Renate von Hardenberg fasste ihr Anliegen in einem Brief an Kanzler Konrad Adenauer am 21. Mai 1951 präzise und eindringlich zusammen: „Bei sehr vielen unserer Schützlinge herrscht bittere Not. Die Witwen werden vielfach mit dem Leben nicht fertig und die Kinder sind z.T. durch das furchtbare Geschehen in der Vergangenheit aus der Bahn geworfen. All dies erfordert ebenso seelische wie materielle Hilfe.“ Renate von Hardenberg agierte als Geschäftsführerin des „Hilfswerks 20. Juli 1944“, das sich um die etwa 400 Hinterbliebenen der ermordeten Widerstandskämpfer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg kümmerte. Der Historiker und SWR-Journalist Rainer Volk hat sich der wenig bekannten Geschichte dieses Hilfswerks gewidmet, der Titel des schmalen Bandes „Von der Missachtung zur Anerkennung des Widerstands“ zeigt bereits das Spannungsfeld auf, in dem sich die Beteiligten in der frühen Bundesrepublik bewegten.
Volk hat sich durch viele Archive gearbeitet und eine spannende Geschichte über ein Randphänomen der Widerstandsforschung geschrieben: wie sich nach dem Zweiten Weltkrieg rasch ein „winziges Häuflein“ zusammenfand, um sich um die Hinterbliebenen der NS-Mordorgie nach dem Aufstand vom 20. Juli zu kümmern; wie improvisiert und unter widrigen Umständen gearbeitet wurde, um Geld (zunächst vor allem im Ausland) für den Lebensunterhalt der Witwen und Kinder zusammenzutragen; wie viel Einsatz und Willen das Hilfswerk brauchte, „um den von den Nazis böswillig beschädigten Ruf der Widerständler wiederherzustellen“.

Der Autor zeichnet akribisch nach, wie das Häuflein, vor allem unter Gräfin Hardenberg, die als „Motor des Netzwerks“ fungierte, schließlich immer mehr Wirkung entfaltete und wie es schließlich 1952 gelang − mithilfe erstaunlich zugewandter Ministerialbeamter in Bonn −, eine jährliche Unterstützung vom Staat für die Hinterbliebenen zu organisieren. Das Hilfswerk, das später in eine Stiftung umgewandelt wurde und bis 1994 aktiv war, kümmerte sich nicht zuletzt um die „Aufklärung der Öffentlichkeit“ und war ein entscheidender Faktor bei den Gedenkfeiern zum Jahrestag im Bendlerblock.
Volk blickt dabei auch immer wieder auf interne Konflikte und Grabenkämpfe sowie auf Anfeindungen von außen oder Reibereien mit der Bundesregierung und arbeitet so anschaulich heraus, dass man nicht von einer allzu glatten Erfolgsgeschichte des Hilfswerks sprechen sollte. Ebenso erinnert er daran, dass der Anspruch des Hilfswerks, sich als die Stimme des Widerstands „aufzuschwingen“, zulasten anderer Verfolgten-Verbände ging. Insgesamt bleibt aber doch die Achtung vor einer „hartnäckigen Lobbyarbeit“.