Caroline Wahl: Wie wär’s mal mit Spiegelneuronen?

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 Caroline Wahl, hier nah am Wasser

Caroline Wahl, hier nah am Wasser © Frederike Wetzels

Um die Autorin Caroline Wahl wirbeln die Debatten. Zeit für einen Nervenzusammenbruch

Nachdem es wegen Caroline Wahl im deutschen Blätterwald, im deutschen Internet und auch ganz grundsätzlich im deutschen Wald einfach nicht mehr zu rascheln aufhörte, müssen JETZT a mari usque ad mare folgende Fragen geklärt werden: Ist die Bundesrepublik noch nicht bereit für erfolgreiche Frauen? Ist Deutschland noch nicht bereit für unsympathische Frauen? Warum muss man denn als Frau sympathisch sein, warum muss denn ein Friedrich Merz gar nicht sympathisch sein? Was ist denn so toll am Unsympathischsein (viel!) – beziehungsweise wie viele Tässchen kann man eigentlich noch im Schrank haben, wenn man sich darüber beschwert, einen Preis NICHT bekommen zu haben, bei INSTAGRAM, als FRAU, pars pro toto? Was würde passieren, wenn Merz eine Prinz-Eisenherz-Frisur hätte? Was ist ernsthafte, was ist Unterhaltungsliteratur? Was ist Literatur? Hat die Literatur, haben wir ein Problem? Hat Deutschland ein Problem, wenn Wolfram Weimer Caroline Wahl gut findet, oder Caroline Wahl oder wir alle? Wer um Himmels willen sind WIR, wer weiß denn so was, wer kann denn mal rasch den Sloterdijk anrufen oder die Thea Dorn? Wer findet Caroline Wahl überhaupt gut? Das sogenannte Feuilleton findet Caroline Wahl beziehungsweise ihre Texte (Beteiligten ist weitgehend unklar, wo da die Grenze ist) gar nicht so schlecht, wie das sogenannte Internet behauptet, WENN man sich die Artikel durchliest. Aber es gibt auch Feuilletons, die finden Caroline Wahl beziehungsweise ihre Texte völlig indiskutabel, vor allem weil die anderen Feuilletons sie NICHT indiskutabel fanden – was alles in allem kaum diskutierbar ist, weil keine Texte, keine Namen genannt werden. Das ist aber eigentlich auch egal, wenn – alter Trick – alles ein Text ist, auch das Land. Frauentexte gelten ja mitunter als banaler, aber na ja, dafür werden sie halt gerne angesehen. Das Vaterland, seine Menschen, WIR als Feuilleton-Beauftragte – wir brauchen vielleicht einfach bisschen mehr Mitgefühl, Spiegelneuronen für die, die Caroline Wahl beziehungsweise ihre Texte OKAY fanden, denn: Wir reden jetzt seit 2017 weitgehend folgenlos über MeToo und sogenannte Machtstrukturen, da kann man doch nicht hergehen und in machtvoller Literaturkritiker-Geste ein Buch (vulgo seine Autorin) kurz und klein hauen, das von Machtmissbrauch handelt, da muss man doch einmal kurz Luft holen und warten, bis die anderen das auf bemerkenswert fiese Weise machen, die im Feuilleton, die im Internet, die Profis, die Influencer, die Sterneverteiler und wie sie alle heißen – man muss kurz Luft holen, denn man will ja auch beim Kritisieren nicht so UNSYMPATHISCH rüberkommen wie Caroline Wahl mit ihrem Boss-Transformations-Programm, das gibt nur Ärger. So nicht, Fräuleins!!! Kurz Luft holen ist ergo die DEVISE, und da wird ja wohl die Frage erlaubt sein, was eigentlich der Unterschied ist zwischen diesem Feuilleton und diesem Internet – liegt da der Hase begraben, im Pfeffer, auf dem Hund? Halten WIR doch fest, dass wir wieder mal bisserl den Überblick verloren haben, uns aber sehr gut unterhielten! 😘 😘

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