Eva Illouz: Mehr als eine griechische Tragödie

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Die Soziologin Eva Illouz ist ein Superstar der linken Theorie. Doch nun will ihr Verlag in Athen sie nicht länger verlegen – wegen ihrer Position zu Gaza und Israel.

11. August 2025, 10:01 Uhr

Eva Illiouz Verlag Griechenland Oposito Books
Eva Illouz' Analysen des Kapitalismus haben die Soziologie revolutioniert. Dennoch will ihr Verlag in Athen nichts mehr mit ihr zu tun haben. © Montage: Die ZEIT; verwendete Bilder: [M] Guy Prives/​ Getty Images (li.), Achilleas Chiras/​ NurPhoto/​ Getty Images (re.)

Eigentlich ist Eva Illouz ein Superstar der linken Theorie. Wer in den letzten zwanzig Jahren über Liebe, Markt, Emotionen oder die Affekte der explosiven Moderne nachdachte, kam an der israelischen Soziologin nicht vorbei. Ihre Bücher wurden in Dutzende Sprachen übersetzt, ihre Thesen über die Gefühle in Zeiten des Kapitalismus prägten ganze akademische Generationen. Ihre Essays füllen die Seiten der europäischen Feuilletons. Doch jetzt will ein kleiner Haufen mit ihr nichts mehr zu tun haben. Zumindest in Athen.

Dort verkündete der Verlag Oposito Books in diesen Tagen, dass er Illouz' Werke nicht länger verlegen werde. Anlass war ein Artikel, den Illouz kürzlich bei Fathom veröffentlichte, einem britischen Onlinejournal für Israel, den Nahen Osten und Antisemitismus. Der Titel: "Time to Unmask the Imposture of Anti-Zionism", "Zeit, den Antizionismus als Täuschung zu entlarven". Illouz hat sich nach dem 7. Oktober 2023 immer wieder, zuletzt auch in der ZEIT, mit der fehlenden Empathie, dem ausbleibenden Mitgefühl in Teilen der globalen Linken auseinandergesetzt. Und auch in diesem Text ging es wieder darum, dass gerade linke Intellektuelle wie die Philosophin Judith Butler, der Schriftsteller Pankaj Mishra oder die Autorin Masha Gessen, die sonst so leidenschaftlich für Minderheiten eintreten, nach dem 7. Oktober ausgerechnet bei Jüdinnen und Juden eine Ausnahme machten: "In einer Welt, die vor Verfolgungen, Kriegen, Völkermorden, Massakern, Bürgerkriegen wimmelt, kann die Obsession, mit der ausgerechnet Israels Verbrechen an den Pranger gestellt werden, kaum anders, als den Verdacht zu wecken, dass hier mehr zur Disposition steht als nur Israels eigene Sünden."

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