Istanbul: Selenskyj nimmt nicht an Gesprächen mit russischer Delegation teil

vor 4 Stunden 1

Weder Putin noch ranghohe Politiker werden an Gesprächen in der Türkei teilnehmen. Selenskyj will daher nicht nach Istanbul kommen und schickt den Verteidigungsminister.

Aktualisiert am 15. Mai 2025, 18:13 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AP, dpa, AFP, ,

 "Wir sehen von (den Russen) keine Agenda, keinen Zeitplan, keine ranghohe Delegation", kritisierte Wolodymyr Selenskyj. Er selbst wolle den geplanten Gesprächen in Istanbul doch nicht beiwohnen.
"Wir sehen von (den Russen) keine Agenda, keinen Zeitplan, keine ranghohe Delegation", kritisierte Wolodymyr Selenskyj. Er selbst wolle den geplanten Gesprächen in Istanbul doch nicht beiwohnen. © Serdar Ozsoy/​Getty Images

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird nach der Absage des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht an Gesprächen in der Türkei teilnehmen. Er werde aber seinen Verteidigungsminister Rustem Umjerow als Delegationsleiter entsenden, sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz in Ankara. Umjerow werde von Vertretern des Militärs und der Geheimdienste begleitet. 

Selenskyj sei jedoch nach wie vor für direkte Gespräche mit Putin bereit, sobald dieser in die Türkei reisen würde. "Ich bin hier, wir sind bereit für direkte Verhandlungen", sagte Selenskyj in Ankara. Seine Delegation habe aber auch ohne ihn das Mandat, eine Waffenruhe zu verhandeln. Allerdings habe er Zweifel daran, dass Russland dem zustimmen würde. 

Damit reagiert er auf das Vorgehen Russlands, welches er kritisierte. "Wir sehen von (den Russen) keine Agenda, keinen Zeitplan, keine ranghohe Delegation." Dies sei ein Zeichen fehlenden Respekts – nicht nur gegenüber der Ukraine. "Ich spreche nicht darüber, dass die Russen uns nicht respektieren – das ist klar. Das ist gegenseitig. Aber sie respektieren Erdoğan nicht, sie respektieren (US-Präsident Donald) Trump nicht."

Russische Delegation will an Istanbul-Verhandlungen von 2022 anknüpfen

Der Leiter der russischen Verhandlungsdelegation, Wladimir Medinski, wies die Vorwürfe Selenskyjs, wonach sein Team kein ausreichendes Mandat für die Gespräche habe, zurück. Die russische Delegation sei auch ohne Putin und Minister befugt, den "Verhandlungsprozess von vor drei Jahren" fortzuführen, sagte Medinski in einem kurzen Statement vor der russischen Vertretung in Istanbul. Bei den Gesprächen wolle man nach "Berührungspunkten" mit der ukrainischen Seite suchen. Medinski, der kulturpolitische Berater von Wladimir Putin, hatte für Russland bereits die ergebnislosen Gespräche von 2022 geführt.

Er wolle über die "Beseitigung der Konfliktursachen" reden, sagte Medinski. Russische Regierungsvertreter bezeichnen damit in der Regel die Durchsetzung ihrer Forderungen vom Kriegsbeginn. Eine mögliche Waffenruhe, die die ukrainische Delegation als ihr Ziel bei den Gesprächen ausgegeben hat, erwähnte der russische Politiker nicht.   

Unklarheit über Beginn der Gespräche

Bisher ist dem ukrainischen Präsidenten zufolge unklar, wann genau die Gespräche beginnen. Er halte es für möglich, dass die Gespräche am Freitag fortgesetzt würden und um Vertreter der USA ergänzt werden könnten. Die ukrainische Delegation werde daher in Istanbul bleiben, sagte Selenskyj. Es sei auch möglich, dass die Gespräche erst am Freitag beginnen.

Zuvor hatten Selenskyj und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan Gespräche in Ankara abgeschlossen, wie ein Sprecher des ukrainischen Präsidenten mitteilte. Das Treffen dauerte nach Angaben eines ukrainischen Regierungsvertreters zwischen drei und vier Stunden. Er bezeichnete die Gespräche als "gut".

Lesen Sie alle aktuellen Entwicklungen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine in unserem Liveblog.

Gesamten Artikel lesen