Die Bemühungen um eine Waffenruhe im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sind in eine dramatische Phase getreten. US-Präsident Donald Trump informierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und weitere Verbündete am Abend über die Ergebnisse eines Gesprächs des US-Sondergesandten Steve Witkoff mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin in Moskau – sowie seine Absicht, Putin schon in wenigen Tagen zu treffen. Die Bundesregierung bestätigte das kurzfristig anberaumte Telefonat, an dem auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte, der britische Premierminister Keir Starmer und der finnische Präsident Alexander Stubb teilnahmen. Mehrere US-Medien berichteten, Trump wolle im Anschluss an das Treffen mit Putin einen Dreier-Gipfel mit dem Kremlchef und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij abhalten.
Für erhebliche Nervosität sorgte in den europäischen Hauptstädten die Frage, was der von Trump zum Unterhändler bestimmte Immobilienunternehmer Witkoff mit Putin im Einzelnen besprochen hat. In dem Telefonat mit den Europäern soll der Eindruck eines euphorisierten Trump entstanden sein, der nun glaubt, den Krieg in der Ukraine beenden zu können. Große Unklarheit herrschte aber über die Bedingungen. Eine Rolle spielten offenbar Überlegungen über einen Gebietstausch, in dem Russland sich aus einem Teil der besetzten Regionen zurückzöge, wohingegen andere Gebiete von der Ukraine Russland überlassen würden. Solche Vereinbarungen wären für die Ukraine schwer zu akzeptieren. Überdies käme es auf die Modalitäten an. In Europa wird bezweifelt, dass Putin im Gespräch mit dem diplomatisch unerfahrenen Witkoff seine Karten tatsächlich auf den Tisch gelegt haben könnte.
Der Kreml hatte das dreistündige Gespräch „nützlich und konstruktiv“ genannt. Moskau habe bestimmte „Signale“ von US-Präsident Donald Trump erhalten und entsprechende Botschaften gesendet, sagte der außenpolitische Berater des Präsidialamtes, Jurij Uschakow. Trump schrieb auf der Plattform Truth Social, Witkoff habe ein „äußerst produktives“ Treffen mit Putin gehabt. „Große Fortschritte wurden gemacht“, behauptete der Präsident. Trump hatte Putin ein Ultimatum bis Freitag gesetzt und neue Sanktionen angedroht, sollte Moskau bis dahin keiner Feuerpause zustimmen. Gemeint sind vor allem Strafzölle gegen Länder, die russisches Öl kaufen, darunter die beiden größten Abnehmer Indien und China. Als eher unwahrscheinlich galt allerdings, dass Putin diese Drohung tatsächlich zum Einlenken bewegen könnte.
Den Europäern drohen nun abermals Verhandlungen, an denen sie nicht direkt beteiligt sind – von deren Ergebnissen sie aber stark betroffen sein dürften. An der Telefonschalte mit Trump hätten dem Vernehmen nach auch der französische Präsident Emmanuel Macron und die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni teilnehmen sollen. Beide waren allerdings offenbar nicht so kurzfristig erreichbar gewesen.