Internationale Presse zum Zolldeal: "Eine Erleichterung mit einem bitteren Beigeschmack"

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Nach dem Zolldeal ist die Stimmung in der internationalen Presse schlecht. Die große Eskalation sei verhindert worden – wirklich zufrieden sei jedoch niemand.

Aktualisiert am 28. Juli 2025, 12:39 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa,

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 Die internationale Presse zeigt sich vom Zolldeal mit den USA größtenteils enttäuscht.
Die internationale Presse zeigt sich vom Zolldeal mit den USA größtenteils enttäuscht. © Marcus Brandt/​dpa

Die EU und die USA haben einen Deal im Handelsstreit gemacht. Die internationale Presse zeigt sich jedoch wenig begeistert. Der große Handelskrieg sei entschärft worden, gewonnen habe mit der neuen Regelung jedoch niemand. 

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Das US-amerikanische The Wall Street Journal kritisierte, dass der Deal weder die Digitalsteuer, noch die Regulierung von US-Tech-Unternehmen thematisiere und auch keine "Lebensmittelsicherheitsvorschriften wie Gentechnikbeschränkungen und das Verbot hormonbehandelten US-Rindfleischs". 

Außerdem kritisierte das Journal, dass Trump keine höheren Medikamentenpreise für Europäer festgesetzt hat, obwohl diese von US-Arzneimittelinnovationen profitieren würden. "Trump scheint diese Ziele zugunsten seiner geliebten Zölle aufgegeben zu haben, die eine Steuererhöhung für US-Verbraucher und -Unternehmen darstellen", hieß es.

"Arroganter Hegemon", der seine Bedingungen durchsetzt

Die italienische Tageszeitung La Stampa schreibt von einem schlechten Abkommen, welches die Verhandlungsschwäche der Europäischen Union widerspiegele. "Man akzeptiert, dass ein arroganter Hegemon seine Bedingungen durchsetzt." Dies hänge mit der inneren Spaltung der EU und der Angst vor den Kosten eines Handelskrieges zusammen.

Die Neuen Zürcher Zeitung bezeichnet den Deal als einseitig. Er spiegele die derzeitigen Stärkeverhältnisse wider. EU-Gegenzölle seien zwar für einzelne US-Unternehmen schmerzhaft gewesen, aber anders chinesische Zölle würden solche Maßnahmen keine echte Gefahr für die US-Wirtschaft bedeuten.

Sicherheit vor Wirtschaft

Die in Dublin erscheinende Irish Times kommentiert, dass die Verhinderung eines Handelskrieges der wichtigste Gewinn für die EU sei. Die EU sei auf den Kompromiss vermutlich auch deshalb eingegangen, weil sie hoffe, dass die USA weiterhin die Nato und die Ukraine unterstützen. Das Abkommen selbst werden jedoch "beiden Seiten des Atlantiks wirtschaftliche Schäden verursachen". 

Ähnlich äußert sich die polnische Tageszeitung Rzeczpospolita. Sie bezeichnete den Kompromiss als vernünftigen Schritt. Es herrsche Unsicherheit über weitere Unterstützung der Ukraine, im Herbst wollten die USA ihre militärische Präsenz in Europa überprüfen. "In dieser Situation müssen die wirtschaftlichen Interessen der Union in den Hintergrund treten. Die Sicherheit ist wichtiger."

"Erleichterung mit bitterem Beigeschmack"

Die niederländischen Zeitung De Telegraaf schreibt, der Deal sei eine "Erleichterung", jedoch "mit einem bitteren Beigeschmack". Die Zölle seien ein schwerer Schlag für viele Unternehmer, die Niederlande würden jedoch an Freihandelsabkommen mit Indien, Indonesien und dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur arbeiten. "Für die Niederlande als eine Logistik-Drehscheibe Europas kann dies wiederum viele neue Chancen mit sich bringen."

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