Freedom Theatre Jenin: Öffentlich finanzierter Israelhass?

vor 16 Stunden 3

Das Bündnis „Artists Against Antisemitism“ hat in einem offenen Brief die Einladung der Produktion „And Here I am“ vom Freedom Theatre Jenin (FTJ) zur diesjährigen Ausgabe des Leipziger Theaterfestivals Euro-Scene kritisiert und dessen Ausladung gefordert.

Die Produktion stammt aus dem Jahr 2016. Der irakische Theaterautor Hassan Abdulrazzak ließ sich bei dem Text des Stücks von der Lebensgeschichte des aus Jenin stammenden Schauspielers und Regisseurs Ahmed Tobasi inspirieren, der in dem von der britischen Regisseurin Zoe Lafferty inszenierten Stück auch selbst auftritt. Dass Ahmed Tobasi eine Vergangenheit im „bewaffneten Widerstand“ als Mitglied des „Islamischen Dschihad“ hat, ruft jetzt Kritik hervor.

Kulturelle Intifada gegen Israel

Das Freedom Theatre Jenin verdankt sich einer Initiative der jüdisch-israelischen Friedensaktivistin Arna Mer-Chamis; Mitbegründer ist allerdings auch Fatah-Anführer Zakaria Zubeidi, der zu einer „kulturellen Intifada“ gegen Israel aufruft.

„Das Stück und das FTJ richten sich offen gegen die Völkerverständigung zwischen Israelis und Palästinensern“, begründet das Bündnis seine Forderung und vermisst eine kritische Kontextualisierung des Gezeigten. Während bei dem Kongress, der die Performance begleitet, die Leiterin des FTJ sprechen wird, sind zu besagtem Schwerpunkt bei der Euro-Scene keine israelischen Positionen eingeladen.

Die Aufführung soll am 7. November 2024 stattfinden, genau einen Monat nach dem Jahrestag des Hamas-Überfalls und ausgerechnet in der Gedenkwoche zu den Novemberpogromen. Warum die Sache sich möglicherweise zu einem Skandal ausweiten könnte: Die Aufführung wird mit öffentlichen Geldern des Kulturamts Leipzig, des sächsischen Staatsministeriums und des Goethe-Instituts gefördert.

Boykotte sind nicht die Lösung

Auf der Website des Festvials Euro-Scene ist inzwischen eine Stellungnahme erschienen: „Wir finden es erschreckend, wie schnell das Werk von Künstler:innen verurteilt und die Intentionen des Freedom Theatre infrage gestellt werden – vermutlich ohne das Stück gesehen zu haben.“ Für das Festival stelle es „eine wichtige Position im Hinblick auf die Existenz bzw. die Abwesenheit von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten“ dar. „Boykotte und Ausladungen von Künstler:innen fördern unserer Ansicht nach nicht die Diskussion von gesellschaftlichen Debatten, sondern verhindern sie“, so die Stellungnahme weiter.

Außerdem weist das Festival in seiner Stellungnahme auf Möglichkeiten der Kontextualisierung der Inszenierung in „Nachgesprächen“ hin. Entscheidend ist aber die Frage, ob an diesen Nachgesprächen auch israelische Stimmen teilnehmen werden.

Gesamten Artikel lesen