Der neue grönländische Premier fordert beim ersten Besuch in Dänemark Respekt vor Grönlands Integrität. Ansgesicht von Trumps Drohungen sei ein Zusammenrücken geplant.
27. April 2025, 21:58 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, ljk
Dänemark und Grönland planen, in Zukunft stärker zusammenzuarbeiten. "Wir befinden uns in einer außenpolitischen Situation, die bedeutet, dass wir enger zusammenrücken müssen", sagte der neue grönländische Regierungschef Jens-Frederik Nielsen bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen. Nielsen war am Sonntag zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Kopenhagen angekommen. Das Treffen findet vor dem Hintergrund der Drohungen von US-Präsident Donald Trump, Grönland kontrollieren zu wollen, statt.
Während des mehrtägigen Besuchs wollen Grönland und Dänemark vor allem Gespräche "über die geopolitische Lage und Zusammenarbeit" führen, sagte der im März gewählte Nielsen. Man sei sich darüber einig, dass allein die Grönländer über die Zukunft ihres Landes entscheiden könnten. Man sei bereit für eine "starke Partnerschaft" mit den USA, sagte Nielsen. "Aber wir wollen Respekt." Und: "Wir werden niemals ein Stück Land sein, welches einfach von jedem gekauft werden kann."
Nielsen sagte, dass die Erweiterung des US-Konsulats in Nuuk, der Hauptstadt Grönlands, die vor Trumps Amtsantritt vereinbart wurde, bei der grönländischen Bevölkerung für Unruhe sorgt. Ob er seit seinem Amtsantritt in Kontakt mit der US-Regierung gestanden habe, wollte Nielsen auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren.
Dänemark und Grönland wollen Stärkung der Verteidigung
Erst im April war Frederiksen nach Grönland gereist, wo sie die Annexionspläne Trumps entschieden zurückgewiesen hatte. "Sie können nicht ein anderes Land annektieren", hatte sie damals an die US-Regierung gerichtet gesagt. Dänemark werde alles dafür tun, sich um die Integrität Grönlands zu kümmern. Man sei bereit, Grönland finanziell stärker zu unterstützen, Frederiksen bezeichnete das als "Modernisierung" der dänisch-grönländischen Beziehung.
Zudem hatte Dänemark von den USA eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich der arktischen Verteidigung gefordert. Nielsen und Frederiksen erklärten am Sonntag, dass sie sich für eine Stärkung der Verteidigung in der Region einsetzen würden.
Trump will Grönland kontrollieren
Grönland ist ehemaliges Kolonialgebiet Dänemarks und gehört nach wie vor offiziell zu dem Land. Seit 1979 ist Grönland in vielen Bereichen autonom, doch entscheidet etwa über Außen- und Verteidigungspolitik weiterhin Dänemark. Der Wunsch Grönlands nach vollständiger Unabhängigkeit hatte in der Vergangenheit zu Konflikten mit Dänemark geführt.
Trump hat wiederholt betont, dass er den Inselstaat gern unter US-Kontrolle bringen würde – notfalls mit Waffengewalt. Sein Interesse begründet er mit der nationalen und "internationalen Sicherheit". "Wir brauchen es. Wir müssen es haben", sagte Trump. Auf Grönland gibt es bereits einen US-Militärstützpunkt.
Es besteht zudem die Vermutung, dass Trump an den auf der Insel lagernden Rohstoffen interessiert sein könnte. Im grönländischen Boden liegen wertvolle Mineralien, die bisher kaum gefördert werden.