Mit einem 2:0-Sieg gegen Polen ist Deutschland in die EM gestartet. Nach der Partie ging es aber vor allem um die Verletzung von Kapitänin Giulia Gwinn.

Nach einem Zweikampf musste Giulia Gwinn verletzt ausgewechselt werden. IMAGO/Sven Simon
Es hätte eine runde Geschichte aus DFB-Sicht werden können: Deutschland gewinnt 2:0 gegen Polen und startet mit drei Punkten in die Europameisterschaft in der Schweiz. Jule Brand eröffnet mit einem Traumtor, die Offensive dreht auf und Lea Schüller macht per Kopf alles klar. Gesprochen wurde nach dem DFB-Auftaktsieg in St. Gallen aber nur marginal über Brand oder Schüller. Die Sorgen um ihre verletzte Kapitänin stand klar im Fokus.
Giulia Gwinn hinderte Polens Torjägerin Ewa Pajor nach etwas mehr als einer halben Stunde mit einem starken Tackling im letzten Moment am Abschluss aus wenigen Metern Torentfernung, blieb dabei aber unglücklich im Rasen hängen. Nach Behandlung versuchte es die Münchnerin, die im Laufe ihrer Karriere bereits zwei Kreuzbandverletzungen erlitten hatte, noch einmal kurz, musste letztlich aber in der 40. Minute ausgewechselt werden.
Brand hat "Knick" durch Gwinns Verletzung gemerkt
"Es war ein bitter erkaufter Sieg für uns", sagte Bundestrainer Christian Wück im ARD-Interview mit Blick auf Gwinns Verletzung. "Wir sind direkt nach dem Kreis in die Kabine, haben sie alle noch mal in den Arm genommen und ihr viel Glück gewünscht." Am Samstag steht Wück zufolge das MRT an, "das Knie ist betroffen. Sie hat damit aber auch das Gegentor verhindert, das müssen wir ihr hoch anrechnen. Und wir drücken jetzt alle Daumen, dass es nicht so schlimm ist."
Brand, die das 1:0 selbst erzielt und den zweiten Treffer aufgelegt hatte, sprach von einer "sehr wichtigen Spielerin für uns, auf dem Platz mit ihrer Leistung, aber auch mit ihrer Mentalität", die mit Gwinn im zweiten Durchgang fehlte und nun möglicherweise länger ausfallen wird. "Man hat schon auch einen kleinen Knick bei uns gemerkt. Jetzt ist erst mal das Wichtigste, dass es nicht so schlimm aussieht bei ihr." Klara Bühl, Teamkollegin von Gwinn im Nationalteam und beim FC Bayern, sagte: "Wir stehen alle hinter ihr, wir sind bei ihr und drücken alle Daumen, dass da nichts Schlimmes herauskommt."
Wück lobt Geduld - Brand selbstkritisch
Gegen dicht gestaffelte Polinnen tat sich das DFB-Team auch im ersten Durchgang mit Gwinn schwer. Nur selten kam die eigentlich starke deutsche Offensive zu Chancen. Bundestrainer Wück sagte: "Wir haben leider vor allem in der ersten Hälfte nicht die Qualität in unseren Flanken, aber auch keine gute Box-Besetzung gehabt."
Der Schlüssel zum Erfolg sei gewesen, "dass wir den Ball geduldig laufen gelassen haben". Und natürlich Brand, die selbstkritisch mit sich ins Gericht ging: "Im Spiel ist mir heute nicht so viel gelungen - außer den zwei Sachen." Die zwei Sachen, das waren der Sonntagsschuss in der 52. Minute und die Flanke zum 2:0 eine gute Viertelstunde später.
jas