Beim 2:0-Sieg gegen Augsburg durfte Jonas Hofmann zumindest mal wieder etwas länger als Joker mitmischen. Der Routinier machte seine Sache gut und übte danach offene Kritik an Trainer Xabi Alonso und dessen Umgang mit ihm in Bezug auf seine Reservistenrolle.

Jonas Hofmann ist mit seiner Joker-Rolle unzufrieden. IMAGO/fohlenfoto
Es war sein vierter Bundesliga-Einsatz in diesem Kalenderjahr. Und mit den 27 Minuten, die Jonas Hofmann gegen Augsburg spielen durfte, war er fast so lange auf dem Platz wie in den vier Kurzeinsätzen zuvor, als er insgesamt 29 Minuten mitmachen durfte. Und auch der Einfluss, den Jonas Hofmann auf das Spiel der Werkself hatte beim 2:0-Erfolg gegen Augsburg, war beachtlich, machte der Offensivakteur doch viele Bälle fest, spielte kluge Pässe und kam auch zum Abschluss.
Hofmann wird Xabi Alonsos Lob nicht als positives Signal werten
"Jonas hat es sehr gut gemacht in den 20 Minuten. Wir haben ihn gebracht, um das Spiel etwas besser im Mittelfeld zu kontrollieren, als wir in der zweiten Hälfte nicht so viel Ballbesitz hatten", lobte Xabi Alonso den Rechtsfüßer und schob direkt hinterher: "Es ist die schwierigste Aufgabe für einen Trainer, die Minuten zu vergeben, aber er hat es sehr gut gemacht."
Das Lob wird Hofmann wohl vernehmen, es als positives Signal für seine persönliche Situation zu werten, wird dem intelligenten Fußballer aber nicht passieren. Ist er doch aufgrund einer brutal ernüchternden Saison reichlich frustriert. So zeigte sich Hofmann zwar mit seiner Leistung ("Ich bin auch gut reingekommen, habe für ein bisschen Schwung gesorgt. Das ist dann nicht so einfach, wenn man lange nicht gespielt hat. Aber man versucht sein Bestes zu geben") zufrieden, doch sein Fazit fiel insgesamt bitter aus.
"Das setze ich seit sehr langer Zeit um, aber es kommt trotzdem nur die Spielzeit bei rum."
"Kein Kind, das Fußball spielt, denkt, ich verdiene irgendwann mein Geld damit, dass ich auf der Bank rumsitze. Das ist einfach eine schwierige Situation", sagte der frühere Nationalspieler, der seinen Kampf gegen die Windmühlen so beschreibt: "Aber es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Man muss versuchen, professionell zu bleiben, mental einfach stark zu bleiben. Das ist in solchen Phasen die allergrößte Herausforderung. Und wenn du mental stark bist, kriegst du es auch Woche für Woche im Training hin." Hofmanns niederschmetternde Erkenntnis: "Das setze ich seit sehr langer Zeit um, aber es kommt trotzdem nur die Spielzeit bei rum."
Nachdem er in der Hinrunde der Double-Saison ein absoluter Leistungsträger war, erlebte Hofmann einen jähen Absturz. "Ich fand auch die Rückrunde nicht so schlecht, auch wenn andere das so sehen. Aber dass es dann so rapide runter geht? Ich habe ja (zu Beginn dieser Saison, Anm. d. Red.) noch im DFB-Pokal das Tor zur 2. Runde gemacht, in Gladbach (am 1. Spieltag, Anm. d. Red.) angefangen, aber dann ging es rapide runter", zog Hofmann seine harte Bilanz und verdeutlichte dann, dass er alles andere als damit einverstanden ist, wie er von Xabi Alonso behandelt wird.
Wenn man dann so außen vor gelassen wird - schwierig.
Hofmann kontrollierte seine Worte, ohne diesen die Deutlichkeit zu nehmen. "Ich muss ein bisschen aufpassen", setzte er an und fuhr fort: "aber ich finde es einfach sehr schwierig, wenn man in der Vorsaison ein solcher Bestandteil der Mannschaft war in einer so einmaligen Saison, wenn man dann so außen vor gelassen wird - schwierig." Den Rest könne man sich denken.
Die Botschaft ist klar: Unter Xabi Alonso sieht der Teamplayer keine Perspektive bei Bayer. Ob er daran denke, woanders einen Neustart zu wagen? Hofmann: "Schwierig, ganz ehrlich. Man spielt Fußball, um zu spielen. Natürlich kann dir kein Trainer im Vornherein sagen, du wirst spielen. Trotzdem wägst du ab, wo habe ich den größten Impact, und triffst ganz bewusste Entscheidungen. Ich habe noch zwei Jahre Vertrag und werde 33 Jahre alt. Man muss da auch realistisch bleiben und das bin ich auch. Aber die Situation ist, ich sage es nochmal, sehr schwierig. Ich will kicken. Da schaue ich einfach, wo ich die beste Situation vorfinde für mich, wo ich die Wahrscheinlichkeit am höchsten sehe, zu spielen. Das macht jeder Fußballer."
Hofmann fehlt eine Begründung des Trainers
Hofmann ist zudem enttäuscht, dass er vom Trainer keine klare Begründung erhalten hat, warum er außen vor ist. Er habe von Xabi Alonso "sehr wenig" Hinweise bekommen, was ihm für mehr Einsatzzeit fehlt. Hofmann rätselt selbst. "Ich bin ein sehr reflektierter Typ und kann Trainingseinheiten und Spiele sehr objektiv betrachten, ob es ordentlich war oder nicht. Meine Frau würde sagen, ich bin ein sehr selbstkritischer Mensch, der selten zufrieden ist. Deshalb bin ich vielleicht heute auch in der Bundesliga." Er frage sich immer wieder: "Woran könnte es denn liegen? Aber zu einer Erklärung bin ich noch nicht gekommen."
Jonas Hofmanns Bundesliga-Statistik 2024/25
- Spiele: 9
- Startelf: 3
- Tore: 1
- Assists: 1
- Durchschnittsnote: 3,75
Hofmanns Enttäuschung über Xabi Alonso ist greifbar. Dieser erklärte später dazu, wie er dem Profi die Gründe für sein Reservistendasein kommuniziere: "Ich versuche, ehrlich zu sein, meine Entscheidungen zu erklären." Offenbar haben dort Spieler und Trainer eine völlig unterschiedliche Wahrnehmung.
Ich muss sagen, dass seine Einstellung super ist, in einer Situation, die für ihn nicht super ist.
Einigkeit dürfte zwischen Xabi Alonso und Hofmann nur in dessen finaler Einschätzung bestehen. "Ich muss sagen, dass seine Einstellung super ist, in einer Situation, die für ihn nicht super ist", lobte der Baske, "er zeigt immer eine gute Mentalität. Er verdient es, mehr zu spielen." Allein Hofmann darf es nicht. Nach dessen Worten dürfte klar sein: Bleibt Xabi Alonso bei Bayer 04, wird der Profi nach einer echten Perspektive bei einem anderen Klub suchen.
Stephan von Nocks