Deal mit Paramount: Trump macht sich den Sender CBS untertan

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Vor ein paar Tagen schwärmte Donald Trump gegenüber Reportern von einem tollen Geschäft: „Wir haben ein Deal über 16 Millionen, plus 16 Millionen klargemacht – vielleicht auch mehr, in Werbung. So was wie 32 Millionen oder vielleicht 35 Millionen.“

Er meint den Deal mit Paramount. Trump hatte den Konzern wegen eines ­angeblich manipulativen Interviews des Tochtersenders CBS mit der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris auf die absurde Summe von zuerst 10, dann 20 Milliarden Dollar verklagt. Beigelegt wird der Streit nun gegen die Zahlung von 16 Millionen Dollar.

Paramount zahlt die Summe, weil der Konzern die Übernahme durch das Studio Sky­dance unter Dach und Fach bringen will. Diese hat einen finanziellem Umfang von acht Milliarden Dollar und ist abhängig vom Plazet des Chefs der Medienaufsichtsbehörde FCC, Brendan Carr. Dieser ist ein glühender Trump-Anhänger und hat schon durchblicken lassen, dass die Übernahme von Paramount durch Skydance davon abhänge, wie Paramount sich in dem Streit um das CBS-Interview verhalte.

Paramount wirft seine Journalisten vor den Bus

Anstatt seinen Reportern beizuspringen, die das Interview mit Kamala Harris nicht, wie behauptet, „irreführend“, sondern nach üblichen Maßstäben in Sachen Kürze und Verständlichkeit geschnitten hatten, warf Paramount sie unter den Bus. Mehrere hochrangige CBS-Mitarbeiter haben empört gekündigt, während Trump sich damit brüstet, dass Paramount ganz nach seinen Wünschen die Pressefreiheit aus dem Fenster und ihm einen fetten Batzen Geld vor die Füße geworfen hat.

Die zweiten 16 Millionen Dollar, von denen Trump sprach, gehören zu dem Deal, mit dem der US-Präsident seinen Zugriff auf den Sender CBS vervollkommnet. Der mögliche neue Paramount-Eigentümer und Skydance-Chef David Ellison hat sich nämlich offenbar bereiterklärt, zum Dank für die Genehmigung der Fusion mit Paramount öffentliche Werbespots für die Agenda des Präsidenten im Wert von etwa 16 Millionen Dollar zu schalten. David Ellison ist der Sohn des Trump-Freunds, Oracle-Chefs und zweitreichsten Mannes der Welt, Larry Ellison, der den Großteil der Kaufsumme für Paramount bereitstellt.

Orbán ist das Vorbild

Gemeinsam könnten Vater und Sohn dann die angesehene Nachrichtensparte des Senders CBS – CBS News –, die mit Sendungen wie „60 Minutes“ und „Meet the Press“ zu Amerikas wichtigsten Informationsquellen zählt, zu Trumps Sprachrohr machen. Das wäre der größte Deal für Trump, der kritische Medien seit Langem als „Feinde des Volks“ denunziert und jede Berichterstattung, die ihm nicht passt, als „Fake News“ bezeichnet.

„Ich bin kein Anwalt, aber ich habe ,Goodfellas‘ gesehen“, sagte der Politsatiriker Jon Stewart mit Verweis auf Martin Scorseses Film über zwei junge Aufsteiger in der New Yorker Mafia zu diesem Kuhhandel: „Das klingt illegal.“ Die Kunst solcher Deals freilich ist, sie so zu gestalten, dass sie juristisch kaum angreifbar sind. Um kriminelle Bestechung nachweisen zu können, schreibt das Portal „Politico“ zutreffend, brauche es Beweise für eine explizite Quid-pro-quo-Vereinbarung zwischen Trump und Paramount.

Deals mit vermögenden Freunden und wirtschaftlicher Druck auf missliebige Medien sind Mittel, wie sie der ungarische Autokrat Viktor Orbán erfolgreich eingesetzt hat, um die freie Presse zu vernichten. Trumps Deals, schrieb der ungarische Journalist András Pethö im März im „Atlantic“, entsprächen dem, was Orbáns seit seinem zweitem Amtsantritt 2010 ins Werk gesetzt habe. Unter anderem beschreibt Pethö, wie wichtig es für Orbán war, in den ungarischen Regulierungsbehörden seine Gefolgsleute an die Hebel zu setzen und die einst unabhängigen Nachrichtenseite „Origo“ in ein „Flaggschiff der Regierungspropagandamaschine“ zu verwandeln.

Das geschah wie? Sie wurde an eine Firma mit engen Verbindungen zu Orbáns innerem Zirkel verkauft. Das Schema passt. Bei CBS befürchtet man das Schlimmste. Lowell Bergman, der ­renommierte CBS-Reporter, dessen Whistleblower-Geschichte über die Machenschaften in der Tabakindustrie CBS 1995 aus Angst vor einer Klage der mächtigen Konzerne kippte, sagte auf die Frage, ob sich hier die Geschichte wiederhole: „Es ist noch viel schlimmer. Dies ist der Präsident der Vereinigten Staaten. Das ist beispiellos in der Geschichte unseres Landes.“

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