Erstmals hat Nordkorea auf die Annäherungsversuche der neuen südkoreanischen Regierung reagiert. Man habe kein Interesse an einem Treffen, teilte Kim Yo Jong mit.
28. Juli 2025, 7:28 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, svj
Die einflussreiche Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un hat die Annäherungsversuche der neuen liberalen Regierung Südkoreas zurückgewiesen. Nordkorea habe kein Interesse an Gesprächen mit Südkorea, sagte Kim Yo Jong.
"Wir bekräftigen erneut unseren offiziellen Standpunkt, dass wir – unabhängig davon, welche Politik Seoul verfolgt und welche Vorschläge Seoul macht – kein Interesse daran haben", teilte Kim in einer von den staatlichen Medien veröffentlichten Erklärung mit. Es gebe weder einen Grund für ein Treffen noch ein Thema, das mit Südkorea diskutiert werden müsste, sagte Kim weiter.
Es ist die erste offizielle Stellungnahme Nordkoreas zur Regierung des südkoreanischen Präsidenten Lee Jae Myung, der Anfang Juni sein Amt antrat. In dem Bemühen, die stark angespannten Beziehungen zu Nordkorea zu verbessern, hat die Regierung von Lee die Beschallung an der Grenze zu Pjöngjang eingestellt und versucht, Aktivisten daran zu hindern, Ballons mit Flugblättern über die Grenze zu schicken. Zudem wurden mehrere Nordkoreaner, die Monate zuvor in Holzbooten nach Südkorea kamen, wieder zurückgeschickt.
Kim kritisiert enge Beziehung Südkoreas zu USA
Kim lobte die Schritte als "aufrichtige Bemühungen". Ihrer Auffassung nach werde sich die Regierung von Lee nicht wesentlich von ihren Vorgängern unterscheiden. Sie kritisierte deren "blindes Vertrauen" in das Militärbündnis sowie das bevorstehende Sommermanöver der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte.
Unter Lees konservativem Vorgänger, Yoon Suk Yeol, hatten sich die beiden verfeindeten Staaten gegenseitig mit Lautsprechern und Luftballons attackiert. Nachdem südkoreanische Aktivisten Ballons mit Flugblättern und USB-Sticks mit beliebter südkoreanischer Musik nach Norden geschickt hatten, reagierte Nordkorea mit Ballons, die Altpapier, Stoffreste, Zigarettenstummel und sogar Fäkalien abwarfen. Zudem absolvierte die nordkoreanische Regierung seit 2022 wiederholt Raketentests im Seegrenzgebiet zu Südkorea.
Das von Kim Jong Un zentralistisch regierte Nordkorea meidet seit 2019 Gespräche mit Südkorea und den USA. Zuvor waren zwischen dem Machthaber und US-Präsident Donald Trump an Streitigkeiten über internationale Sanktionen gescheitert. Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit im Januar hat Trump wiederholt seine Absicht bekundet, die diplomatischen Beziehungen zu Kim wieder aufnehmen zu wollen. Nordkorea hat bisher jedoch nicht öffentlich auf Trumps Annäherungsversuche reagiert.