Harry Kane ist quasi der Mister Zuverlässig, wenn es um Elfmeter geht. An diesem Pokalabend in Wiesbaden aber scheiterte Führungsspieler erstmals im Trikot des FC Bayern München - das Ende einer langen Serie inbegriffen.

Nicht dieses Mal: Harry Kane ist beim Duell mit dem SVWW erstmals nicht vom Punkt erfolgreich gewesen. IMAGO/Rene Schulz
Kleine Schritte beim Anlauf, den Kopf gehoben, den gegnerischen Keeper fest im Blick und am Ende den Ball mit einer Eiseskälte im Netz versenken: So kennt man Harry Kane seit Jahren im Dress des FC Bayern - ohnehin auch im Dress der englischen Nationalmannschaft.
Da stellte sich aus neutraler Sicht schon auch die Frage: Kann Kane überhaupt noch verschießen? "Es kann passieren", hatte der Routinier selbst vor Monaten einmal gemeint und ergänzt.
Und an diesem Mittwochabend im DFB-Pokal bei Drittligist Wehen Wiesbaden passierte es wirklich: Kane, der zunächst noch mit einem erfolgreichen Schuss vom Punkt seine Farben in Front gebracht hatte, vergab nach zwischenzeitlicher 2:2-Aufholjagd des Drittligisten erstmals in einem Pflichtspiel für die Münchner, scheiterte in der 76. Minute am stark reagierenden Florian Stritzel. Der SVWW-Keeper parierte in diesen Momenten auch die zwei Nachschussversuche des FCB-Torgaranten mit Top-Reaktionen. Nur beim doch noch folgenden 3:2-Siegtreffer wurde Stritzel geschlagen. In der vierten Minute der Nachspielzeit durch - natürlich - Kane.
"Der Keeper hat auch eine wirklich gute Parade gezeigt"
Der Fehlschuss blieb aber stehen für den früheren Spieler von Tottenham Hotspur, der überhaupt seit einer gefühlten Ewigkeit - abgesehen etwa von einem Patzer im Bayern-Testspiel gegen seinen Ex-Klub - nicht mehr vergeben hatte.
"Es war einer dieser Tage ... Der Keeper hat auch eine wirklich gute Parade gezeigt. Außerdem ist es immer ein wenig tricky, zwei Elfmeter in einem Spiel zu schießen", erklärte der Kapitän der Three Lions hinterher im Sky-Interview und lobte somit auch Schlussmann Stritzel, der selbst Geschichte geschrieben hatte als erster Torwart mit einer Elfmeterparade gegen Bayern-Spieler Kane. Dieser weiter: "Doch natürlich wollte ich ihn verwandeln, ich habe nur nicht so gut geschossen, wie ich dachte." Er wolle allerdings künftig hart daran arbeiten, wieder sicher zu vollstrecken und im besten Fall eine neue Serie vom Punkt starten.

Avancierte am Ende trotz Fehlschuss vom Punkt zum Bayern-Matchwinner: Harry Kane. picture alliance / ZUMAPRESS.com
Die Kane-Statistik
Sein nun gerissener Lauf hatte es im Übrigen wirklich in sich. Allein in seiner Bundesliga-Zeit seit Sommer 2023 hat Kane 14 von 14 Elfmetern verwandelt - seine letzten beiden beim 3:0 gegen Werder Bremen Anfang Februar 2025. Das macht neun von neun in der jüngsten Meistersaison 2024/25.
Die Bundesliga hatte damals dazu auf ihrer Website geschrieben: "Kane ist der erste Spieler seit 25 Jahren mit neun Elfmetertoren in einer Bundesliga-Spielzeit. Der frühere Leverkusen-Keeper Jörg Butt erreichte 1999/2000 ebenfalls neun. Einzig Bayern-Legende Paul Breitner steht mit zehn Strafstoßtoren noch vor Kane (1980/81)."
Lloris vor Augen - und über den Kasten gejagt
Damit ist Kane, da die reine Bundesliga-Serie trotz dieses DFB-Pokal-Fehlschusses ja Bestand hat, so langsam auch ins Fahrwasser von Hans-Joachim Abel. Der frühere Spieler von Fortuna Düsseldorf, Bochum und Schalke hat zu seiner Zeit all seine 16 Bundesliga-Elfmeter im Netz untergebracht. Kein Akteur hat jemals so eine Bundesliga-Marke aufgestellt. Trifft Kane also seine nächsten drei Bundesliga-Elfmeter in dieser erst begonnenen Spielzeit - und Chancen dazu wird es wohl geben -, bricht er diese alte Bestmarke.

Drüber! Harry Kane vergibt 2022 beim WM-Duell mit Hugo Lloris. IMAGO/PA Images
Um übrigens den abgesehen vom Auftritt bei Wehen Wiesbaden letzten Fehlschuss von Kane ausfindig zu machen, muss schon ein ganzes Weilchen zurückgespult werden - genauer gesagt auf den 10. Dezember 2022. Damals bei der Winter-Weltmeisterschaft in Katar war der Stürmer mit der englischen Nationalmannschaft im Viertelfinale gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich im Einsatz - zunächst war hier auch alles nach Plan verlaufen. So verwandelte Kane nach 0:1-Rückstand einen Elfmeter gegen Hugo Lloris in der 54. Minute, um in der 84. Minute beim Stand von 1:2 nochmals anzutreten.
Hier versagten dem gebürtigen Londoner jedoch die Nerven. Der Garant feuerte die Kugel beim Duell mit seinem damaligen Mitspieler von Tottenham Hotspur über die Querlatte, England verpasste die Verlängerung und schied mit hängenden Köpfen aus.
Sein letzter Fehlschuss auf Vereinsebene ist ihm damals am 12. Oktober desselben Jahres unterlaufen - in der Champions League mit den Spurs gegen Frankfurts Kevin Trapp.
mag