Gaza: Al-Dschasira-Journalist befürchtete, getötet zu werden

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Die israelische Armee hat den Journalisten Anas Al-Scharif bei einem Angriff getötet. Das Komitee zum Schutz von Journalisten wirft Israel eine Verleumdungskapagne vor.

11. August 2025, 10:45 Uhr Quelle: DIE ZEIT, KNA, AFP,

Der bei einem israelischen Angriff getötete Journalist Anas Al-Scharif hatte seine Tötung bereits befürchtet. Kurz nach seinem Tod wurde auf seinem X-Account ein Beitrag veröffentlicht, den er für den Fall seines Todes hinterlassen hatte. "Wenn diese Worte Sie erreichen, wissen Sie, dass es Israel gelungen ist, mich zu töten und meine Stimme zum Schweigen zu bringen", heißt es darin. 

Bei einem israelischen Angriff auf ein Journalistenzelt am Eingang des Al-Schifa-Krankenhauses in Gaza wurden nach Angaben des katarischen Senders Al-Dschasira mindestens fünf Journalisten getötet, darunter auch Al-Scharif. Auch die israelische Armee (IDF) bestätigte den Angriff und bezeichnet Al-Scharif als "Anführer einer Terrorzelle der Terrororganisation Hamas und verantwortlich für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen".

Die Armee verwies auf Geheimdienstinformationen und Dokumente, die Al-Scharifs "militärische Zugehörigkeit zur Hamas" sowie "die Integration des Hamas-Terroristen in das katarische Al-Dschasira-Netzwerk" belegen sollen. Al-Dschasira hatte solche Beschuldigungen in der Vergangenheit bereits als haltlos zurückgewiesen und Israel ein gezieltes Vorgehen gegen Mitarbeiter des Senders vorgeworfen.

Journalistenvereinigung: Verleumdungskampagne sollte Tötung rechtfertigen

Das Komitee zum Schutz von Journalisten kritisierte die israelische Praxis, "Journalisten ohne glaubwürdige Beweise als Militante zu bezeichnen". Journalisten dürften als Zivilisten niemals Zielscheibe sein.

Die Organisation nannte den 28-Jährigen Al-Scharif "eine Hauptquelle für Nachrichten aus Gaza für ein internationales Publikum". Die Organisation hatte bereits im Juli vor einer Verleumdungskampagne gegen den Journalisten gewarnt. "Dies ist nicht das erste Mal, dass Al-Scharif vom israelischen Militär angegriffen wird, doch die Gefahr für sein Leben ist akut", hieß es in einer Mitteilung. "Diese jüngsten unbegründeten Anschuldigungen stellen einen Versuch dar, Konsens für die Tötung Al-Scharifs herzustellen."

Das von der Hamas geführte Regierungspressebüro in Gaza gab die Zahl der seit Kriegsbeginn getöteten Journalisten mit 237 an. Der Organisation Reporter ohne Grenzen zufolge wurden seit Kriegsbeginn mehr als 200 Journalisten im Gazastreifen getötet, nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten starben mindestens 186 Journalisten im Gaza-Krieg.

Kurz zuvor über israelische Angriffe berichtet

Noch am Sonntag hatte al-Scharif im Onlinedienst X von "intensiver, konzentrierter israelischer Bombardierung der Stadt Gaza" berichtet. Einer seiner letzten Beiträge enthielt ein kurzes Video, das israelische Angriffe auf die Stadt zeigte. In der Mitteilung nach seinem Tod schreibt Al-Scharif, er habe trotz Trauer und Verlust "keinen einzigen Tag gezögert, die Wahrheit so zu vermitteln, wie sie ist, ohne Fälschung oder Verfälschung".

Da der Gazastreifen abgeriegelt ist, sind viele Medien weltweit auf Text-, Foto- und Videoberichterstattung palästinensischer Reporter für internationale Nachrichtenagenturen angewiesen. 

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