Robert Habeck hat sich Michel Friedman gestellt, im Berliner Ensemble ging es um Judenhass, Israel, Deutschland. Man hörte zwei Männern zu, die plötzlich um Worte rangen.
8. Oktober 2024, 17:19 Uhr
Die propalästinensischen Demonstranten sind am gestrigen
Montag gut beschäftigt. Nachmittags ziehen sie durch Kreuzberg. Auch israelfeindliche
Parolen sind zu hören. Abends brennen Autoreifen in Neukölln. Unterdessen – oder
gerade deswegen – können ein paar Hundert Menschen ungehindert und ohne
sichtbare Sicherheitsmaßnahmen ins Berliner Ensemble schlendern, um Robert Habeck
und Michel Friedman dabei zuzuhören, wie sie über die Hamas, Gaza und den Judenhass
in Deutschland sprechen.
Nach den Morden der Hamas am 7. Oktober 2023 waren Friedman und Habeck vielleicht die wichtigsten Stimmen im politischen Berlin. Damals hielt Friedman eine Rede, die herausstach, weil er in so klaren wie einfachen Worten ein Plädoyer für die freie Gesellschaft vortrug und zugleich sagte, was er von ihr erwartet, wenn der Antisemitismus sich in die Öffentlichkeit traut: "Niemand soll in meinem Land verstecken müssen, wer er ist oder wer sie ist. Jeder ist jemand. Aber es gibt Menschen, die sagen, jemand ist niemand. (Pause) Wir wollten doch eine andere Welt. Das haben wir uns doch versprochen. Dass wir Menschen, die angegriffen werden, schützen. Nicht aus politischer Korrektheit, sondern weil wir verstanden haben, dass irgendwann jeder ins Visier kommt. Dass wir einander schützen. Und deswegen ist Schweigen so erbärmlich."