
Mercedes-Fahrer Kimi Antonelli (l.) und George Russell
Foto: Mathieu Belanger / REUTERSDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Der Kleine ganz groß: »Mission erfüllt«, schrieb Kimi Antonelli im Januar bei Instragram. Der 18 Jahre alte Italiener hatte gerade seinen Führerschein gemacht. Aber Antonelli ist natürlich kein Fahranfänger, sondern ein Wunderkind . Eine Fahrerlaubnis für die Formel 1 besaß er schon, bevor er für den regulären Straßenverkehr zugelassen wurde. In dieser Saison trat er im Mercedes-Cockpit das Erbe von Rekordweltmeister Lewis Hamilton an. Und stand beim Grand Prix in Kanada erstmals breit grinsend als Dritter auf dem Podium. »Der kleine Kimi wird zum großen Kimi«, funkte Teamchef Toto Wolff. Nur zwei Fahrer, Max Verstappen und Lance Stroll, waren bei ihrer ersten Podiumsplatzierung jünger.
Das Ergebnis: Antonellis Teamkollege George Russell gewinnt ein spannendes Rennen in Montreal, vor Weltmeister Max Verstappen (Red Bull). Zum ersten Mal in diesem Jahr schaffte es kein McLaren-Fahrer aufs Podium, für Mercedes ist es der erste Sieg in dieser Saison.
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Der Start: Russell kam in der ersten Startreihe gut weg, Verstappen konnte dem Engländer zunächst nicht gefährlich werden. Hinter ihm gelang jedoch ein Überholmanöver: Antonelli schob sich geschickt am WM-Führenden Oscar Piastri vorbei auf Rang drei.
Gib Gummi: »Diese Reifen sind nicht besonders gut«, funkte Ferrari-Pilot Charles Leclerc und brachte damit die Probleme einiger Teams auf den Punkt. Schon in Runde 13 fuhr Verstappen in die Boxengasse, um auf härtere Reifen umzusteigen. Die Mercedes-Piloten taten es ihm wenig später gleich. Die Formel 1 ist eine hochtechnisierte Veranstaltung, am Ende geht es aber auch, und manchmal vor allem, darum, wie hart das Gummi der Reifen ist.
Die Probleme der Papayas: McLaren, vor dem Rennen in der Konstrukteurswertung fast 200 Punkte vorn, wirkte in Kanada ungewohnt schlagbar. »Wir haben dieses Wochenende Probleme«, sagte Oscar Piastri, der fünf der vergangenen neun Grand Prixs gewonnen hatte. In Training und Qualifying kämpften die beiden Piloten mit einer neuen Vorderradaufhängung, kurz vor Rennende dann gegeneinander: Über mehrere Runden hinweg duellierten sich die Teamkollegen Piastri und Lando Norris, bis es zur Kollision kam. »Es tut mir leid, es war mein Fehler. Tut mir leid, das war dumm von mir«, sagte Norris im Boxenfunk. Er musste sein Auto am Streckenrand abstellen. Piastri kam als Vierter ins Ziel und baute seine Führung auf Norris in der Gesamtwertung aus.
Jährlich grüßt das Murmeltier: Seit 1978 werden auf dem Circuit Gilles-Villeneuve Rennen gefahren. Es ist eine Strecke voller Historie, langer Geraden und engen Schikanen. Und: voller Murmeltiere. Auf der künstlichen Insel, auf der das Rennen stattfindet, fühlen sich die Nagetiere offenbar sehr wohl und sind immer wieder die heimlichen Helden, manchmal auch tragische Opfer, des Kanada Grand Prixs. »Sie sind auf dieser Insel heimisch, stehen unter Naturschutz und versuchen ihr Bestes, um an Orte zu gelangen, an denen sie nicht sein sollten«, sagte der frühere Fia-Rennleiter Charlie Whiting einst. »Wir tun unser Bestes, um alle Löcher zu füllen, aber sie graben einfach neue und gelangen so oft auf die Strecke.« In diesem Jahr wurde das Auto von Lewis Hamilton schon früh im Rennen beschädigt, Ferrari zufolge aufgrund eines kleinen Tiers. Angesichts der Bilder der Kollision, die in den sozialen Medien kursierten, müssten Murmeltierfreunde vom Schlimmsten ausgehen.

Red Bulls Max Verstappen vor Kimi Antonelli im Mercedes
Foto: Timothy A. Clary / AFPFerraris Fiasko: Die holprige Saison von Ferrari, für die Teamchef Frédéric Vasseur jüngst Journalisten verantwortlich gemacht hatte, setzte sich in Montréal fort. »Ich bin nirgendwo in diesem Rennen«, sagte Hamilton, der am Ende auf Rang sechs landete. Sein Teamkollege Leclerc crashte im Training, wurde im Rennen aber immerhin Fünfter.
Mad Max: Das große Thema dieses Rennens war im Vorfeld eigentlich schon ausgemacht worden: Max Verstappen und seine drohende Sperre. Derzeit fährt der Niederländer häufig mit einer Wut im Bauch, für die es im Englischen den treffenden Begriff »road rage« gibt. Beim vergangenen Rennen in Spanien krachte er in Russells Mercedes und steht seitdem bei elf Strafpunkten, bei einem weiteren muss er einen Grand Prix aussetzen. »Ich werde fahren, wie ich immer fahre«, hatte Verstappen angekündigt. In Kanada tat er das gewohnt unnachgiebig, ließ sich dabei aber nichts zuschulden kommen.