Der im Fall Madeleine McCann Verdächtige ist aus der Haft entlassen worden. Der 48-jährige Deutsche habe die Justizvollzugsanstalt im niedersächsischen Sehnde verlassen, sagte ein Polizeisprecher vor Ort. Christian B. hat eine Gefängnisstrafe, zu der er 2019 vom Landgericht Braunschweig im Wesentlichen wegen schwerer Vergewaltigung verurteilt worden war, abgesessen.
Nach SPIEGEL-Informationen verließ sein Rechtsanwalt Friedrich Fülscher gegen 9 Uhr mit ihm in einem schwarzen Pkw mit abgedunkelten Scheiben das Gelände der JVA. Demnach war mit der Polizei vereinbart, die britischen Journalisten daran zu hindern, ihnen zu folgen.
Mädchen verschwand 2007 in Portugal
Im Fokus ist der mehrmals vorbestrafte Sexualstraftäter B. seit einigen Jahren, weil deutsche Ermittler ihn im Fall Madeleine McCann unter Mordverdacht haben. Das damals dreijährige britische Mädchen verschwand am 3. Mai 2007 aus einer Appartementanlage in Praia da Luz in Portugal. Im Juni 2020 informierte die Staatsanwaltschaft Braunschweig überraschend darüber, dass sie vom Tod des Mädchens ausgehe und einen Verdächtigen habe.
Sein Verteidiger sprach mit Blick auf die Verdächtigungen öffentlich von einer »massiven Vorverurteilungskampagne«. Es gibt keine Anklage in dem Komplex und es gilt die Unschuldsvermutung. Für die deutschen Ermittlungen zu dem Fall aus Portugal sind die Strafverfolger aus Niedersachsen zuständig, weil der Verdächtige seinen letzten Wohnsitz in Braunschweig hatte.
Ganz untertauchen wird Christian B. nicht können. Das Landgericht Hildesheim hat nach SPIEGEL-Recherchen am 9. September entschieden, dass der Ex-Häftling im Rahmen einer Führungsaufsicht eine ganze Reihe von Auflagen erfüllen muss: unter anderem eine elektronische Fußfessel tragen und sich regelmäßig bei der Führungsaufsichtsstelle und der Bewährungshilfe melden. Zudem ist er laut dem Beschluss aufgefordert, sich einen festen Wohnsitz zu nehmen; ohne Genehmigung darf er ihn nicht verlassen. Seine Verteidiger haben eine Beschwerde gegen die Führungsaufsicht angekündigt.