
Moderator Wallace (mit Orden vor dem Windsor Castle): »Unangemessene sexuelle Sprache und Humor«
Foto: Mark Thomas / i-Images / i Images / IMAGODie BBC hat am Montag bekannt gegeben, dass sie nicht mehr mit dem langjährigen Moderator der Kochshow »MasterChef«, Greeg Wallace, zusammenarbeiten wird. Die britische Rundfunkanstalt kam zu diesem Entschluss, nachdem ein Untersuchungsbericht Dutzende Fälle von unangemessenem Verhalten bestätigt hatte.
Die Anwaltskanzlei Lewis Silkin befand nach siebenmonatiger Recherche, 45 von 83 untersuchten Vorwürfen gegen Wallace hätten sich als substanziell erwiesen. Die Vorwürfe beziehen sich auf Vorfälle zwischen 2005 und 2018. Dem Bericht zufolge geht es meist um »unangemessene sexuelle Sprache und Humor«, in einem Fall habe es auch einen unerwünschten körperlichen Kontakt gegeben.
Der 60-jährige Wallace, der seit 2005 als Co-Moderator und Juror in der Castingshow für Köchinnen und Köche tätig war, hatte seine Position Ende November aufgegeben, nachdem 13 Personen aus seinem Arbeitsumfeld sich beschwert hatten. Die unabhängige Produktionsfirma Banijay, die »MasterChef« im Auftrag der BBC herstellt, hatte daraufhin eine externe Untersuchung in Auftrag gegeben.

Kochshowmoderator Wallace (2011): »Das Karma hat dich erwischt«
Foto: Ian Yates / FAMOUS / IMAGOZu den Personen, die ihre Beschwerden öffentlich machten , zählte die BBC-Nachrichtenmoderatorin Kirsty Wark, die Wallace' Witze »sexualisierter Natur« vor Gästen und Crew als »wirklich, wirklich fehl am Platz« bezeichnete. Auch Penny Lancaster bezeichnete sich als »Zeugin und Opfer von Mobbing und Belästigung« durch den Moderator. Dies hatte zunächst Lancasters Ehemann, Rod Stewart, publik gemacht: In einem Instagrampost schrieb er, Wallace habe seine Frau erniedrigt, als sie in der Show zu Gast gewesen sei (und die Passage aus der Sendung schneiden lassen): »Du bist ein pummeliger, glatzköpfiger, schlecht erzogener Tyrann«, schrieb der Rocksänger: »Das Karma hat dich erwischt.«
Die BBC war wegen ihres Umgangs mit Vorwürfen des sexuellen Fehlverhaltens unter Druck geraten: Wie konnte es angehen, dass Wallace eine der populärsten Sendungen der Anstalt weiter moderieren durfte, obwohl es schon seit langem Beschwerden gegen ihn gab? Der Sender bat die Betroffenen nun in einem Statement um Entschuldigung. Eine Rückkehr des Moderators zu »MasterChef« sei »untragbar«. Man habe Wallace informiert, dass man nicht plane, zukünftig mit ihm zu arbeiten.
Der Sender hatte zuvor eingeräumt, dass es bereits 2018 eine Untersuchung der Personalabteilung gegen Wallace gegeben habe, in der sein Verhalten als »inakzeptabel und unprofessionell« bezeichnet worden war. Es habe daraufhin ein 90-minütiges Gespräch mit dem Moderator gegeben. Doch seither soll es weitere Vorfälle gegeben haben. Vor einer Woche berichteten die BBC-Nachrichten von 50 weiteren Anschuldigungen; er habe sich vor ehemaligen Mitarbeiterinnen entblößt und Frauen begrapscht.
Wallace nannte diese Vorwürfe »unbestätigten Klatsch und Tratsch«, mit dem BBC dem Untersuchungsbericht habe zuvorkommen wollen. Der Bericht der Kanzlei Silkin entlaste ihn »von den schwersten und sensationellsten Anschuldigungen«, schrieb der Moderator in einem langen, am Mittwoch veröffentlichten Post bei Instagram.
Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Instagram, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. Sie können Ihre Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.
{$dispatch('toggle')}, 250);">
Externen Inhalt anzeigen
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
»Ich werde nicht stillschweigend gehen. Ich werde mich nicht aus Bequemlichkeit canceln lassen«, kündigte Gregg Wallace in seinem Instagrampost an. Er sieht sich einem Prozess durch die Medien ausgesetzt – »und ich wurde im Regen stehen gelassen, lange bevor die Fakten geklärt waren«.
Gregg Wallace fing mit 15 Jahren an, auf dem Markt im Londoner Stadtteil Covent Garden Obst und Gemüse zu verkaufen und setzte später mit einer eigenen Handelsfirma 7,5 Millionen britische Pfund um. Schon 2002 wurde er von der BBC als Moderator einer Kochsendung eingesetzt; für die beliebte Show »MasterChef« sei er »als frecher Gemüsehändler gecastet« worden, als Figur mit Ecken und Kanten. »Über zwei Jahrzehnte lang war diese Authentizität mein Markenzeichen. Jetzt, in einer keimfrei gemachten Welt, wird genau diese Persönlichkeit als Problem angesehen«.
Zahlreiche Frauen berichten, Gregg Wallace habe immer mit sexuellen Aktivitäten geprahlt. Eine ehemalige Kandidatin warf ihm rassistische Bemerkungen vor indischstämmigem Personal vor. Über die Jahre gab es mehrfach Beschwerden über ein Verhaltensmuster, das den Regelungen der BBC zu sexueller Belästigung und Mobbing zuwidergelaufen sei. In einem Instagramvideo, über das Anfang Dezember berichtet wurde , hatte Wallace behauptet, die Vorwürfe kämen »von einer Handvoll Mittelklassefrauen eines bestimmten Alters«.

Buchautor Wallace: »Als frecher Gemüsehändler gecastet«
Foto: i Images / IMAGOIn seinem jüngsten Verteidigungsstatement erkennt Wallace an, dass »einiges an meinem Humor und meiner Sprache zeitweise unangemessen« gewesen sei. Dafür entschuldige er sich, er sei aber niemals »die Karikatur gewesen, die jetzt für Klicks verkauft wird«. Weiter spricht Wallace auch von seiner Neurodiversität, die inzwischen »formal als Autismus diagnostiziert« worden sei. Niemand habe den Versuch unternommen, ihn in der »wie ich jetzt erkenne: gefährlichen Umgebung« zu schützen.
Ein Sprecher der National Autistic Society betonte gegenüber dem »Guardian« , jede autistische Person sei unterschiedlich. »Es ist wichtig, nicht zu generalisieren oder zu urteilen wegen der Handlungen oder Aussagen einzelner Individuen«. Eine Frau, die Menschen mit Behinderungen berät und trainiert, wurde deutlicher. »Autismus als Ausrede für das Verhalten zu nutzen, das ihm vorgeworfen wird, ist ganz, ganz arm«, sagte Seema Flower von Blind Ambition. Sie fürchtet, durch solche Aussagen würden Menschen mit Autismus weniger wahrscheinlich eingestellt werden.