Um bewaffnete Kämpfe zwischen Drogenbanden einzudämmen, gilt im südfranzösischen Nîmes ab sofort eine nächtliche Ausgangssperre für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. »Dies soll Minderjährige schützen, die nichts mit dem Drogenhandel zu tun haben, aber auch Kinder, die teils mit zwölf und 13 Jahren von Drogenhändlern eingesetzt werden«, teilte der Sicherheitsbeauftragte der Stadt, Richard Schieven, mit.
Die Maßnahme solle nur in Brennpunktvierteln gelten, so Schieven. Dort dürfen Kinder und Jugendliche zwischen 21 Uhr abends und 6 Uhr morgens nicht mehr vor die Tür. Die Zahl der Einsatzkräfte vor Ort soll außerdem erhöht werden – auch, um die neue Regelung zu kontrollieren. Die gilt zunächst für zwei Wochen, kann aber verlängert werden.
Schusswechsel und Gewalt im Drogenmilieu
Auch in anderen Städten, etwa im südfranzösischen Béziers und in manchen Pariser Vorstädten haben Bürgermeister aus unterschiedlichen politischen Lagern in diesem Sommer bereits ähnliche Ausgangssperren eingeführt. Hintergrund dafür sind häufige Gewalttaten im Drogenmilieu.
Am Donnerstag war es zu einem Schusswechsel gekommen. In der vergangenen Woche wurde die Leiche eines 19-jährigen Mannes am Stadtrand von Nîmes teilweise verbrannt aufgefunden, wie die »BBC« berichtet. Vor zwei Jahren war ein zehn Jahre alter Junge von einer Kugel getroffen worden. In Onlinediensten verbreiteten sich zudem Drohungen von Mitgliedern von Drogenbanden, etwa Videos von schwarzgekleideten Menschen, die sich am hellichten Tag mit Sturmgewehren in den Straßen von Nîmes zeigen.
Soziale Einrichtungen sind geschlossen
»Hier herrscht Angst«, sagt der 63 Jahre alte Hausmeister Mohamed Ali Bedja aus Nîmes. Seit der jüngsten Schießerei blieben ein Sozialzentrum, die Mediathek und die Apotheke geschlossen. »Früher gab es hier mehr Angebote für Jugendliche, wir hatten keine Zeit, herumzulungern«, so ein 33 Jahre alter Bewohner eines der von der Ausgangssperre betroffenen Viertels. Er fordert mehr Freizeitangebote statt.