28. November 2024 · In städtischen Zentren wird der Wohnraum immer knapper und teurer. Die Folge: Wir werden uns an kleinere Wohnungen gewöhnen müssen. Doch der vermeintliche Verzicht hat oft viele positive Effekte, das zeigen schon Beispiele weltweit: Auf kleinsten Flächen kann ein Maximum an Lebensqualität und Stilfreude entstehen.
Jim Narvaez öffnet die Tür zu seiner Wohnung im angesagten Öko-Familien-Kiez Berlin-Prenzlauer Berg. Er trägt schwarze Tennissocken mit einer eingestickten Winkekatze, knappe, knallbunte Shorts und ein schlichtes dunkles Shirt. „Manche Leute denken, ich hätte nur ein einziges schwarzes T-Shirt“, erzählt er später etwas entrüstet. Dabei besitzt Jim 30 von derselben Sorte, alle vom Naturmode-Label Hessnatur. Er kauft nicht bei Fast-Fashion-Riesen wie H&M oder Zara, hat viele Basics und wenige extravagante Stücke im Schrank, fliegt selten und wenn, dann nicht mit Billig-Airlines, fährt meistens mit dem Fahrrad, auch in den Urlaub, und shoppt aus Prinzip nicht online. Kurzum, Jim ist Minimalist und überzeugt: Weniger ist mehr.
Das gilt auch für die Größe seiner Wohnung: Der gebürtige Peruaner lebt in einem 2024 fertiggestellten Berliner Hinterhofneubau auf nur 32 Quadratmetern. Für deutsche Verhältnisse ist das klein. 2022 betrug die durchschnittlich verfügbare Wohnfläche hierzulande 96 Quadratmeter pro Einheit, wobei auf jede Person etwas über 55 Quadratmeter entfielen; in Berlin waren es knapp 75 Quadratmeter je Einheit und etwa 47 pro Kopf. „Rechnet man solche Zahlen auf die Weltbevölkerung hoch, wird klar, dass das auf Dauer weder hier noch global funktionieren kann. Die Ressourcen gibt unser Planet nicht her“, sagt Wohnsoziologe Tilman Harlander, emeritierter Professor für Architektur- und Wohnsoziologie an der Universität Stuttgart.