Unter dem internen Namen „M2“ plant Tiktok eine App allein für US-Nutzer. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Damit könnte das drohende Verbot der App in den USA umgangen werden. Die neue App soll einen eigenen Algorithmus bekommen und unabhängig von der ursprünglichen App funktionieren. Es wird davon ausgegangen, dass die US-Version des Algorithmus allein mit amerikanischen Daten trainiert werden soll. Die Kerntechnologie werde getrennt vom globalen Tiktok-Team verwaltet. Die neue App würde aber nicht ganz verkauft werden. M2 gehöre weiterhin mit einer Minderheitsbeteiligung zu Bytedance, der größere Anteil gehöre einem amerikanischen Investorenkonsortium. Das geht aus Quellen, die Reuters vorliegen, hervor.
Im Sommer 2020, während seiner ersten Präsidentschaft, hatte sich Donald Trump schon kritisch gegenüber der Videoplattform Tiktok geäußert. In der folgenden Legislaturperiode unter Präsident Joe Biden entschieden das Repräsentantenhaus und der Senat, die Betreiberfirma Bytedance müsse Tiktok in den USA entweder verkaufen, sonst drohe ein Verbot, weil die Daten amerikanischer Nutzer an chinesische Behörden gelangen könnten. Dies gefährde die nationale Sicherheit der USA. In seiner zweiten Amtszeit schwenkte Trump um. Er zögerte das Verbot von Tiktok mehrmals mit Dekreten hinaus. Das hat mutmaßlich damit zu tun, dass Tiktok in den USA sehr beliebt ist, rund 170 Millionen Amerikaner nutzen die App täglich. Trump profitiert auch selbst von Tiktok, er hat dort mehr als 15 Millionen Follower. Die Plattform einer der Hauptkanäle, über die er kommuniziert.
Unklar ist noch, ob die chinesische Regierung einer für die USA erstellten Kopie des Tiktok-Algorithmus zustimmt. Bislang hatte Tiktok einen Verkauf oder eine Auslagerung in den USA strikt abgelehnt und darauf bestanden, seinen Empfehlungsalgorithmus geheim zu halten.
Die Deadline für M2 ist den Informationen von Reuters zufolge im September. Ob der Tiktok-Klon dann wirklich auf den amerikanischen Markt kommt, wurde von offizieller Tiktok-Seite nicht bestätigt. Unsere Anfrage an die deutsche Pressestelle von Tiktok blieb bislang unbeantwortet.