
Logo von Android 16: Optisch aufgehübscht, technisch sicherer gemacht
Foto: Mojahid Mottakin / imagebroker / IMAGOAndroid-Chef Sameer Samat jubelt, dass Google mit den kommenden Updates auf Android 16 und Wear OS 6 das »größte Redesign seit Jahren« einführt. Mit anderen Worten: Android und sein Smartwatch-Ableger Wear OS bekommen einen neuen Look.
In einer Woche beginnt im kalifornischen Mountain View die jährliche Entwicklerkonferenz Google I/O. Bisher war der Ausblick auf die jeweils nächste Android-Version immer ein Highlight der I/O-Keynote. Doch diesmal legt das Unternehmen einen Frühstart hin und skizziert schon jetzt in einer Reihe von Blogposts, welche Neuerungen Android-Nutzerinnen und -Nutzer in den kommenden Monaten erwarten.
Die wichtigste davon nennt Google »Material 3 Expressive«. Wie der Name vermuten lässt, soll es Nutzerinnen und Nutzern mehr Möglichkeiten geben, den Look der Benutzeroberfläche an ihren Geschmack anzupassen oder, wie es in einem Blogpost heißt, dafür sorgen, dass »sich Ihr Gerät für Sie einzigartig anfühlt«.
Es steckt ein wenig Apple im neuen Android
Dabei hat sich Google augenscheinlich von Apples iOS inspirieren lassen und sich etwa darum gekümmert, Details so zu verändern, dass Animationen organischer wirken. Wenn man etwa aus einer Liste von Mitteilungen eine zum Löschen seitlich herauswischt, ziehen die darüber- und darunterliegenden Mitteilungen anfangs ein wenig mit in dieselbe Richtung, schnappen dann aber zurück in ihre ursprüngliche Position. Haptisch wird die Animation von einer passenden Vibration begleitet.

Neue Animationen in Android 16: Natürlicher wirkende Bewegungen von Bildschirmelementen
Foto: GoogleEine Neuerung, die von Apples »Live-Aktivitäten« inspiriert worden ist, nennt Google »Live Updates«. Sie soll dazu dienen, aktuelle Informationen unterschiedlicher Apps auf dem Bildschirm in einem Fenster anzuzeigen, das sich über das Hintergrundbild legt. Man könne auf diese Weise beispielsweise eine Essenslieferung verfolgen, nachdem man seine Bestellung platziert hat, erklärt Google.

Live-Updates: Benachrichtigungen zu laufenden Ereignissen im Blick behalten
Foto: GoogleAuch Wear OS wird mit Animationen aufgefrischt, die das System dynamischer und organischer wirken lassen, ihm mehr Tiefe verleihen sollen. Animationen zeigen, dass das System den runden Bildschirm von Wear-OS-Uhren jetzt besser berücksichtigt, indem es etwa App-Symbole beim Scrollen durch die App-Liste am Rand schrumpfen lässt, als wären sie auf eine Kugel gedruckt. Insgesamt scheint die Optik runder geworden zu sein.

Google-Smartwatch: Das Update auf Wear OS 6 soll eine besser an die runde Form angepasste Optik liefern
Foto: GoogleGemini immer und überall
Um Googles ChatGPT-Gegenstück Gemini zu verwenden, gibt es bisher zwei Optionen: Man ruft die Gemini-Website im Browser auf, oder man nutzt die Gemini-App, die es für Android-Smartphones und für iPhones gibt. Damit ist die KI des Internetkonzerns laut Google zwar schon für viele Milliarden Geräte verfügbar, aber noch nicht für alle Gerätegattungen. In den kommenden Monaten soll sie deshalb auch auf Smartwatches, Smart-TVs und in Autos mit Google-Software bereitgestellt werden.
Die simpelste Variante ist dabei Gemini für Uhren mit Wear OS. In dieser Variante soll die KI komplett per Sprache nutzbar sein, etwa wenn man sein Handy nicht zur Hand oder beim Kochen fettige Finger hat. Auf Fernsehern mit Google TV soll die KI helfen, genauer einzugrenzen, welchen Film man gerade schauen könnte. Netflix experimentiert gerade mit einer ähnlichen KI-Suchfunktion. Im Blogpost zum Thema wird zudem dafür geworben, dass Kinder dem TV-Gerät auch Wissensfragen stellen und passende YouTube-Videos heraussuchen lassen könnten.
In Autos soll Gemini künftig den Google Assistant ablösen und eine natürlichere Sprachsteuerung ermöglichen, die nicht mehr auf festgelegten Befehlen basiert, sondern auf einem umgangssprachlichen Austausch mit der KI. Googles Anwendungsbeispiel: »Gemini kann für Sie eine Ladestation auf dem Weg zur Post finden, die sich auch in der Nähe eines Parks befindet, sodass Sie einen Spaziergang machen können, während Ihr Auto aufgeladen wird.«
Weitere Beispiele, die Google nennt, scheinen aus dem KI-Marketing-Baukasten zu stammen. So soll Gemini unterwegs neu eingegangene Nachrichten zusammenfassen und gegebenenfalls übersetzen können. Und – ein echter Klassiker – es soll auf dem Weg zur Arbeit die Nachrichten des Tages aufzählen können. Mehr Details zu den Anwendungsmöglichkeiten von Gemini in Autos mit Android-Auto-Betriebssystem werden in diesem Blogpost aufgezählt .
Interessant ist der Hinweis, dass man auch daran arbeitet, Gemini in Android XR einzubinden. Dabei handelt es sich um eine Softwareplattform für Mixed-Reality-Brillen, die Google zusammen mit Samsung entwickelt. Das Projekt steht in direkter Konkurrenz zu Apples Vision Pro, ein fertiges Produkt gibt es derzeit nicht, die erste Brille mit der neuen Software will Samsung aber noch in diesem Jahr auf den Markt bringen. Wenn die vom Start weg Gemini an Bord hätte, wäre sie der Apple-Brille insofern überlegen, als es für diese noch keine Anbindung an Apple Intelligence gibt.
Nur am Rande erwähnt der Blogpost als spannendes Detail, dass Kopfhörer von Samsung und Sony ebenfalls mit Gemini bestückt werden sollen.
Android soll sicherer werden

Betrugsverhinderung: Bestimmte Aktionen kann man während eines Telefonats nicht durchführen
Foto: GoogleAuch die Sicherheit von Android-Handys will Google in diesem Jahr weiter verbessern. So sollen bestimmte Funktionen während laufender Telefonate nicht möglich sein, um zu verhindern, dass Betrüger ihre Opfer beschwatzen können, Sicherheitsfunktionen abzuschalten. Dazu gehört, dass es unmöglich werden soll, während eines Telefonats
Google Play Protect abzuschalten, welches den Download schädlicher Apps verhindern soll,
Apps erstmalig via Browser oder Chat-App zu laden,
einer App Zugriffsrechte zuzuweisen.
Darüber hinaus soll Android seine Nutzer künftig daran erinnern, das Screensharing nach dem Ende eines Anrufs wieder abzuschalten. Diese Maßnahme soll verhindern, dass Scammer eine solche Verbindung nach dem Ende eines Anrufs nutzen, um Daten abzugreifen.
Auf ähnliche Weise sollen Nutzer vor möglichen Gefahren durch Betrüger gewarnt werden, wenn sie während eines Anrufs mit Screensharing eine Banking-App öffnen. Diese Funktion wird es vorerst aber nur in Großbritannien und bei bestimmten Banken geben.

»Key Verifier«: Kontaktverifizierung per QR-Code
Foto: GoogleAls »Key Verifier« bezeichnet Google eine neue Funktion, die dazu dienen soll, Kontakte über öffentliche Kryptoschlüssel zu verifizieren. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich Fremde als Bekannte ausgeben. Auf iPhones heißt eine ähnliche Funktion »Kontaktschlüsselbestätigung«.
Was Googles Blogposts deutlich machen: Für die Entwicklerkonferenz Google I/O, die kommende Woche nahe dem Hauptquartier des Konzerns stattfinden wird, hat man sich etwas anderes vorgenommen, als über die neue Android-Version zu reden. Dass es dabei um künstliche Intelligenz gehen dürfte, liegt nahe.