Art is not for sale

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Besuchen Sie Traunreut, es lohnt sich. So steht es auf der Homepage der oberbayerischen Industriestadt, die nicht unbedingt eine Perle des Chiemgaus ist. Traunreut muss gerade eine niederschmetternde Nachricht verdauen. Es verliert seinen kulturellen Leuchtturm: „Das Maximum“, das private Kunstmuseum des Stifters und Sammlers Heiner Friedrich, schließt. Der Siebenundachtzigjährige hat als Schweiger einen Ruf zu verteidigen. Aus New York kam die dürre Ansage von Friedrich und seiner Frau Maria: „Dankbar blicken wir zurück auf 14 Jahre, in denen wir der Kunst und den Menschen in der Region und weit darüber hinaus dienen durften.“ Die Direktorin Maria Schindelegger hatte schon vor dieser Nachricht das Haus verlassen.

Seit 2011 hat Friedrich auf dem Areal des väterlichen Fabrikgeländes ausgewählte Kunst gezeigt – von Georg Baselitz, John Chamberlain, Walter De Maria, Dan Flavin, Imi Knoebel, Uwe Lausen, Blinky Palermo, Andy Warhol und Maria Zerres, die dort auch ihr Atelier hat. Das Maximum trägt seinen Namen und seinen Untertitel „Kunst-Gegenwart“ als Programmansage: maximaler Platz für den einzelnen Künstler, voraussetzungslose Begegnung mit der Kunst in einem unklimatisierten Tageslichtmuseum.

 Der Sammler und Stifter Heiner Friedrich (87)Kunst braucht Kapellenmomente: Der Sammler und Stifter Heiner Friedrich (87)Franz Kimmel

So wie es Heiner Friedrich anno 1958 in der Cappella degli Scrovegni zu Padua ergangen war, wo ihn die Fresken Giottos existenziell überwältigt hatten, so soll es auch den Besuchern gehen. Ganz überraschend kommt die Schließung nicht, schon seit Jahren steht die Frage im Raum, wie lange die Heiner-und-Maria-Friedrich-Stiftung den Aufwand noch betreiben und finanzieren würde (F.A.Z. vom 2. August 2022). Die Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Corinna Thierolf, ehemalige Hauptkonservatorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, kann ihre Enttäuschung über die Entscheidung Friedrichs nicht verbergen. Das Maximum sei kein klassisches Museum, das einfach verwaltet werden müsse. „In der Museumslandschaft gibt es wenige Orte, die so zuverlässig da sind und nur die Aufgabe haben, Kunst zu zeigen. Punkt.“

Kuratoriumsmitglied Walter Reich, Steuerberater in München, sagt, Friedrich habe nie damit gedroht, die Sammlung abzuziehen, und er sei stets gesprächsbereit gewesen bei der Suche nach öffentlichen Partnerschaften. Aber es habe sich nichts ergeben. Die Stiftung besitzt einen eigenen Sammlungsbestand, sie will sich nun neu positionieren. Stadt und Landkreis, so Walter Reich, seien wohlwollende Unterstützer gewesen. Die seit Gründung des Museums amtierenden sechs Staatsminister für Wissenschaft und Kunst fanden keine Lösung. Der aktuell zuständige Markus Blume teilte nach der Schließung mit, er freute sich, wenn „die herausragenden Kunstwerke weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich“ gemacht werden könnten. Wie das gehen soll? Sieht so aus, als wäre ein besonderer Kunstort von der Landkarte verschwunden.

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