Neun Jahre nach einem Friedensabkommen sind erstmals frühere Anführer der Farc-Guerilla in Kolumbien verurteilt worden. Sie müssen unter anderem Zwangsarbeit leisten.
17. September 2025, 7:19 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, hoe
Ein Sondergericht in Kolumbien hat erstmals sieben Anführer der mittlerweile aufgelösten Guerillaorganisation Farc wegen der Entführung zehntausender Menschen verurteilt. Die 2016 eingesetzte Sondergerichtsbarkeit für den Frieden in Kolumbien sah es als erwiesen an, dass die sieben Angeklagten während des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts mit dem Staat insgesamt 21.396 Entführungen zu verantworten hatten. Es verurteilte die ehemaligen Rebellenführer, darunter den früheren Guerillachef Rodrigo Londoño alias Timochenko, zu jeweils acht Jahren Zwangsarbeit.
Das Gericht brauchte mehr als sieben Jahre, um sein Urteil gegen die früheren Farc-Anführer zu fällen. Die Entscheidung sieht unter anderem vor, dass die Verurteilten nach vermissten Opfern des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts suchen und Umweltschutzarbeit leisten müssen. Ein Richter sagte nach der Urteilsverkündung in der Hauptstadt Bogotá, die sieben Angeklagten hätten die Verantwortung für ihre Taten eingestanden.
Das Sondergericht hatte 2016 im Zuge eines historischen Friedensabkommens zwischen der Farc und der damaligen Regierung des Landes seine Arbeit aufgenommen. Unter den Entführungsopfern war damals auch die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die vor ihrer Befreiung 2008 sechs Jahre lang im Dschungel als Geisel festgehalten worden war.
Farc-Opfer kritisieren das Urteil
Betancourt zeigte sich mit Blick auf das Urteil "empört, gedemütigt und betrogen". Sie sprach von "Voreingenommenheit zugunsten der Farc und kündigte an, sich an internationale Instanzen wie den Internationalen Strafgerichtshof wenden zu wollen, um das Urteil aufzuheben.
Kolumbien leidet seit sechs Jahrzehnten unter bewaffneten Konflikten, an denen neben der Armee und linken Guerillagruppen auch rechte Paramilitärs und Drogenbanden beteiligt sind. Die Farc hatte in dem südamerikanischen Land 50 Jahre lang Bombenanschläge, Attentate und Entführungen verübt und schließlich in dem Friedensabkommen ihre Waffen niedergelegt. Daraufhin spalteten sich mehrere Splittergruppen ab.