Dortmunds Paradoxon: Mehr Chancen, spätere Entscheidungen

vor 4 Stunden 1

Der sportliche Erfolg der vergangenen Wochen sorgt bei Borussia Dortmund auch für fehlende Planungssicherheit: Sportdirektor Sebastian Kehl darf auf Champions-League-Millionen hoffen, muss aber noch bis Saisonende warten, bis er sein Budget kennt

 BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.

Er kennt sein Budget für die kommende Saison noch nicht: BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. IMAGO/DeFodi Images

"Wahnsinnig viele Wünsche", grinste Sebastian Kehl, seien an diesem frühen Samstagabend nicht offen geblieben: "Wir haben zu Null gespielt, vier Tore geschossen und damit etwas fürs Torverhältnis getan. Ich glaube, die Zuschauer gehen mit einem breiten Lächeln nach Hause und alle Spieler sind fit geblieben." Der 4:0-Sieg von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg, die Punkte 14 bis 16 von 18 möglichen Zählern aus den vergangenen sechs Partien sorgten nicht nur beim Sportdirektor für gute Laune.

Die beeindruckende Aufholjagd, die den BVB zumindest über Nacht und bis zur Partie des SC Freiburg gegen Bayer Leverkusen auf Rang 4 beförderte, freut Kehl - im Gegensatz zu vielen anderen im Dortmunder Umfeld habe er das allerdings immer "für möglich gehalten, ich habe auch dran geglaubt".

Podcast

Plötzlich im CL-Rennen: Kommt der Umbruch beim BVB trotzdem?

Borussia Dortmund steht auf Platz sieben, die Champions League ist plötzlich wieder in Reichweite. Wie hat Niko Kovac den BVB wieder auf Kurs gebracht? Außerdem: Die Trainerentlassung in Hannover. Was waren die Gründe für das Breitenreiter-Aus?

24.04.25 - 12:14 Uhr 14:12 Minuten

Aber auch ihm sei klar gewesen, "dass wir einfach anfangen müssen, Spiele zu gewinnen, fokussiert zu sein und das auch abzurufen, was in der Mannschaft steckt". Das gelinge inzwischen: "Ich glaube, da sind wir auf einem richtig guten Weg und haben in den letzten Wochen große Schritte nach vorne getätigt." Er sehe "einfach eine große Gier und eine hohe Laufbereitschaft", gegen den VfL waren es trotz 55 Prozent Ballbesitz ganze sechs Kilometer mehr.

"Wir müssen investieren"

Und aus der Stabilität und den Grundlagen entwickelt sich eben auch eine starke Offensive. Nicht automatisch, betont Kehl, "wir müssen investieren, natürlich müssen wir auch trainieren und ich glaube, dass Niko da einen richtig guten Job gemacht hat mit seinem Trainerteam".

Dieser Niko, Coach Kovac, habe die Abläufe immer wieder einstudiert, dazu sieht Kehl "die Bereitschaft, die Tiefenläufe zu machen, auch immer wieder hinter die Linie zu kommen und aktiv im Spiel zu sein", und ist sich sicher: "Das hilft uns. Das haben wir in den letzten Wochen gesehen: Sobald wir aktiv sind, sobald wir nach vorne verteidigen, bekommt unser Spiel eine ganz andere Dynamik und dann kommen auch unsere Spieler mit den Qualitäten in gefährliche Räume."

Dortmunder Möglichkeiten ungewiss bis vielfältig

Einen kleinen Nachteil hat diese Erfolgsserie allerdings auch, allerdings eher einen aus der Kategorie Luxusproblem. Statt wie vor wenigen Woche noch befürchtet zum jetzigen Zeitpunkt schon keine Chancen mehr auf die dicken Fleischtöpfe der Champions League zu haben, sind die Möglichkeiten für Borussia Dortmund auf dem Transfermarkt noch ungewiss bis vielfältig.

"Ich kann im Moment gar nicht planen", verrät Kehl: "Wenn man sich die Tabelle mal anschaut, kann im Grunde genommen wirklich noch alles passieren, es sind so viele Mannschaften im Kampf um die internationalen Plätze dabei." Zwischen Königklasse, dem Trostpreis Europa League, der wenig lukrativen Conference League und dem Verpassen aller Wettbewerbe ist noch alles möglich.

Deswegen liegen die Transferpläne in beide Richtungen derzeit etwas aus Eis. "Die Mannschaft ist sehr, sehr stabil", sagt Kehl zwar mit Blick auf ein positives Finale: "Aber wir konzentrieren uns nur auf uns und was dann den Sommer mit Kaderplanung, mit Transfer, mit Budgets angeht, damit beschäftigen wir uns erst nach dem letzten Spieltag."

Patrick Kleinmann

Gesamten Artikel lesen