Erster Gerichtstermin zum Kirk-Mord: „Ich war das gestern“ – Chatnachrichten belasten Beschuldigten schwer

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Tyler R. wird beschuldigt, vergangene Woche den rechten Aktivisten Charlie Kirk erschossen zu haben. Abgesehen von seinem Namen sagte Tyler R. nichts. Als der Richter sagte, er müsse während des Verfahrens ohne Kaution in Haft bleiben, nickte er.

Wenige Stunden vorher hatte der Staatsanwalt von Utah County, Jeff Gray, Anklage erhoben und gesagt, er werde die Todesstrafe beantragen. Utah ist einer von 35 Bundesstaaten, in denen die Todesstrafe vollstreckt wird. US-Präsident Donald Trump hatte diese Strafe schon kurz nach der Tat gefordert. Gray betonte indes, er habe sich nicht leichtfertig dafür entschieden. Sein Entscheid basiere auf den verfügbaren Beweise und der Art des Verbrechens.

Beweise reichen von DNA bis Chatnachrichten

Tyler R. ist wegen schweren Mordes angeklagt. Zudem werden ihm sechs weitere Straftaten vorgeworfen im Zusammenhang mit der Tötung von Charlie Kirk: das Abfeuern einer Schusswaffe, zweimalige Zeugenbeeinflussung, zweimalige Behinderung der Justiz und das Begehen eines Gewaltverbrechens in der Gegenwart eines Kindes.

Die Staatsanwaltschaft legte eine ganze Reihe von Beweisen vor. Dazu gehören auch DNA-Spuren: Laut Jeff Gray fanden die Ermittler DNA von Tyler R. auf einem Tuch, in dem die mutmassliche Tatwaffe eingehüllt war, sowie auf einem Schraubenzieher, den sie auf dem Dach des Gebäudes fanden, von dem aus der Täter die tödlichen Schüsse auf Kirk abgegeben hatte.

Der rechte Aktivist Charlie Kirk verteilt am 10.09.2025 vor seiner Rede an der Utah Valley University Mützen.
Der rechte Aktivist Charlie Kirk verteilt am 10.09.2025 vor seiner Rede an der Utah Valley University Mützen. (Foto: Tess Crowley/Tess Crowley/The Deseret News/dp)

Weiter haben die Ermittler einen Notizzettel sichergestellt, auf dem Tyler R. die Tat angekündigt haben soll. Hinzu kommen Chatnachrichten, in denen er laut der Staatsanwaltschaft zugibt, den Mord begangen zu haben – und ein Motiv nennt.

„Ich hatte genug von seinem Hass“

In der Anklageschrift wird der Chat zwischen Tyler R. und seinem Partner beziehungsweise seiner Partnerin wiedergegeben – es handelt sich um eine Trans-Frau, die sich in der Transition befindet. Tyler R. schrieb der Person, sie solle alles stehen und liegen lassen und unter seine Tastatur schauen. Dort lag ein Zettel auf dem stand: „Ich hatte die Gelegenheit, Charlie Kirk zu töten, und werde diese nutzen.“

Nachdem er die Nachricht gelesen hatte, antwortete die Partnerin: „Was?????????????? Du machst Witze, oder????“

Tyler: „Mir geht es noch gut, meine Liebe, aber ich sitze noch eine Weile in Orem fest. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis ich nach Hause kommen kann, aber ich muss noch mein Gewehr holen. Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, das geheim halten zu können, bis ich an Altersschwäche sterbe. Es tut mir leid, dass ich dich da mit reinziehe.“

Partnerin: „Du warst nicht derjenige, der das getan hat????“

Tyler: „Doch, es tut mir leid.“

Partnerin: „Ich dachte, sie hätten die Person geschnappt?“

Tyler: „Nein, sie haben einen verrückten alten Kerl geschnappt und dann jemanden in ähnlicher Kleidung verhört. Ich hatte vor, kurz danach mein Gewehr aus dem Depot zu holen, aber der größte Teil dieses Stadtteils wurde abgeriegelt. Es ist ruhig, fast ruhig genug, um auszusteigen, aber es steht ein Fahrzeug dort.“

Partnerin: „Warum nur?“

Tyler: „Warum ich es getan habe?“

Partnerin: „Ja.“

Tyler: „Ich hatte genug von seinem Hass. Mancher Hass lässt sich nicht wegdiskutieren. Wenn es mir gelingt, mein Gewehr ungesehen zu holen, werde ich keine Beweise hinterlassen. Ich werde versuchen, es zurückzuholen, hoffentlich sind sie weitergezogen. Ich habe nichts dazu gesehen, dass sie es gefunden hätten.“

Partnerin: „Wie lange hast du das schon geplant?“

Tyler: „Ich glaube, etwas mehr als eine Woche. Ich kann mich nähern, aber ein Streifenwagen parkt direkt daneben. Ich glaube, sie haben die Stelle schon abgesucht, aber ich will es nicht riskieren.“

(...)

Am Ende des Chats fordert Tyler R. seine Partnerin dazu auf, die Konversation zu löschen, keine Interviews zu geben und sich einen Anwalt zu nehmen, sollte die Polizei Fragen stellen, was ihm den Vorwurf der Zeugenbeeinflussung einbrachte. Er kündigte auch an, er werde sich freiwillig stellen. „Ich mache mir nur Sorgen um dich, meine Liebe“, schrieb Tyler R.

Eltern hatten ihn auf Fahndungsfotos erkannt

Dem Staatsanwalt lag ein weiterer Chat vor, ein Gruppenchat auf der Gamer-Plattform Discord. Dort hatte Tyler R. geschrieben: „Ich war das an der UVU gestern.“ In den Akten wird ferner beschrieben, wie es dazu kam, dass sich Tyler R. den Behörden stellte. Seine Eltern hatten ihn auf den Fahndungsbildern erkannt und kontaktiert. Sie sagten aus, Tyler R. habe suizidale Absichten angedeutet. Sie hätten ihn aber davon überzeugt, zu ihnen zu fahren.

Am Abend des 11. September begab sich Tyler R. zusammen mit seinen Eltern und einem Freund der Familie zum Büro des Sheriffs von Washington County, um sich zu stellen. Auch seinen Eltern soll Tyler R. als Motiv genannt haben, Charlie Kirk habe zu viel Hass verbreitet.

Ein Auszug aus einem Gerichtsdokument im Mordprozess gegen Tyler R.
Ein Auszug aus einem Gerichtsdokument im Mordprozess gegen Tyler R. (Foto: Provo District Court/via REUTERS)

Diskussion um Ideologie geht weiter

Die Mutter des Beschuldigten sagte der Polizei laut der Anklageschrift, ihr Sohn sei im letzten Jahr politisch nach links gerückt, in Richtung Homosexuellen- und Transgender-Rechte. Der Staatsanwalt äußerte sich nicht zur Frage, inwiefern das aus Sicht der Ermittler eine Rolle spielte.

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:Kirk-Mord: Trump treibt die Spaltung der USA voran

Nach der Ermordung von Charlie Kirk wächst die Sorge, dass das Weiße Haus ihn als Vorwand nutzen könnte, verstärkt gegen politische Gegner vorzugehen.

Die Diskussionen um die Ideologie des Beschuldigten dürften somit weitergehen. Die Trump-Regierung hat angekündigt, rigoros gegen „linke Netzwerke“ vorgehen zu wollen, und in den sozialen Medien wurde nach der Anklageerhebung rege darüber diskutiert, ob Tyler R. tatsächlich allein gehandelt habe. Die Anklageschrift enthält indes keine Hinweise darauf, dass er einer radikalen Gruppierung angehörte.

Die nächste heiß diskutierte Frage ist nun, wie angesichts der polarisierten Öffentlichkeit in diesem Fall zu gewährleisten ist, dass die Geschworenen unvoreingenommen sind. Eine Jury wird über das Schicksal von Tyler R. entscheiden. Diesem wird ein Anwalt zur Verfügung gestellt, weil er mittellos ist. Der nächste Gerichtstermin findet am 29. September statt.

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