainischer und englischer Sprache auf der Plattform X. Der CDU-Politiker hob den "großen Mut" hervor, mit dem sich Ukrainerinnen und Ukrainer gegen Russlands Angriffe wehrten. "Sie kämpfen für unsere Freiheitsordnung in Europa und einen gerechten Frieden", betonte der Kanzler.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen unterstrich ebenfalls die Bedeutung des Abwehrkampfes der Ukraine für die Sicherheit Europas. "Wir stehen Ihnen zur Seite, solange es nötig ist. Denn eine freie Ukraine bedeutet ein freies Europa", schrieb von der Leyen auf X. 

Julia Daniel

Kanadas Ministerpräsident Carney zu Besuch in Kiew

Der kanadische Ministerpräsident Mark Carney ist zu einem Besuch in Kiew eingetroffen. Dies teilte der Stabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij, Andrij Jermak, mit. Der Besuch fällt auf den Unabhängigkeitstag der Ukraine. "An diesem besonderen Tag - dem Unabhängigkeitstag der Ukraine - ist es für uns besonders wichtig, die Unterstützung unserer Freunde zu spüren", schreibt Jermak auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. "Und Kanada stand uns immer zur Seite."

Patrick Wehner

Russland wirft Ukraine Angriff auf Atomkraftwerk vor - weitere Angriffe auf Industrieanlagen

Ein ukrainischer Drohnenangriff löst russischen Angaben zufolge auf dem Gelände des Atomkraftwerks Kursk einen Brand aus und beschädigt einen Transformator. Eine Kampfdrohne der ukrainischen Streitkräfte sei von der Luftabwehr in der Nähe des Atomkraftwerks Kursk abgeschossen worden, teilt die Pressestelle der Anlage mit. Beim Aufprall sei die Drohne detoniert und habe einen Hilfstransformator beschädigt. Die Leistung von Block drei der Anlage wird daraufhin auf 50 Prozent reduziert. Das Feuer ist inzwischen gelöscht, Verletzte gibt es den Angaben zufolge nicht. Die Strahlenwerte liegen im Normalbereich. Eine Stellungnahme der Ukraine liegt zunächst nicht vor. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte mehrfach vor Schäden an Atomkraftwerken im Ukraine-Krieg gewarnt. IAEA-Chef Rafael Grossi sagte vor rund einem Jahr bei einem Besuch im Atomkraftwerk Kursk, Attacken könnten gefährlich enden.

Außerdem soll es laut russischen Angaben einen ukrainischen Drohnenangriff auf die Stadt Sysran in der südlichen Region Samara gegeben haben. Dabei sei ein Industrieunternehmen attackiert worden, teilt Regionalgouverneur Wjatscheslaw Fedorischtschew auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Nach vorläufigen Informationen habe es keine Toten oder Verletzten gegeben.

Im russischen Ostseehafen Ust-Luga ist nach Behördenangaben eine Ölraffinerie durch einen ukrainischen Drohnenangriff in Brand geraten. Über dem Hafen seien zehn Drohnen abgeschossen worden, schrieb der Gouverneur des die Millionenstadt St. Petersburg umgebenden Leningrader Gebiets, Alexander Drosdenko, auf Telegram. "Die Trümmer eines unbemannten Flugapparats wurden zur Ursache für einen Brand am Novatek-Terminal", Feuerwehr und Katastrophenschutz seien im Löscheinsatz. Novatek ist ein kremlnaher Öl- und Gasproduzent, der unter anderem eine milliardenschwere Anlage zur Herstellung von Flüssigerdgas (LNG) auf der arktischen Halbinsel Jamal betreibt.

Patrick Wehner

USA sollen Ukraine Angriffe mit US- und europäischen Langstreckenraketen verbieten

Die USA untersagen der Ukraine einem Medienbericht zufolge die Nutzung der von ihnen gelieferten Langstreckenraketen vom Typ ATACMS für Angriffe auf Ziele in Russland. Dies berichtet die Zeitung Wall Street Journal (WSJ) unter Berufung auf US-Regierungsvertreter. Laut Bericht muss US-Verteidigungsminister Pete Hegseth jeden Einsatz der Langstreckenwaffen persönlich genehmigen. Das gilt laut WSJ auch für den Einsatz der britisch-französischen Storm Shadow-Langstreckenraketen, da diese sich auf Zielangaben der USA stützen. Eine Stellungnahme des Weißen Hauses, des Pentagons sowie des ukrainischen Präsidialamtes und Verteidigungsministeriums liegen nicht vor.

Die Nachricht kommt zu einer Zeit, in der sich US-Präsident Trump zunehmend frustriert über den seit drei Jahren andauernden Krieg in der Ukraine zeigt. Nach einem Gipfel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und einem anschließenden Treffen mit europäischen Staats- und Regierungschefs sowie dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij waren keine erkennbaren Fortschritte erzielt worden.

Am Donnerstag hatte Trump auf seiner Plattform Truth Social geschrieben, dass die Ukraine mehr in die Offensive gehen sollte: „Es ist sehr schwer, wenn nicht unmöglich, einen Krieg zu gewinnen, ohne das Land des Invasors anzugreifen.“ Zudem schrieb er: „Es ist wie bei einer großen Sport-Mannschaft, die eine fantastische Abwehr hat, aber nicht offensiv spielen darf. Da gibt es keine Chance zu gewinnen.“ Sein Amtsvorgänger Joe Biden habe der Ukraine nicht erlaubt zurückzuschlagen. Das ist jedoch so nicht richtig. Viel mehr hatte Biden am Ende seiner Amtszeit der Ukraine den Einsatz eben jener ATACMS-Raketen auf russischem Gebiet genehmigt, deren Nutzung laut des WSJ-Berichts nun von der Trump-Regierung untersagt worden sein soll.

Lesen Sie hier, wie Biden der Ukraine den Einsatz der ATACMS-Raketen erlaubte (SZ Plus): 

Russland meldet Eroberung weiterer Orte

Die russische Armee reklamiert die Eroberung weiterer Ortschaften in der Ostukraine für sich. Im Gebiet Donezk seien die Dörfer Serednje und Kleban-Byk besetzt worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Kleban-Byk liegt südlich der von der Ukraine verteidigten Stadt Kostjantyniwka. Sollten die Angaben stimmen, wären ukrainische Truppen im Nachbarort Schtscherbyniwka nahezu abgeschnitten. In dem Gebiet erschwert zudem eine Talsperre einen möglichen Abzug der Ukrainer.

Ukrainische wie russische Militärbeobachter bestätigten auf ihren Karten die Eroberung von Kleban-Byk allerdings nicht. Der Generalstab der Ukraine schrieb in seinem Morgenbericht nur von Angriffen auf Schtscherbyniwka.

Ukrainischer Kampfjet „MiG-29“ stürzt ab – Pilot tot

Für die Ukraine wiegt im Krieg jeder Verlust eines Flugzeugs schwer. Nun hat das Land nach Militärangaben einen seiner Kampfjets MiG-29 verloren. Der Pilot sei getötet worden, teilte der Generalstab in Kiew auf Facebook mit. Die Rede war von einem Unfall beim Landeanflug nach einem Kampfeinsatz. Die Unfallursache werde untersucht.

Der noch zu sowjetischen Zeiten konstruierte Mehrzweckjäger MiG-29 ist mit wenigen Dutzend Exemplaren das am häufigsten vertretene Flugzeug in der kleinen ukrainischen Luftwaffe. Wegen des russischen Angriffskrieges hat die Ukraine auch Maschinen dieses Typs aus anderen Ländern bekommen, so aus Polen und der Slowakei.

Darüber hinaus meldete die ukrainische Armee erneut nächtliche Luftangriffe. Nach Mitteilung der Luftwaffe griff Russland mit 49 Kampfdrohnen an, von denen 36 ausgeschaltet wurden. Es habe Treffer an sieben Orten gegeben. Am Vormittag gab es in der Hauptstadt Kiew erneut Luftalarm wegen russischer Drohnen. Die Flugabwehr war im Einsatz, wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte. Eine Drohne sei auf eine Straße gestürzt.

Patrick Wehner

Moskau sieht Bedingungen für Treffen mit Selenskij als nicht erfüllt an

Ein baldiges Gipfeltreffen von Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij ist für Russland unrealistisch. "Putin ist bereit, sich mit Selenskij zu treffen, wenn eine Tagesordnung für den Gipfel vorbereitet ist, und diese Tagesordnung ist überhaupt noch nicht fertig", sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow dem US-Fernsehsender NBC.

US-Präsident Trump hatte sich für ein solches Treffen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ausgesprochen. Moskau hatte sich dazu bislang ausweichend geäußert. Lawrow sagte nun, zu den Punkten, die vor einem solchen Treffen geklärt sein müssten, gehörten Gebietsabtretungen und ein ukrainischer Verzicht auf eine Mitgliedschaft im westlichen Militärbündnis. "Selenskij hat zu allem Nein gesagt", sagte Lawrow.

Russland hat im Laufe der vor dreieinhalb Jahren begonnenen Invasion die ostukrainische Region Luhansk fast vollständig und die vom Kreml beanspruchten Gebiete Donezk, Saporischschja und Cherson teilweise eingenommen. Für ein Einfrieren der Front in Saporischschja und Cherson fordert Putin dem Vernehmen nach Kiews vollständige Aufgabe der Regionen Luhansk und Donezk. Die ebenfalls von Moskau beanspruchte Halbinsel Krim kontrolliert Russland bereits seit 2014. 

Nach dem Alaska-Gipfel am Freitag vergangener Woche hatten US-Präsident Trump, Selenskij und europäische Spitzenpolitiker am Montag über einen Friedensprozess für die Ukraine beraten. Als Nächstes soll nach Trumps Vorstellungen ein Treffen Putins mit Selenskij stattfinden. Selenskij hatte Moskau vorgeworfen, nicht an einem Frieden interessiert zu sein. "Ehrlich gesagt sind die Signale aus Russland derzeit einfach unanständig", sagte er. "Sie versuchen, sich aus der Notwendigkeit eines Treffens herauszuwinden. Sie wollen diesen Krieg nicht beenden. Sie setzen ihre massiven Angriffe gegen die Ukraine und ihre sehr heftigen Angriffe an der Front fort." 

Patrick Wehner

Diplomaten: China zeigt Bereitschaft zur Teilnahme an Friedenstruppen

China ist EU-Diplomaten zufolge offenbar zu einer Beteiligung an möglichen Friedenstruppen in der Ukraine bereit. Dies berichtet die Welt am Sonntag vorab unter Berufung auf Diplomaten, die Kontakte zu chinesischen Regierungskreisen unterhalten. In dem Bericht heißt es, die Regierung in Peking sei dazu nur bereit, wenn die Friedenstruppen auf der Grundlage eines Mandats der Vereinten Nationen eingesetzt würden. 

In Brüssel stößt der Plan aus Peking auf geteiltes Echo. Einerseits könnte die Einbeziehung Chinas die Akzeptanz für eine Stationierung ausländischer Truppen zur Überwachung eines Friedens befördern. "Es besteht aber auch die Gefahr, dass China in der Ukraine vor allem spionieren will und im Konfliktfall anstatt einer neutralen Position eine klar prorussische Position einnimmt", sagte ein hoher EU-Diplomat, der mit den aktuellen Beratungen in Brüssel vertraut ist.

Patrick Wehner

Ukraine erhielt 2025 bereits zehn Milliarden Euro aus eingefrorenen russischen Geldern

Die EU hat der Ukraine in der ersten Hälfte dieses Jahres 10,1 Milliarden Euro an Erlösen aus eingefrorenen Geldern der russischen Zentralbank überwiesen. Das zeigen Zahlen der EU-Kommission, die der Welt am Sonntag laut Vorabbericht vorliegen. Brüssel unterstützt mit dem Geld militärische und zivile Projekte in der Ukraine. Im März, Mai, Juni und Juli erhielt die Regierung von Präsident Wolodimir Selenskij den Zahlen zufolge jeweils eine Milliarde Euro an Zinserträgen, im Januar waren es drei Milliarden, im April 3,1 Milliarden. Das russische Vermögen selbst liegt bei dem belgischen Unternehmen Euroclear, das Wertpapiere verwahrt und Aktiengeschäfte abwickelt. Im Jahr 2022 hatte die EU insgesamt 210 Milliarden Euro aus Russland festgesetzt. 

Juri Auel

Estland will eine Kompanie für Friedenssicherung stellen

Estland ist bereit, sich mit einer Truppenstärke von bis zu einer Kompanie an einem Einsatz zur Sicherung des Friedens in der Ukraine zu beteiligen. Dies sagt Ministerpräsident Kristen Michal bei einer Pressekonferenz mit seinem finnischen Amtskollegen in Tallinn.

Nato-Generalsekretär Rutte in Kiew

Nato-Generalsekretär Mark Rutte ist zur Abstimmung über westliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach Kiew gefahren. Rutte bezeichnete die Garantien als wichtigen Faktor für einen dauerhaften Frieden in der Ukraine. Das sagte er nach seinem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij auf einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Rutte lobte auch US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte zuletzt in Alaska Kremlchef Wladimir Putin empfangen und dann anschließend mit Selenskij und den europäischen Nato-Verbündeten in Washington gesprochen. Trump habe Bewegung in die Verhandlungen gebracht. Er „hat aber auch klargemacht, dass die USA involviert sein werden bei der Gewährung von Sicherheitsgarantien für die Ukraine“, sagte Rutte.

Selenskij wiederum bat um weitere Hilfe bei der Finanzierung der Rüstungsindustrie. Insbesondere bei der Drohnenproduktion habe die Ukraine großes Potenzial. „Es ist kein Geheimnis, es handelt sich um etwas mehr als sechs Milliarden (US-Dollar)“, sagte Selenskij im Hinblick auf den Finanzbedarf. Der Präsident bezeichnete dabei Drohnen als Waffe Nummer eins.

Auch über die Finanzierung von Waffenkäufen in den USA durch die Nato-Staaten sei gesprochen worden, erklärte Selenskij. „Wir haben das mit Mark besprochen: Es könnte im Monat eine Milliarde (US-Dollar) sein, aber auch etwa 1,5 Milliarden.“

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