Apples Chef Tim Cook bekommt zwar nach wie vor viel Lob für seine Unternehmensführung, doch es kommt in letzter Zeit häufiger zu Kritik von außen. Nachdem der viel gelesene Bloomberg-Apple-Journalist Mark Gurman die Verantwortung für aktuelle Probleme des Unternehmens in Bereichen wie Regulierung, KI-Nutzung und Produktinnovationen zugeschrieben hatte, legte nun eine bekannte Research-Firma aus New York nach. Und die wurde deutlich: Apple solle überlegen, Cook als CEO zu ersetzen, so LightShed Partners, das sich auf die Bereiche Technologie, Medien und Telekommunikation spezialisiert hat, in einem Bericht an seine Kunden (Paywall).
Dramatische Warnung
Es sei "Zeit für einen neuen Chef bei Apple", schreiben die Analysten Walter Piecyk und Joe Galone. Die Schwierigkeiten, die Apple bei der Umsetzung seiner KI-Strategie habe, werden als Beispiel genannt. Diese stellten "signifikante Risiken für die Firma" dar. "Apple braucht nun einen auf Produkte konzentrierten CEO, keinen, der sich auf Logistik konzentriert."
Damit ist gemeint, dass Cook vor seinem Amtsantritt im Jahr 2011 als Chief Operating Officer arbeitete und Apples komplette Lieferkette neu aufgesetzt hatte. Dazu gehörte auch die "Just in Time"-Produktion bei chinesischen Fertigern, was dafür sorgte, dass der Konzern (fast) kein Inventar mehr vorhalten muss und dadurch deutlich effizienter wurde. Gleichzeitig wurde allerdings auch die Produktion in den USA nahezu komplett eingestellt.
LightShed kritisiert auch die Entwicklung des Börsenkurses der Apple-Aktie. Diese ist 2025 mit 16 Prozent im Minus, während andere Tech-Riesen wie Meta (plus 25 Prozent) oder Microsoft (plus 19 Prozent) deutlich anzogen. Sollte Apple in Sachen KI nicht mitziehen können, ändert dies laut Ansicht von LightShed die Langzeitausrichtung des Unternehmens "fundamental". Es könne sogar sein, dass es dadurch "die Möglichkeit des Wachstums überhaupt" verliere, so die durchaus dramatischen Worte. "KI wird Branchen in der gesamten Weltwirtschaft verändern – und Apple läuft Gefahr, zu einem ihrer Opfer zu werden."
Apple will keinen Chatbot bauen
Fakt ist: Momentan konzentriert sich Apple darauf, seine Betriebssysteme mit KI-Funktionen auszustatten. Funktionen wie die Schreibwerkzeuge oder die zwei Bildgeneratoren (Genmoji und Image Playground) sind jedoch genauso wenig revolutionär wie die direkte Einbindung von ChatGPT, falls der Nutzer dies wünscht. Qualitativ hinkt der Output der Apple-eigenen Modelle hinter dem her, was Konkurrenten wie OpenAI, Anthropic oder Google liefern.
Gleichzeitig macht der Konzern aber keine Anstalten, dies zu ändern: So lehnte Softwarechef Craig Federighi zuletzt offen in einem Interview ab, einen eigenen Chatbot zu entwickeln. Hinzu kommt, dass auch die Entwicklung bei der Sprachassistentin Siri, die im kommenden Jahr ihren 15. Geburtstag feiert, weiter stockt. Erst 2026 sollen neue KI-Funktionen kommen, doch auch diese werden nicht mit modernen Verfahren wie den Sprachmodi von ChatGPT, Gemini und Co. mithalten können, glauben Marktbeobachter.
LightShed schrieb seine Analyse als Reaktion auf den angekündigten Abgang von COO Jeff Williams, der lange Zeit als möglicher Cook-Nachfolger galt, aber genauso wie Cook über 60 ist. Cook sei "der richtige CEO zum Zeitpunkt seiner Ernennung" gewesen, schreiben Galone und Piecyk weiter. Er habe einen "fraglos großartigen Job" geleistet. Doch sei nun "Zeit für mehr disruptive Veränderungen [bei Apple], nicht weniger".
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(bsc)