Bald Meisterschafts-Play-offs? Französischer Verband plant "Revolution"

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Der französische Fußballverband will den darbenden Vereinsfußball im Land attraktiver machen und plant dafür diverse Neuerungen. Die Ligue 1 könnte schon bald in einem völlig neuen Gewand daherkommen.

Feiern erst nach einem Finale? Paris St. Germain bejubelt den Gewinn der Meisterschaft 2024.

Feiern erst nach einem Finale? Paris St. Germain bejubelt den Gewinn der Meisterschaft 2024. IMAGO/Sebastian Frej

PSG - und sonst? Selbst wenn der französische Fußball am 31. Mai nach über 30 Jahren wieder einen Champions-League-Sieger aus den eigenen Reihen feiern könnte, läuft vieles schief im Land des Vize-Weltmeisters. International laufen die Klubs mit Ausnahme der finanzstarken Pariser den Ansprüchen hinterher, zwischenzeitlich verlor die Ligue 1 im Jahr 2023 sogar den eigentlich einzementierten fünften Platz in der UEFA-Fünfjahreswertung an die niederländische Eredivisie.

Hinzu kommen halbleere Stadien an einigen Standorten, massive Fan-Ausschreitungen an anderen. Und dann wäre da noch das Desaster rund um die Medienrechte: Erst vergraulte die Liga den langjährigen Partner Canal +, fand dann keinen neuen Abnehmer für die TV-Übertragungen - und musste diese schließlich deutlich unter dem angestrebten Preis verkaufen, was wiederum zu massiven Einbußen für die Vereine führte. Auch mit dem aktuellen Partner DAZN liegt die Liga im Clinch, der eigentlich auf fünf Jahre ausgelegte Vertrag wird wohl nach nur einem Jahr enden - die nächste schlechte Nachricht für die Vereine.

Nun soll der darbende Vereinsfußball einen komplett neuen Anstrich bekommen. Am Montag stellte Philippe Diallo, Präsident des französischen Fußballverbands FFF, ein umfangreiches Reformpaket vor, um den Profifußball wieder aufzuwerten. Unter anderem will Diallo eine Handelsgesellschaft aus Vereinen gründen, die direkt mit dem Verband verbunden ist. Dies würde de facto die Auflösung des Ligaverbands LFP, dem französischen Pendant zur DFL, bedeuten. LFP-Präsident Vincent Labrune gilt als Gesicht des TV-Rechte-Debakels.

Premier League "à la francaise"

Diallo will nun nach englischem Vorbild verfahren, wo auch die Premier League eine Gesellschaft von Vereinen ist, die eine Meisterschaft organisiert. "Sie wird aber 'à la francaise' sein, weil ich möchte, dass die sportlichen und kulturellen Eigenheiten Frankreichs erhalten bleiben", so Diallo. "Sie ist nicht einfach ein Copy & Paste der englischen Premier League."

Für eine derartige Änderung bedarf es aber die Bewilligung des Gesetzgebers. Am 10. Juni soll es im französischen Senat eine erste Debatte über Diallos Entwurf geben, im Herbst eine Abstimmung im Parlament folgen. Medien sprechen von einer "Revolution des französischen Fußballs", die sich andeutet.

Im Rahmen des Gesetzesentwurfs war auch eine Arbeitsgruppe zur Verbesserung der Ligue 1 gegründet worden. Eine der dort eingebrachten Überlegungen: Die Liga könnte durch die Einführung von Meisterschafts-Play-offs aufgepeppt werden. In den vergangenen Jahren versprach die Ligue 1 an der Spitze äußerst wenig Spannung, weil PSG in der Regel einsam seine Kreise zieht. Elf der letzten 13 Meisterschaften gingen in die Hauptstadt. Die ersten vier Mannschaften der "normalen" Saison würden den neuen Meister in einem Mini-Turnier mit Halbfinale und Finale ausspielen.

Französischen Medienberichten zufolge wird der Vorschlag von mehreren Akteuren im nationalen Fußball begrüßt. Mögliche Hindernisse könnten jedoch der ohnehin schon äußerst volle Terminkalender sowie der mögliche Widerstand von PSG als Zugpferd sein. Intensiviert werden könnten die Überlegungen aber wohl erst, wenn Diallos Gesetzentwurf angenommen wird.

mib

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