Sich aus mehreren Ausbildungsplätzen einen auszusuchen, ist immer weniger Bewerbern möglich. Laut der in Kürze erscheinenden Studie »Azubi-Recruiting Trends« können nur noch 41,7 Prozent der befragten Azubis zwischen zwei oder mehr unterschiedlichen Ausbildungsstellen wählen. Damit sinkt dieser Wert erstmals seit Jahren unter 50 Prozent. 2019 waren es noch 73,1 Prozent, mit der Pandemie begann dann ein Rückgang.
Die Macher der Studie deuten die Zahlen als Zeichen, dass die »Krise auf dem Ausbildungsmarkt angekommen« sei.
Die »Azubi-Recruiting Trends« ist eine jährlich durchgeführte Onlinebefragung zur dualen Berufsausbildung. Befragt werden sowohl Auszubildende und Schüler als auch Ausbildungsverantwortliche.
Für die diesjährige Erhebung wurden zwischen Dezember 2024 und März 2025 insgesamt 5.482 Schüler und Auszubildende sowie 1.621 Ausbildungsverantwortliche befragt. Die Befragung wurde von dem E-Commerce-Unternehmen U-form Testsysteme initiiert. Wissenschaftlich begleitet wurde sie von Christoph Beck, Professor für Human Resources.
Negative Erfahrungen und Ghosting
Die Schüler und Auszubildenden wurden außerdem gefragt, ob sie bereits negative Erfahrungen bei der Bewerbung um eine Ausbildungsstelle gemacht haben – etwa unangenehme Bewerbungsgespräche oder Zusagen, die nicht eingehalten wurden. Fast 35 Prozent bejahten dies.
Auch »Ghosting« haben offenbar einige schon erlebt: 60 Prozent gaben an, dass sie auf eine Bewerbung keine Antwort erhalten haben. Sie hätten sich daraufhin wertlos, verunsichert und nicht wertgeschätzt gefühlt, gaben Befragte im Freitext an: »Als wäre man nicht mal die paar Sätze einer Standardabsage wert.« Von den Ausbildungsverantwortlichen gaben hingegen nur 6,9 Prozent an, dass nicht alle Bewerber eine Antwort erhalten.
Der Befragung nach enthält der Bewerbungsprozess zudem in vielen Fällen Hürden für potenzielle Azubis – auch digitale. So kann man sich laut Angaben der Ausbildungsverantwortlichen nur bei 54,3 Prozent ohne Registrierung bewerben. Bei 37,6 Prozent funktioniert der Prozess nicht auf dem Smartphone. Nur 31,5 Prozent verzichten auf ein Anschreiben.
Wonach Ausbilder suchen
Dadurch, dass auch Ausbildungsverantwortliche befragt wurden, bietet die Untersuchung Einblicke in die andere Seite des Bewerbungsprozesses. Etwa, warum Bewerber abgelehnt werden.
Die drei häufigsten Gründe für Ablehnungen sind:
Fehlendes Wissen über den Ausbildungsberuf (65,4 Prozent)
Keine guten Noten in Mathematik (46,5 Prozent)
Fehlendes Wissen über das Unternehmen (36,2 Prozent)
Schriftlich definierte Auswahlkriterien für Azubis gibt es jedoch bei rund der Hälfte der befragten Betriebe nicht. Auch die Stellenangebote basieren nur selten auf strategischen Überlegungen. Bei 80,8 Prozent der befragten Verantwortlichen basieren die Kriterien dort auf »Erfahrung«, bei 42 Prozent auf »Angaben aus der Fachabteilung« und bei 22 Prozent auf alten Stellenanzeigen.