Der frühere Lufthansa-Chef Jürgen Weber ist am Montag im Alter von 83 Jahren gestorben. Das teilte der MDax-Konzern mit.
Weber war 1967 als junger Ingenieur zur Lufthansa gekommen und hatte das Unternehmen von 1991 bis 2003 als Vorstandschef geführt. Danach wechselte der aus Baden-Württemberg stammende Manager bis 2013 an die Spitze des Aufsichtsrats. Bis zu seinem Tod war er Ehrenaufsichtsratsvorsitzender der Fluggesellschaft. Insgesamt arbeitete er 46 Jahre lang für die Lufthansa. Weber hinterlässt seine Ehefrau und zwei Kinder.
Architekt der Star Alliance
Als wichtigste Entscheidungen seiner Amtszeit gelten die Sanierung und die Restrukturierung des Unternehmens. Er formte die Airline vom trägen Staatsbetrieb, der in den Neunzigerjahren vor der Pleite gerettet werden musste, zum umsatzstärksten Luftverkehrskonzern Europas. Zudem gründete er das weltweite Airline-Netzwerk Star Alliance – bis heute das größte weltumspannende Airline-Bündnis. Womöglich unterschätzte er eine zeitlang aber den Angriff der europäischen Billigflieger wie Ryanair, Easyjet oder Wizz Air.
»Jürgen Weber wurde zu Recht Mr. Lufthansa genannt«, sagte der aktuelle Lufthansa-Chef Carsten Spohr laut einer Unternehmensmitteilung. Weber habe sein ganzes Berufsleben der Lufthansa gedient und das Unternehmen geprägt, so Spohr, der seine Karriere bei Lufthansa einst als Assistent von Jürgen Weber begonnen hatte.
Der einstige Skilehrer Jürgen Weber hatte eine Vorliebe für Lufthansa-gelbe Krawatten und war Mitglied im Managerbund »Similauner Seilschaft«, die von ihren Mitgliedern Schwindelfreiheit und gute Kondition verlangt. Zu diesem elitären Freundeskreis am Berg zählten unter anderem Daimler-Chef Jürgen Schrempp, der Post-Manager Klaus Zumwinkel oder Linde-Vorstand Wolfgang Reitzle. Dazu passten Webers zahlreiche Aufsichtsratsjobs in der deutschen Konzernelite von der Allianz über Bayer bis zur Deutschen Post.
»Entscheidende Weichenstellungen und Entwicklungen der Deutschen Lufthansa AG sind und bleiben untrennbar mit seinem Namen verbunden«, sagte Spohr. »Wir Lufthanseaten schulden Jürgen Weber für seine großen Verdienste um die Lufthansa Group großen Dank. Unsere Gedanken sind nun bei seiner Familie.«
Harter Kurs gegen die Gewerkschaften
Niemand habe die Seele des Unternehmens so geprägt wie Weber, ergänzt der heutige Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley. Weber habe »um die verbindende Kraft des Luftverkehrs« gewusst. Auch der Ausbau des Frankfurter Flughafens sei »ganz wesentlich sein Erfolg«. »Kein anderer hat die Kultur der Lufthansa so geprägt wie er«, sagte Kley. »Wir verneigen uns vor der Lebensleistung einer großen Persönlichkeit.«
Anfang der Nullerjahre war Weber dafür kritisiert worden, dass die Lufthansa die Bordauflage der »Süddeutschen Zeitung« stark zusammengestrichen hatte. Es wurden Zensurvorwürfe geäußert, Weber könnte diesen Schritt als Reaktion auf kritische Berichterstattung veranlasst haben. Die Fluggesellschaft wies dies damals zurück. Das Marketing habe die Anzahl der Zeitungen verringern wollen.
Seinen Nachfolgern hinterließ Weber ein angespanntes Verhältnis zu den Arbeitnehmervertretern, die gegen immer neue Sparprogramme aufbegehrten. Weber riet stets dazu, dem Druck der Gewerkschaften nicht nachzugeben. »Besser man lässt es zum großen Knall kommen, bevor sich das Unternehmen aus dem Wettbewerb katapultiert«, sagte er einmal.