Was einst als Angebotstag begann, streckt sich nun über eine Woche, bei manchem Händler sogar noch länger: Die sogenannte Black Week mündet am 29. November in den Black Friday, auf den am 2. Dezember der Cyber Monday folgt. Zahlreiche Händler überfluten ihre Kundinnen und Kunden schon weit im Voraus mit Offerten. Doch nicht alle Angebote sind für Käuferinnen und Käufer ein so gutes Geschäft, wie es auf den ersten Blick scheint.
Verbraucherschützer raten : Ruhe bewahren und Einkäufe ohne Zeitdruck planen. »Die Weihnachtszeit naht, und auf die ein oder andere Art suchen viele nach Schnäppchen«, sagte Kathrin Bartsch, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Niedersachsen, dem SPIEGEL. Ihr Rat dürfte auch jetzt gelten: »Man sollte sich bestenfalls unabhängig von solchen Aktionstagen überlegen: Was will ich eigentlich haben? Über welches Geschenk würde sich jemand freuen? Und gar nicht so stark auf Verdacht kaufen.«
Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur des Verbraucher-Ratgebers »Finanztip«, empfiehlt darüber hinaus, im Kaufprozess keine Zusatzversicherung für Produkte abzuschließen. »Die lohnt sich meist nicht, ist oft der reine Nepp, auch wenn sie Ihnen von den Einzelhändlern sowohl im Netz als auch im Laden geradezu aufgedrängt wird«, schreibt er in seiner SPIEGEL-Kolumne. Zudem rät Tenhagen davon ab, über sogenannte Buy-now-pay-later-Optionen per Kredit einzukaufen: »Für Konsum sollte man sich nicht verschulden.«
E-Mail-Schnäppchen immer prüfen
Viele Händler – und nicht nur die – versuchen an den Tagen um Black Friday und Cyber Monday herum, mit Werbe-E-Mails auf ihre Offerten aufmerksam zu machen. »Cyberkriminelle nutzen diese Tatsache und schmuggeln ihre gefährlichen Nachrichten unter diesen E-Mail-Verkehr, indem sie die Absenderadressen bekannter Marken fälschen«, warnt Miro Mitrovic von der Cybersicherheitsfirma Proofpoint. Er rät dazu, die Links in Werbemails nicht anzuklicken, sondern die Adressen der werbenden Firmen bei Interesse an den beworbenen Produkten manuell in den Browser einzugeben.
Hat man doch auf einen solchen Link geklickt, gilt es, vorsichtig zu sein. Immer wieder stellen Kriminelle täuschend echt wirkende Kopien von Websites etablierter Anbieter online, um etwa Log-in-Daten oder Kreditkartendaten abzufischen, Geld für gefälschte Ware zu kassieren oder ihre Opfer mit vermeintlichen Schnäppchen abzuzocken, die es gar nicht gibt.
Oft kann man solche Seiten etwa an Schreibfehlern in der Internetadresse erkennen, etwa wenn dort onlinefl0p.de statt onlineflop.de steht. Eine einfache Möglichkeit, mögliche Fälschungen zu identifizieren, ist der Fakeshop-Finder der Verbraucherzentralen .
Nicht alles, was glänzt, ist ein Schnäppchen
Ob ein Angebot wirklich gut ist, lässt sich oft über Preisvergleichsportale wie idealo.de , billiger.de und geizhals.de herausfinden. Dort erfährt man, wie teuer ein beworbenes Produkt bei anderen Händlern ist.
Oft lässt sich auf solchen Seiten außerdem die Preisentwicklung im Vorfeld des Angebots nachvollziehen. Bei geizhals.de etwa kann man die Preisentwicklung bis in zu einem Jahr nachvollziehen. Eine Analyse des SPIEGEL ergab vor zwei Jahren, dass etwa ein Drittel der gefragten Produkte am Black Friday teurer waren als zuvor.
Auch die häufig sehr hoch angesetzte unverbindliche Preisempfehlung der Hersteller könne Angebote besser wirken lassen, als sie sind. »50 Prozent Rabatt auf den Herstellerpreis klingt unschlagbar«, sagt Bartsch. »Jedoch bieten andere Händler das Produkt möglicherweise ebenfalls unter der Preisempfehlung an.« Die Verbraucherschutzzentrale Baden-Württemberg hatte Amazon zuletzt abgemahnt für die Art, wie Rabatte dort ausgezeichnet werden.
Beispielhaft haben wir im Folgenden einige Black-Friday-Angebote für Produkte, die wir getestet und für gut befunden haben, analysiert:
Apple-Gadgets
Rabatte sind Apple ebenso fremd wie Preissenkungen. Deshalb fremdelt das Unternehmen auch schon immer mit den jährlichen Rabatttagen und -wochen, die andere Unternehmen so freudvoll ausrufen. Stattdessen bekommt man vom 29. November bis zum 2. Dezember eine Gutscheinkarte dazu , wenn man ein Produkt bei Apple kauft. Der besondere Apple-Kniff dabei: Der Nennwert dieser Guthabenkarte wird beim Bezahlen mit abgerechnet. Man bekommt also eigentlich einen Rabatt in der genannten Höhe.
Ein merkwürdiges Konstrukt, aber so heißt es eben nicht Rabatt. Wie hoch der Gutscheinwert ist, hängt vom gekauften Gerät ab. So gibt es zu einem Apple Pencil eine 25-Euro-Gutscheinkarte, zu einem iPad, iPad Air oder iPad Pro eine über 100 Euro, und wenn man ein MacBook Air kauft oder bestellt sogar eine im Wert von 200 Euro. Besonders bei den Notebooks macht es sich bemerkbar, wenn auf der Rechnung, etwa für ein MacBook Air M2, statt 1199 Euro nur 999 Euro stehen.
Noch günstiger kann man Apple-Produkte oft im freien Handel bekommen, doch dabei sollte man auf die Details achten. Das MacBook Air aus unserem Beispiel wird online schon ab 777 Euro angeboten, hat dann aber nur acht Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher, während es bei Apple doppelt so viel gibt. Beim Multitasking mit vielen Apps kann das ein wichtiger Unterschied sein.
Moderate Schnäppchen kann man bei den aktuellen iPhones machen. Empfehlenswert ist im Moment etwa das iPhone 16. In Onlineshops wird es teilweise bis zu 100 Euro günstiger angeboten als beim Hersteller. Selbst wer sich den winzigen Mac mini anschaffen möchte, kann sparen. Allerdings sind die Rabatte überschaubar, weil der charmante Mikro-Computer erst seit wenigen Wochen auf dem Markt ist. 50 Euro Rabatt gegenüber Apples Preis sind aber drin.
USB-C-Ladegeräte
Anker bewirbt zum Black Friday den Anker 737 Charger. Das Ladegerät mit zwei USB-C-Anschlüssen und einem USB-A-Anschluss liefert bis zu 120 Watt, wenn man mehrere Geräte anschließt. Das reicht aus, um große Notebooks aufzuladen und nebenher noch ein Smartphone und ein Tablet mit Strom zu versorgen. Zum Black Friday wird es mit einem Nachlass von 26 Euro für 63,99 Euro statt 89,99 Euro angeboten. Kein übler Deal, zumal es zum Black Friday 2023 noch 2,50 Euro teurer war und Straßenpreise eher zwischen 73 und 90 Euro liegen.
Bei unserem Test lud das Anker 737 unser MacBook Pro stabil mit einer Leistung von 91,5 Watt auf, auch wenn weitere Geräte angeschlossen waren. Ein zum Test angeschlossenes Smartphone von Typ Xiaomi 13 Pro betankte es mit 20 Watt, ein Samsung-Galaxy und ein iPhone 14 Pro jeweils mit bis zu 26 Watt. Einzige Kritikpunkte: Die Verpackung schwelgt in Plastik, und das Ladegerät selbst ragt sehr weit über die Steckdose hinaus.
Digitale Küchenwaagen
Damit es mit Keksen und Gebäck für die Adventstage klappt, ist es oft unerlässlich, Zutaten grammgenau auszuwiegen. Digitale Küchenwaagen können da gute Dienste leisten und müssen nicht teuer sein.
In unserem Test kam selbst die sehr günstige Digitalwaage von Adoric stets zu exakten Ergebnissen, auch wenn es nur darum ging, ein paar Münzen auszuwiegen. Den oft angegebenen Listenpreis von 16,99 Euro musste man in den vergangenen sechs Monaten nie bezahlen. Insofern sind die Rabattangaben von bis zu 55 Prozent zum Black Friday Quatsch. Aber mit einem Preis von weniger als acht Euro ist die kleine Waage allemal ein Schnäppchen, auch wenn ihr Display Wünsche offenlässt.
Mehr Qualität – und bis zu 15 Kilogramm Belastbarkeit – bekommt man bei der Soehnle Page Profi. Die gibt es zum Black Friday tatsächlich rund 20 Euro günstiger als etwa noch vor einem halben Jahr. Sie zeigt aber auch die Trends der Branche: In der Vorweihnachtszeit 2023 kostete sie nur wenige Euro mehr als jetzt.
Messerschärfer
In der Weihnachtszeit muss auch öfter mal etwas aufgeschnitten werden, nicht nur Geschenkpapier. Da wäre es besser, wenn die Messer scharf sind. Möglichkeiten, Messer zu schleifen, gibt es viele: Sehr beliebt ist etwa der Wetzstahl, der in fast jedem Messerblock thront. Manche arbeiten sich lieber stundenlang an Ölschleifsteinen verschiedener Körnungen ab. Und wieder andere schwören auf sogenannte Rollschleifer wie den Horl 2.
Unser Küchenexperte Peter Wagner hingegen weiß, dass man selbst bei größter Vorsicht Gefahr läuft, sich mit solchen manuellen Methoden Dellen ins Messer zu schleifen. Seit ihm ein Profilschleifer einen elektrischen Messerschärfer von Graef empfohlen hat, ist das für Peter vorbei. Er sagt: »Ich ziehe alle paar Tage die jeweils gebrauchten Messer fünfmal durch die mittelgrobe und die feine Doppelscheibe – und halte sie damit ohne großen Metallverlust dauerhaft auf dem Schärfegrad der Profischleifer. Und kerzengerade.«
Unser Experte benutzt das große Modell CC120 mit drei Schleifphasen, das bei Amazon in der Black Week um 34 Prozent reduziert angeboten wird. Weil es damit aber immer noch 124,49 Euro kostet, habe ich Peter nach einer günstigeren Alternative gefragt. Er sagt, man könne problemlos auch zum kleineren Graef CC105 greifen. Der hat zwar nur zwei statt drei Schleifphasen, aber für den Hausgebrauch reicht das aus. Mit einem Angebotspreis von 92,09 Euro bei Amazon ist zwar auch dieser Messerschärfer nicht billig, aber doch fast 40 Euro günstiger als beim Hersteller und immerhin 15 Euro günstiger als beim nächst günstigeren Onlineanbieter. Laut Idealo war er zudem in diesem Jahr nur am sogenannten Prime Day im Oktober bereits zu diesem Preis zu haben.
Spenden statt sparen
Die niederländische Firma Fairphone, die sich bemüht, ihre Smartphones sozial verträglich und leicht reparierbar zu produzieren, kommt zum Black Friday mit einem Alternativvorschlag zum Schnäppchen-Shoppen. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen generalüberholte Exemplare des Fairphone 4 rabattiert angeboten. Dieses Mal hat sich Fairphone mit der Firma Murena zu einer ganz anderen Aktion zusammengetan.
Murena hat mit /e/OS eine Alternative zu Googles Android entwickelt, die zwar auf dem Android-Betriebssystem basiert, aber komplett »entgoogelt« worden ist, also keine Daten an das kalifornische Unternehmen senden soll. Auf seiner Website bietet die Firma unter anderem das aktuelle Fairphone 5 mit seinem /e/OS statt Android an, also ein nachhaltig konstruiertes Smartphone mit einer datenschutzfreundlichen Android-Alternative.
Statt das Gerät zum Black Friday günstiger anzubieten, spenden Fairphone und Murena für jedes Fairphone, das bis zum 2. Dezember im Murena-Onlineshop verkauft wird , an die Alliance for Responsible Mining in Kolumbien. Das Geld soll dem nachhaltigen Bergbau im Land zugutekommen. Diese Aktion könnte Vorbildcharakter haben.