Israel: Empörung in EU nach Schüssen auf Diplomaten im Westjordanland

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Die EU reagiert empört auf Schüsse israelischer Soldaten in Richtung eines Diplomatenkonvois. Außenminister Wadephul telefonierte mit seinem israelischen Kollegen.

21. Mai 2025, 20:17 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, ,

 Gegen die Gruppe richteten israelische Soldaten Warnschüsse. Der Vorfall sorgt international für Empörung.
Mitglieder einer diplomatischen Delegation in Dschenin: Gegen die Gruppe richteten israelische Soldaten Warnschüsse. Der Vorfall sorgt international für Empörung. © Mohammad Mansour/​AFP/​Getty Images

Die Europäische Union hat empört auf einen Schussvorfall gegen eine Delegation europäischer Diplomaten im Westjordanland reagiert. Bei einem Besuch in der Stadt Dschenin gaben israelische Soldaten Warnschüsse in Richtung eines Diplomatenkonvois ab, in dem sich auch ein deutscher Diplomat befand. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas nannte den Vorfall "inakzeptabel" und forderte Israel zu einer umfassenden Aufklärung auf.

Das israelische Militär sagte, die Delegation sei von der zuvor genehmigten Route abgewichen und habe ein Gebiet betreten, das nicht freigegeben gewesen sei. Aus diesem Grund hätten Soldaten Warnschüsse abgegeben. Nachdem erkannt worden sei, dass es sich um Diplomaten handelte, sei eine Untersuchung eingeleitet worden. Der Vorfall ereignete sich laut israelischen Angaben in der Nähe der Stadt Dschenin im besetzten Westjordanland.

Die Reaktionen aus der EU fielen scharf aus. Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot bezeichnete den Vorfall als "nicht hinnehmbar" und kündigte die Einbestellung des israelischen Botschafters in Paris an. Ähnliche Stellungnahmen kamen aus Spanien, Italien und Belgien. Der belgische Außenminister Maxime Prévot schrieb auf X, der Besuch der rund 20 Diplomaten sei offiziell mit der israelischen Armee abgestimmt gewesen. Die Delegation sei in deutlich erkennbaren Fahrzeugen unterwegs gewesen.

Wadephul telefoniert mit israelischem Außenminister

Auch das Auswärtige Amt (AA) in Berlin reagierte. "Außenminister Wadephul hat heute direkt mit dem israelischen Außenminister telefoniert", sagte ein Sprecher in Berlin. Außerdem habe er mit den betroffenen Kollegen vor Ort gesprochen. Eine AA-Sprecherin hatte zuvor mitgeteilt, unter den Betroffenen seien ein deutscher Diplomat und ein Fahrer aus dem Vertretungsbüro Ramallah gewesen. "Diesen unprovozierten Beschuss verurteilt das Auswärtige Amt scharf", sagte sie. "Wir können von Glück reden, dass nichts Schlimmeres passiert ist." 

Die Sprecherin sagte, dass die Delegation im Rahmen ihrer diplomatischen Tätigkeit und in Koordination mit der Palästinensischen Autonomiebehörde sowie der israelischen Armee unterwegs gewesen sei. Die unabhängige Beobachterrolle der Diplomatinnen und Diplomaten sei unverzichtbar und stelle "in keinster Weise eine Bedrohung für israelische Sicherheitsinteressen" dar.

Ein von der palästinensischen Autonomiebehörde veröffentlichtes Video soll zeigen, wie israelische Soldaten mit Gewehren auf die Delegation zielen. Die Behörde sprach von einem gezielten Beschuss mit scharfer Munition. Verletzte wurden nicht gemeldet. Die israelische Armee bedauerte inzwischen "die entstandenen Unannehmlichkeiten".

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