Bildung: Bundesschülerkonferenz und Lehrerverbände gegen Migrationsobergrenzen an Schulen

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Die Einführung einer Obergrenze pro Schule für Kinder mit Migrationshintergrund stößt bei Lehrergewerkschaften und Schülervertretern auf Ablehnung. Doch während der Deutsche Lehrerverband dies eher aus praktischen Gründen tut, stellt sich die Bundesschülerkonferenz aus ideologischen Gründen dagegen.

Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte mit Blick auf Dänemark vorige Woche in einem Interview mit dem Sender »Welt TV« erklärt, eine Obergrenze für Migranten in Schulklassen sei für sie auch in Deutschland ein denkbares Modell. Es gebe aber auch andere gut funktionierende Modelle. Entscheidend sei, dass die Kinder Deutsch könnten, wenn sie in die Schule kämen.

Aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands ist der Vorstoß von Prien in der Praxis zum Scheitern verurteilt. Zum einen geht er davon aus, dass sich noch mehr Eltern für eine Privatschule entscheiden könnten, sagte Stefan Düll der »Augsburger Allgemeinen«  von Montag. Zum anderen sollten Kinder nicht weit von zu Hause eingeschult werden. In seiner Heimatstadt Augsburg etwa habe knapp die Hälfte der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. »Wo sollen denn die Kinder herkommen, die für die Durchmischung sorgen?«, sagte Düll bereits am Freitag der Nachrichtenagentur KNA.

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sagte, der beste Ansatz, um mit einem hohen Migrationsanteil in Schulen umzugehen, sei, »die individuelle Förderung sicherzustellen. Dies gelingt nur in angemessen kleinen Klassen, mit Unterstützung durch multiprofessionelle Teams und in einer lernförderlichen Umgebung«.

Schüler kritisieren, »nicht alle Kinder sind gleich willkommen«

Die Bundesschülerkonferenz hingegen findet das Signal der Debatte fatal: »Eine solche Migrationsobergrenze problematisiert Herkunft pauschal und behindert Integration, statt sie zu fördern«, teilte die Konferenz der 16 Landesschülervertretungen mit. Der Vorstoß suggeriere, »nicht alle Kinder sind gleich willkommen« und setze Migrationshintergrund mit geringerer schulischer Leistung gleich. Das festige rassistische Strukturen und stigmatisiere Kinder aufgrund ihrer Herkunft.

»Lassen Sie uns dafür sorgen, dass Bildungspolitik wieder Chancen eröffnet, statt stur begrenzen zu wollen«, appelliert Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, an die Ministerin.

Einig sind sich die Bildungsakteure hingegen darin, dass die Sprachförderung gestärkt werden müsse. Die Bundesschülerkonferenz begrüßte ausdrücklich den von Prien angeregten Deutsch-Eignungstests für vierjährige Kinder.

Laut Prien hatten 2023 im Bundesdurchschnitt etwa 42 Prozent der Schulpflichtigen einen statistischen Migrationshintergrund. Dies bedeute, »dass wir im Umgang mit dem Thema Migration in unserem Bildungssystem besser werden müssen. Kinder – ob mit oder auch ohne Migrationshintergrund – die mit wenig Deutschkenntnissen zur Schule kommen, haben in der Regel große Schwierigkeiten auch in der weiteren Bildungslaufbahn«, sagte sie am Freitag in Reaktion auf die Debatte. Es gehe ihr darum, über den Tellerrand zu schauen, was andere Länder wie zum Beispiel Dänemark machten. Wichtig sei ein ausgewogener »Mix an Maßnahmen«, die »unaufgeregt und fundiert wissenschaftlich« geprüft werden müssten.

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