Rettungseinsatz in Blatten: Noch immer wird hier ein Mann vermisst. Vergangenen Mittwoch war oberhalb des Bergdorfs im Süden der Schweiz ein Teil des Gletschers abgebrochen. Auf dem Weg ins Tal riss er Schlamm und Gestein mit und begrub den Ort unter sich. Erst am Montag wurde die Suche nach dem Vermissten wieder aufgenommen. Davor war es für das Team aus Polizei, Gebirgsspezialisten, Hund und Hundeführer wegen drohender Felsstürze zu gefährlich.
Daniel Imboden, Kantonspolizei Wallis:
»Wir suchen nach wie vor den 64-jährigen Mann hier aus der Region. Die letzten Hinweise, die wir hatten, war, dass er sich mutmaßlich in der Region Tennmatten aufgehalten hat. Also das heißt, die Einsatzkräfte suchen explizit diesen abgesicherten Bereich ab. Solange es die Wetterbedingungen, solange es auch die Sicherheit an sich zulässt, wird man die Suche aufrechterhalten.«
Bei dem 64-Jährigen soll es sich Medienberichten zufolge um einen Schäfer handeln, der sich zum Zeitpunkt des Unglücks in einem Stall aufgehalten hat. Dieser soll außerhalb der Evakuierungszone liegen, und dennoch verschüttet worden sein. Die Staatsanwaltschaft soll nun klären, wie es dazu kommen konnte.
Der Schuttberg ist nach Schätzungen teils 100 Meter hoch und rund zweieinhalb Kilometer lang. Inzwischen konnten ihn Spezialisten betreten. Der Berg selbst ist weitgehend stabil geblieben.
Die Behörden mahnen aber zur Vorsicht. Rund ein Drittel der neun Millionen Kubikmeter des Bergs dürfte aus Gletschereis bestehen, schätzen die Experten. Das könnte schmelzen – und der Schuttberg einbrechen. Im Katastrophengebiet seien überall Kameras installiert worden, die den Schuttberg und den Stausee dahinter überwachen.
Die Solidarität der Bevölkerung ist groß, neben Spenden bieten Privatpersonen auch Obdach an:
Miren Bengoa, »Chaîne du Bonheur«:
»Tatsächlich reagierte die Schweizer Bevölkerung sofort. Es ist wirklich eine Tradition; der Solidaritätsreflex ist sofort da. Und seit diesem Tag haben wir fast 6,6 Millionen Schweizer Franken gesammelt. Sie stammen hauptsächlich aus Spenden von Privatpersonen, teilweise auch von Unternehmen und zunehmend auch von öffentlichen Körperschaften oder Stiftungen, die sich dieser großen Solidaritätswelle für Blatten anschließen werden.«
Ob beziehungsweise wann der Wiederaufbau beginnen kann, ist noch offen. Die gute Nachricht: Die zeitweise befürchtete Flutwelle oder eine Gerölllawine sind bis jetzt ausgeblieben. Und auch der aufgestaute See, von den Behörden »Blattensee« getauft, läuft langsam ab.