Konjunkturkrise vermiest IT-Dienstleistern das Geschäft

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Wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage und geopolitischen Unsicherheiten überdenken oder verschieben derzeit viele Anwenderunternehmen ihre Investitionen in digitale Vorhaben. Diese Zurückhaltung wird nun für die in Deutschland tätigen IT-Dienstleister spürbar. Konnten sie 2023 dem Rückgang der Wirtschaftsleistung noch weitgehend trotzen, legten ihre Umsätze 2024 statt der erhofften zehn Prozent lediglich noch um durchschnittlich 2,6 Prozent zu. Die 25 größten IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen verbuchten dabei im Schnitt ein Einnahmenplus von 3,4 Prozent, die 25 führenden IT-Service-Firmen erzielten durchschnittlich 4,8 Prozent.

Das sind erste Ergebnisse der diesjährigen Studie "Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland" von der Beratungsgesellschaft Lünendonk & Hossenfelder. Die analysierten 94 Dienstleister repräsentierten mit einem Inlandsumsatz von 34,4 Milliarden Euro rund zwei Drittel des allgemeinen IT-Dienstleistungs- und Services in Deutschland. Die in den beiden Top 25-Ranglisten vertretenen fünfzig Firmen kamen dabei auf einen gemeinsamen Umsatz von 31,6 Milliarden Euro beziehungsweise gut 61 Prozent des vom Bitkom auf 51,6 Milliarden Euro veranschlagten Volumens des hiesigen IT-Dienstleistungsmarktes.

Umsatzstärkster Anbieter unter den führenden IT-Häusern, die mehr als sechzig Prozent der Einnahmen mit IT- und Managementberatung, Softwareentwicklung und -einführung sowie Systemintegration erzielen, war 2024 einmal mehr Accenture mit einem von der Marktforschungsfirma geschätzten Deutschlandumsatz von 3,4 Milliarden Euro (+3 Prozent). Auf Platz zwei folgt Capgemini mit unverändert 2,25 Milliarden Euro, stark bedrängt von IBM mit 2,2 Milliarden Euro (+10 Prozent). Die Dortmunder Adesso schaffte mit einem Plus von 15 Prozent die im Vorjahr prognostizierte Umsatzmilliarde und rückte um zwei Ränge auf Platz 4 vor. Der auf Platz 5 folgende Ismaninger Dienstleister msg systems verpasste dagegen mit 968,1 Millionen Euro (+10 Prozent) knapp den erwarteten Sprung über die Marke von einer Milliarde Euro.

T-Systems behauptete wiederum den Spitzenplatz der IT-Service Rangliste von Dienstleistern, die neben Beratung und Entwicklung mehr als 50 Prozent der Umsätze mit IT-Betriebsservices (Hosting, Managed Services etc.) erwirtschaften. Die Telekom-Tochter erzielte 2024 einen leicht verbesserten Umsatz von drei Milliarden Euro. Bei NTT Data auf Rang 2 verringerten sich dagegen die Einnahmen um drei Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Komplettiert werden die Top 5 wie im Vorjahr von Atos mit 1,43 Milliarden Euro (-3 Prozent), DXC mit 1,32 Milliarden Euro (+2 Prozent) und Kyndryl mit 750,0 Millionen Euro (+7 Prozent). Neu platziert im Ranking sind außerdem Arvato Systems (Platz 8; 494,7 Millionen Euro) als auch All for One (Rang 10; 382,8 Millionen Euro), da sich der Schwerpunkt im Leistungsportfolio zum Teil signifikant von Beratung und Systemintegration auf IT-Services wie Managed Services oder RZ-Betrieb verschob.

Die Zahlen der Studie lassen einige grundlegende Trends im IT-Dienstleistungs-Markt erkennen. Zum einen schlägt die seit drei Jahren anhaltende schwache Konjunkturentwicklung mit Verzögerung nun auch auf die IT-Investitionen durch. Mit einer durchschnittlichen Umsatzveränderung von 2,6 Prozent wurde im vergangenen Jahr der mit Abstand geringste Wachstumswert seit einem Jahrzehnt eingefahren.

2024 war Schmalhans Küchenmeister beim Wachstum der IT-Dienstleister.

(Bild: Lünendonk & Hossenfelder)

Dass die Umsatzzuwächse der Top 25 unter den IT-Beratern und Service-Unternehmen im Schnitt über dem allgemeinen Wachstum lagen, offenbart eine stärkere Betroffenheit kleinerer Marktakteure. Verantwortlich hierfür ist nach Ansicht der Analysten, dass die umsatzstärkeren Anbieter bei den Anwendungsfirmen häufig in größeren Modernisierungs- und Transformationsprojekten involviert sind, die trotz der Rezession weiterlaufen – wenn auch vielleicht mit angezogener Handbremse.

Hinzu kommt, dass sich das nachgefragte Leistungsspektrum ändert. Die Nachfrage nach Softwareentwicklung ist demnach gesunken, bleibt aber auf vergleichsweise hohem Niveau. Der Bedarf an Beratungsleistungen und Unterstützung bei der Integration von SaaS-Anwendungen hingegen steigt. Die unter den Dienstleistern auf IT-Services spezialisierten Anbieter profitieren laut Analyse stark von der notwendigen IT-Modernisierung sowie von hohen Investitionen in die Absicherung der Unternehmensnetzwerke, sprich Cybersecurity.

Im Zuge der Debatte um US-Zölle und Datensicherheit wächst in den Anwenderunternehmen zudem der Wunsch nach mehr Datensouveränität. Die Entwicklung führt zum einen dazu, dass Cloud-Projekte immer häufiger auch den Punkt Exit-Strategie beinhalten. Zum anderen lässt sich eine anziehende Nachfrage nach "Made in Germany" und damit nach lokalen IT-Service-Anbietern mit eigenen Rechenzentren beobachten. Die Hälfte der befragten Dienstleister geht jedenfalls davon aus, dass in fünf Jahren souveräne Cloud-Angebote mehr als die Hälfte der eingesetzten Cloud-Ressourcen in hiesigen Unternehmen ausmachen.

Laut Lünendonk setzen die IT-Dienstleister darauf, dass 2024 ein Ausreißer bleibt. Geopolitische Entspannung, eine durch das Sondervermögen befeuerte Konjunktur sowie allgemeine Nachholeffekte bei der digitalen Transformation sind die Faktoren, die die Anbieter hoffen lassen. Für 2025 und 2026 erwarten sie demnach auch wieder höhere Wachstumsraten. Konkret werden für das laufende Jahr ein durchschnittliches Plus von 7,1 Prozent und von 10,4 Prozent für das kommende Jahr erwartet. Besonders stark sollen in diesem Jahr die Umsätze mit den Themen Data & AI (+18,5 Prozent), Cloud-Transformation (+13,5 Prozent), Cyber Security (+11,4 Prozent) und Managed Services (+9,8 Prozent) zulegen.

(axk)

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