Donald Trump beschert »South Park« Zuschauerboom

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Ausgerechnet die derbste Fernsehserie der Neunzigerjahre ist wieder angesagt: Die Zuschauerzahlen der US-Animationsserie »South Park« haben sich im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppelt – und das liegt vor allem an den bissigen Attacken gegen US-Präsident Trump und sein Team.

Gemeinsam mit seinem Partner Matt Stone hat Trey Parker die neue Staffel zu einer Art Widerstandsmusical gemacht. Im Zentrum: Trump, der – klassisch für »South Park« – mit Satan ein Baby erwartet. Eine Hommage an die wilden Neunzigerjahre, als Saddam Hussein der Teufels-Lover war.

»Wir mussten irgendwie unsere Unabhängigkeit zeigen.«

»South Park«-Macher Matt Stone

Die Entscheidung, Trump direkt anzugreifen, sei erst wenige Wochen vor dem Staffelbeginn gefallen, verriet Stone nun der »New York Times« : »Wir mussten irgendwie unsere Unabhängigkeit zeigen.«

Der Auslöser war ein doppeltes Ärgernis: Ihr Sender Comedy Central gehört zum Konzern Paramount, der gerade vor Trump eingeknickt war. Erst hatte Paramount im Streit über die CBS-Sendung »60 Minutes« einen 16-Millionen-Dollar-Vergleich gezahlt – obwohl Juristen dem Sender gute Aussichten in einem Gerichtsprozess bescheinigt hatten. Dann folgte die Ankündigung, ausgerechnet die »Late Show« von Trump-Kritiker Stephen Colbert einzustellen.

Für Parker und Stone war damit klar: Wenn schon alle kuschen, machen wir Krach.

Also wurde gleich in der ersten Folge scharf geschossen – gegen Trump, gegen Paramount, gegen die allgemeine Feigheit.

»Die Politik ist zur Popkultur geworden.«

»South Park«-Macher Trey Parker

»Es ist nicht so, dass wir politisch geworden sind«, so Trey Parker in der »New York Times«. »Die Politik ist zur Popkultur geworden.«

 »Einfach sehr mittige Typen«

Matt Stone (links) und Trey Parker: »Einfach sehr mittige Typen«

Foto: Richard Shotwell / Invision / AP

Stone und er seien »einfach sehr mittige Typen«, so Parker. »Extremisten jeder Art machen wir lächerlich. Das haben wir jahrelang mit der Woke-Sache gemacht. Das war urkomisch für uns. Und das hier ist urkomisch für uns.« So wie Honig Fliegen anzieht, fühlten Stone und er sich von Tabus angezogen: »Oh, da drüben ist das Tabu? Okay, dann gehen wir da rüber.«

Ursprünglich habe Trump nur in einer Folge vorkommen sollen, so Stone. Doch dann sei ihnen klar geworden, dass sie einen Nerv getroffen hatten, eine »komödiantische Ader«, wie er es ausdrückt. Die Serie, die bisher alle politischen Lager beleidigte, konzentriert sich nun vollständig auf Washington.

»South Park« hat schon immer schnell auf aktuelle Ereignisse reagiert, und diese Staffel bildet da keine Ausnahme: In der Folge der vergangenen Woche wurde unter anderem der Abriss des Ostflügels des Weißen Hauses thematisiert.

Stone sagte, dass Paramount ihnen keinerlei Vorschriften mache. »Sie lassen uns tun, was wir wollen, was ihnen hoch anzurechnen ist.«

Im Weißen Haus reagiert man entsprechend gereizt. Eine Sprecherin der Regierung erklärt im Juli: »Diese Show ist seit über 20 Jahren nicht mehr relevant und hält sich mit uninspirierten Ideen in einem verzweifelten Versuch um Aufmerksamkeit über Wasser.«

Was natürlich nur bewies, dass sie auch im Weißen Haus immer noch South Park schauen.

»Unsere Show wird länger laufen als ihre.«

»South Park«-Macher Trey Parker

Die Reaktionen auf die neue Ausrichtung der Serie seien geteilt, berichten die Serienmacher. In New York werde er von Fremden gefeiert, die sonst nie »South Park« sehen, so Stone. In Colorado frage man ihn, wann er endlich »die Jungs zurückbringt und mit dem ganzen politischen Zeug aufhört«, berichtet Parker.

Irgendwann würden sie sicherlich genug von Washington und Trumps Gefolge haben, aber noch sei es nicht so weit.

»Nächstes Jahr wird anders sein«, kündigt Parker an. »Aber wenn wir eines wissen: Unsere Show wird länger laufen als ihre.«
Und wie immer bei South Park klingt selbst die Drohung nach Pointe.

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