Die AfD ist für sechs von zehn Befragten einer Studie vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte unwählbar. Dies sagten 58,2 Prozent der Teilnehmenden der am Dienstag veröffentlichten Studie „Gedenkanstoß Memo“. Jeder zweite hält die AfD für ähnlich bedrohlich für die deutsche Gesellschaft wie früher die NSDAP. 57,7 Prozent sehen es als richtig an, die AfD als rechtsextrem zu bezeichnen. Für die repräsentative Studie der Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft wurden im Oktober 2024 rund 3000 Menschen befragt. Anlass ist der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und des NS-Staats.
42,8 Prozent der Befragten gaben an, es sei ihnen wichtig, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus in Deutschland lebendig zu halten. 20,7 Prozent finden es dagegen in Ordnung, wenn künftige Generationen sich nicht mehr mit der NS-Zeit auseinandersetzen. 38,1 Prozent halten einen „Schlussstrich“ für richtig, 37,2 Prozent lehnen dies ab. 44,8 Prozent stimmten der Aussage zu: „Ich ärgere mich darüber, dass den Deutschen auch heute noch die Verbrechen an den Juden vorgehalten werden.“
Die Behauptung „Juden haben in Deutschland zu viel Einfluss“ trugen 12,3 Prozent der Befragten mit
Der größte Teil der Befragten gab an, erstmals in der Schule mit der NS-Zeit konfrontiert worden zu sein. Dabei halbierte sich die Zahl derjenigen, die glauben, in der Schule „sehr viel“ über den Nationalsozialismus erfahren zu haben, gegenüber Vorstudien von rund 20 Prozent auf neun Prozent. Nur gut ein Drittel (35,5 Prozent) habe grob erklären können, was im Kontext der NS-Zeit unter „Euthanasie“, also der Ermordung Kranker, zu verstehen ist. Etwa drei Viertel konnten keine realistischen Einschätzungen zu Opferzahlen geben. Dies betraf unter anderem die sogenannten Euthanasie-Morde, die Anzahl ermordeter Sinti und Roma und die Anzahl von Zwangsarbeitern.
Studienleiter Jonas Rees von der Universität Bielefeld erklärte: „Antisemitische, rechtspopulistische und geschichtsrevisionistische Haltungen haben im Vergleich zu früheren Befragungen merklich zugenommen und sind nun endgültig wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ So stimmten 25,9 Prozent der Befragten der Aussage zu: „Die Juden nutzen die Erinnerung an den Holocaust heute für ihren eigenen Vorteil aus.“ Die Behauptung „Juden haben in Deutschland zu viel Einfluss“ trugen 12,3 Prozent der Befragten mit. Das waren deutlich mehr als in vergleichbaren „Memo“-Studien 2022 (3,2 Prozent) und 2020 (2,4 Prozent).