Cannabis: Das sind die Pioniere der Legalisierung in Deutschland - die guten Nachrichten der Woche

vor 3 Stunden 1

Ist die Legalisierung von Cannabis in Deutschland eine gute Sache? Da sind sich die Leute nicht einig – die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) umgesetzte Cannabislegalisierung ist immer noch umstritten. Seit dem 1. Juli ist der Anbau in Deutschland für Cannabisvereine legal.

Trotz der Debatte möchte ich Ihnen in dieser Woche eine Geschichte vorstellen, die ich persönlich positiv bewerte. Weil sie die Leute präsentiert, die mit als erste versuchen, die Legalisierung umzusetzen, und dabei Fallstricke und Schwierigkeiten entlarven: Meine Kollegen Hubert Gude und Jean-Pierre Ziegler waren in Niedersachsen unterwegs und haben den Cannabis Social Club Ganderkesee besucht. Es ist der erste Verein, der in Deutschland bald legal angebautes Marihuana ernten und verteilen will. Die Nachfrage ist so groß, dass dem Verein zwei weitere folgen wollen.

Der Cannabis Social Club Ganderkesee ist der erste Verein, der in Deutschland legal angebautes Marihuana ernten und verteilen will

Der Cannabis Social Club Ganderkesee ist der erste Verein, der in Deutschland legal angebautes Marihuana ernten und verteilen will

Foto: Volker Crone / DER SPIEGEL

Meine Kollegen trafen Daniel Keune, den Vorsitzenden des Cannabis Social Club. Keune führte die beiden durch eine Welt aus sauber aufgereihten Cannabispflanzen, weißen Leichtbauwänden und LED-Leuchten. Ein süßlich-herber Duft hing in der Luft, lese ich im Text, von den Blüten der mehr als 400 Hanfgewächse: Drogen im Wert von etwa 750.000 Euro.

Seit dem 1. Juli ist der Anbau in Deutschland für Cannabisvereine legal

Seit dem 1. Juli ist der Anbau in Deutschland für Cannabisvereine legal

Foto:

Volker Crone / DER SPIEGEL

Der Cannabis Social Club muss sich an viele Auflagen halten. Das neue Gesetz sei zwar nicht perfekt, so der Vereinsvorsitzende Keune, »aber wir sind zufrieden mit dem, was drinsteht«.

Kollege Hubert schrieb mir vorhin, er sei verblüfft gewesen, wie professionell der Anbau durchgeführt wird, und welche Kooperationen mit Hightech- und Saatgut-Firmen der Verein eingegangen ist. »Die Graspflanzen sahen aus wie aus dem Bilderbuch. Den Machern des Cannabis Social Club fühlen sich wirklich als Pioniere einer guten Sache, die Jahrzehnte der ›Prohibition‹ beenden«, so Hubert.

Die Reportage von der Hanfplantage lesen Sie hier .

Was diese Woche noch gut war – für die Welt:

Bundestag verabschiedet Gesetz für verbesserte Kitas
Mit einem neuen Gesetz soll sich die Qualität an deutschen Kitas verbessern. Der Bundestag gab dazu am späten Abend mehrheitlich grünes Licht. Das neue Gesetz soll zum 1. Januar 2025 in Kraft treten. Damit sollen mit zwei Milliarden Euro mehr Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden.

Gewinner des Chemie-Nobelpreises: Demis Hassabis entschlüsselte Bausteine des Lebens
Der Gründer der KI-Firma DeepMind erhält zusammen mit zwei Proteinforschern den Nobelpreis für Chemie. Die berühmte Auszeichnung ist für ihn nur eine Etappe. Sein Ziel: die künstliche Superintelligenz. In diesem Text lernen Sie ihn kennen .

 Neurowissenschaftler und neuerdings Träger des Nobelpreises für Chemie

Gewinner Hassabis: Neurowissenschaftler und neuerdings Träger des Nobelpreises für Chemie

Foto: Jack Taylor / News Licensing / IMAGO

Frauen aus Afghanistan in Europa fast zu hundert Prozent asylberechtigt
Der Europäische Gerichtshof in Luxemburg hat geurteilt, dass Frauen in Afghanistan allein wegen ihres Geschlechts verfolgt werden. Die Diskriminierung von Afghaninnen durch das Taliban-Regime stelle eine »Verfolgung« im Sinne des europäischen Asylrechts dar. Das Urteil wirkt sich auf ihr Anrecht auf Asyl in Europa aus. Mein Kollege Dietmar Hipp mit den wichtigsten Fragen und Antworten .

Erneuerbare Energien könnten bis 2030 fast die Hälfte des globalen Strombedarfs decken
Experten sehen Fortschritte bei der Energiewende. Bis 2030 wird die Kapazität der erneuerbaren Energie um das 2,7-fache ansteigen. Damit würde fast die Hälfte des weltweiten Strombedarfs mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden. Das hat eine Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) ergeben. Besonders China treibe den Wandel voran.

Elektroschrott soll in Zukunft einfacher entsorgt werden können
Die Bundesregierung hat die Entsorgung von Elektrogeräten neu geregelt. Verbraucher sollen etwa E-Zigaretten künftig an allen Verkaufsstellen zurückgeben können, wo diese verkauft werden – also zum Beispiel auch an Kiosken oder Tankstellen. Die Rückgabe soll dabei nicht an Bedingungen wie etwa den Kauf einer neuen E-Zigarette geknüpft werden. Zur Meldung.

Wie Schutzmaßnahmen den Fischen in Korallenriffen helfen
Wie erhält man die Artenvielfalt? Eine aktuelle Studie der Universität Sydney zeigt, dass Meeresschutz dabei eine große Hilfe ist. Ohne ihn gäbe es deutlich weniger Fische in den Korallenriffen unserer Erde. Die Berechnung belegt auch: Mit wenig Aufwand ließen sich noch viel mehr Tiere retten.

»Voller Ameisen«, so beschreibt Ingo Arndt nicht den Waldboden, sondern sich selbst. Der Fotograf beobachtete in Hessen, wie eine rote Waldameise einen toten Käfer in Stücke teilt

»Voller Ameisen«, so beschreibt Ingo Arndt nicht den Waldboden, sondern sich selbst. Der Fotograf beobachtete in Hessen, wie eine rote Waldameise einen toten Käfer in Stücke teilt

Foto: Ingo Arndt / Wildlife Photographer of the Year

Hausrotschwanz zu »Vogel des Jahres 2025« gekürt
Mehr als 140.000 Menschen haben an der Abstimmung zum »Vogel des Jahres 2025« teilgenommen. Platz eins belegt der Hausrotschwanz knapp vor der Waldohreule. Hier lernen Sie das Tier kennen.

»Wildlife Photographer of the Year«: Das sind die besten Fotos aus der Wildnis
Wir bleiben noch tierisch: Die Gewinnerinnen und Gewinner des Wettbewerbs »Wildlife Photographer of the Year« stehen fest. Das Natural History Museum  London schreibt ihn aus. Sehen Sie hier eine Auswahl der Bilder.

Was gut ist – für Sie:

EU-Kommission will digitalen Reisepass einführen
Das könnte kürzere Wartezeiten am Flughafen bedeuten: Die EU-Kommission hat sich dafür ausgesprochen, dass Reisende innerhalb Europas künftig ihren analogen Pass zu Hause lassen können, wenn sie verreisen. Dies soll sich nicht nur auf EU-Bürger beschränken. Mehr dazu in der Meldung.

So finden Sie heraus, ob ein Amazon-Produkt letzte Woche günstiger oder teurer war
Mein Kollege Markus Böhm hat Infos für Schnäppchenjägerinnen und -Jäger zusammengestellt. Bei den »Prime Deal Days« ködert Amazon Dienstag und Mittwoch mit angeblich besonders tollen Angeboten. Zum Glück gibt es Drittdienste, die helfen, echte Schnäppchen von Blendwerk zu unterscheiden. Hier erfahren Sie wie .

Wie Sie Vorträge und Reden souverän meistern
Referate hat sie früher gehasst, nun soll sie vor Führungskräften sprechen – und bekommt Herzrasen allein beim Gedanken daran. Im Text meiner Kollegin Verena Töpper berichtet eine 45-Jährige, wie sie ihre Redeangst überwunden hat .

Was unsere Urlaubssouvenirs über uns verraten
Denken Sie sehnsuchtsvoll zurück an den Sommerurlaub? Dieser kleine Text könnte Ihre Erinnerung noch mal aufleben lassen. Es geht um Dinge, die wir aus dem Urlaub mit nach Hause gebracht haben. Nützliches, Schönes, Staubfänger, an einem Ehrenplatz oder in einer Schublade. Eine Typologie der Andenken – und ihrer Käufer .

Und sonst?

Mein Kollege Bartholomäus Grill hat Issa Amro getroffen. Amro, Palästinenser, hat vor Kurzem den Alternativen Nobelpreis verliehen bekommen, den die Right Livelohood Assiciation jährlich vergibt: an Persönlichkeiten und Organisationen, die sich in besonderem Maße für eine gerechtere, friedlichere und nachhaltigere Welt einsetzen.

Issa Amro tut das: Er widmet sein Leben dem friedlichen Widerstand gegen die israelische Besatzung im Westjordanland. Er dokumentiert die Menschenrechtsverletzungen in seiner Heimat Hebron, einem Epizentrum des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern.

 Hebron ist ein Epizentrum des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern

Aktivist Amro: Hebron ist ein Epizentrum des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern

Foto:

Kai Gembler

Amro wurde von den israelischen Behörden eingesperrt. Wütende Siedler beleidigten, bespuckten oder schlugen ihn, erzählt er. »Diese Erfahrungen haben ihn zu einem furchtlosen Mann gemacht, dem offenbar nichts mehr etwas anhaben kann«, schreibt mein Kollege über Amro.

Amro kritisiert ständig beide Seiten – und reicht ihnen die Hand. Er wirbt in einem Konflikt, der so verhärtet und unlösbar scheint, unermüdlich für Frieden und Gewaltfreiheit.

Ich empfehle Ihnen das Porträt. Hier lesen Sie es .

Haben Sie etwas Motivierendes oder Unterhaltsames erlebt? Schicken Sie uns gern per Mail an GuteNachrichten.Newsletter@spiegel.de  Ihre ganz persönliche gute Nachricht aus der Woche – was ist Ihnen Gutes widerfahren, was haben Sie Schönes erlebt, gesehen, gehört? Es kann etwas Kleines sein oder etwas Lebensveränderndes. In den nächsten Wochen werden wir an dieser Stelle wieder eine Einsendung vorstellen.*

Haben Sie ein schönes Wochenende! Vielleicht haben Sie Lust, was zu lesen. Etwa »Griechischstunden« der Südkoreanerin Han Kang. Sie hat gerade den Literaturnobelpreis erhalten, mein Kollege Enrico Ippolito porträtiert die Autorin in diesem Text . Und wenn Sie sich noch nicht für diesen neuen wöchentlichen Newsletter angemeldet haben, können Sie ihn hier gratis bestellen.

Herzlich aus Bangkok

Ihre Maria Stöhr, Südostasien-Korrespondentin des SPIEGEL im Projekt Globale Gesellschaft

(*Mit einer Einsendung erklären Sie sich mit einer – auf Wunsch anonymen – Veröffentlichung auf SPIEGEL.de und sämtlichen anderen Medien der SPIEGEL-Gruppe einverstanden.)

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Gesamten Artikel lesen