Kommt die Gesichtserkennung in italienischen Stadien?

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Das italienische Innenministerium prüft derzeit die Einführung von Gesichtserkennung in den Stadien. Allerdings stehen einer Einführung rechtliche Hürden entgegen.

Überwachungskameras im Stadion von Juventus Turin.

Überwachungskameras im Stadion von Juventus Turin. imago/ActionPictures

Wie der italienische Innenminister Matteo Piantedosi erklärte, prüft die italienische Regierung derzeit in enger Abstimmung mit der Datenschutzbehörde und anderen Institutionen die Einführung von Gesichtserkennung in den Stadien. Mit den Möglichkeiten der Gesichtserkennung sollen die Zugangskontrollen verbessert sowie die polizeiliche Präventionsarbeit unterstützt werden.

Allerdings stehen dem Instrument der Gesichtserkennung noch hohe rechtliche Hürden entgegen - wie auch Piantedosi selbst eingestehen musste. "Derzeit erlauben alle Vorschriften - auch die europäischen - im Namen des Datenschutzes den Einsatz solcher Technologien nur nach der Begehung einer Straftat und somit nur unter der Aufsicht der Justizbehörden", erklärte der Innenminister.

Der qualitative Sprung bestünde darin, diese Nutzung auch auf die Vorbeugung von Straftaten auszudehnen.

Italiens Innenminister Matteo Piantedosi zur Gesichtserkennung in Stadien

Doch durch die immer ausgefeiltere Technik der Künstlichen Intelligenz (KI) sei es heutzutage möglich, die durch die Gesichtserkennung gewonnenen biometrischen Daten effizienter zu analysieren und so für sicherheitsrelevante Zwecke nutzbar zu machen. "Wir versuchen, biometrische Daten intelligent zu verwerten und präventiv zu nutzen", meinte Piantedosi. "Der qualitative Sprung bestünde darin, diese Nutzung auch auf die Vorbeugung von Straftaten auszudehnen." Was nach bisheriger Rechtssprechung aber ausdrücklich ausgeschlossen ist.

Doch nach Ansicht Piantedosis ist die Einführung ein Beitrag zur Steigerung der Sicherheit in den Stadien. Denn diese hätten sich in den letzten Jahren zunehmend zu Orten des Drogenhandels und der Kriminalität entwickelt, so die Argumentation des Ministers, besonders in den Fankurven einiger Großstädte. Konkrete Beispiele wurden allerdings nicht genannt.

Widerstand in England

Offen ließ Piantedosi zudem, wie genau die Gesichtserkennung angewendet werden soll. Denkbar wäre, den Zutritt zu den Stadien via Gesichtserkennung zu kontrollieren. Diese Möglichkeit wurde auch in der englischen Premier League debattiert - wogegen sich allerdings ein breiter Widerstand gebildet hat. In Südamerika dagegen gehören solche oder ähnliche Verfahren bereits zum Fan-Alltag.

Die Einführung einer technischen Möglichkeit zur Gesichtserkennung ist auch in Italien bereits seit längerer Zeit ein Thema. Erst kürzlich hatte sich Lazio-Präsident Claudio Lotito positiv geäußert: "Wir müssen zwischen dem Fan und dem Straftäter unterscheiden", sprach er sich Mitte Juni im Corriere dello Sport für die Einführung aus.

jer, SID

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