
Die getesteten Lautsprecherboxen: Ähnliche Funktionen, vollkommen unterschiedliche Umsetzung
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELAktuelle Bluetooth-Boxen können viel mehr als bloß am Strand die Leute auf dem Handtuch nebenan nerven. Das Grillen im Garten untermalen sie mit lauschigen Sommersongs, den Ausflug in den Stadtpark mit aktuellen Hits, an einem einsamen See kann man mit ihnen auch mal ein Hörbuch hören. Sollte das Wetter nicht ganz so gut sein oder man womöglich im Homeoffice arbeiten müssen, taugen sie dank integrierter Mikrofone auch als Basisstationen für Telefonate und Videokonferenzen.
Wir haben zum Test vier Modelle ausgewählt, die hinsichtlich ihrer Größe und ihrer Preise teils drastisch unterschiedlich sind und im Test auch klanglich sehr verschieden von sich hören machten. Ungewöhnlich: Ein Hersteller hat in den Verkaufspreis seines Mobillautsprechers eine Pfandgebühr eingerechnet, der Umwelt zuliebe.
Laut können alle, besonders laut in diesem Test aber der Sony ULT Field 5. Wer richtig Krach machen und dabei auch noch für Partybeleuchtung sorgen will, greift zu dem Schwergewicht im Test. Alle anderen sollten dem Beats Pill ihre Ohren leihen. Die haben nicht nur optisch, sondern auch akustisch einen guten Auftritt, klingen in diesem Vergleich besonders ausgewogen, vor allem als Stereoset. Und weil sie rundum gummiert sind, ist es ganz egal, ob man sie unter dem Bürobildschirm, auf dem Nachttisch oder neben einem Planschbecken aufbaut.

Da Beats zu Apple gehört, könnte man meinen, der Pill würde nur mit iPhones gut funktionieren. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Der spielt mit allen, die Bluetooth haben, und ganz besonders gern mit iPhones und Android-Handys. Beats teilt zwar viel Technologie und Know-how mit Apple, die Marke ist ansonsten jedoch vollkommen autark, pflegt ein eigenes Image und ein eigenes Design.
Beim Pill kommt das sehr deutlich zur Geltung. Er sieht so aus, wie er heißt, wie eine Pille also, ist in Rot, Schwarz und Champagner lieferbar. Wer mag, kann ihn sich mit der mitgelieferten Trageschlaufe ans Handgelenk binden. Muss man aber nicht.
Anders als üblich sind die Lautsprecher im Pill nicht parallel zur Frontseite, also in einem 90-Grad-Winkel zum Boden, angebracht, sondern um 20 Grad nach oben geneigt. Verwendet man ihn als PC-Lautsprecher vor einem Monitor, macht das einen Unterschied, weil Musik, Töne und Stimmen mehr in Richtung der Hörerin oder des Hörers abgestrahlt werden.
Praktisch: Sollte unterwegs dem Smartphone der Saft ausgehen, lässt sich der Pill auch als Powerbank benutzen, indem man per USB-C-Kabel seinen Akku anzapft.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Per USB-C kann man mit der Beats-Box auch Lossless-Audio hören. Musik in solchen Formaten entspricht exakt dem Original, während auf Smartphones und Computern übliche Formate wie MP3 und AAC Musik so komprimieren, dass Details auf der Strecke bleiben. Abgesehen davon, dass der Pill mit Kabel weniger laut wurde als per Bluetooth, konnte ich aber nur minimale Klangunterschiede hören. Bestenfalls könnte man sagen, dass der Sound per USB-C und mit Lossless-Musik etwas luftiger wird. Ein Nachteil dieser Methode: So kann man immer nur mit einem Pill Musik hören, Stereo geht das nicht.
Dabei ist das besonders verlockend: Per App oder indem man auf zwei Pill-Lautsprechern die mittlere Taste drückt, kann man zwei Boxen zu einem virtuellen Verbund zusammenschalten, in dem beide Lautsprecher gleichzeitig dieselbe Musik abspielen. Beats nennt das Amplify-Mode – Verstärkermodus. Spannender ist aber der Stereomodus, in dem jeweils ein Pill nur den rechten oder linken Audiokanal wiedergibt. In diesem Modus entsteht eine räumliche Klangbühne, auf der man die Verteilung der Musikinstrumente im Raum so hören kann, wie sie im Studio abgemischt wurden. Das Resultat ist ein klarerer, realistischerer Sound. Schade, dass die Lautsprecher sich nicht merken, wenn sie zu einem Stereopaar verbandelt waren. So muss man sie nach jedem Ausschalten erneut miteinander koppeln und in den Stereomodus umschalten.
Bis in hohe Lautstärken klingt der Pill ausgesprochen klar und sehr Hi-Fi. Die extrem perkussiv gespielte Hammondorgel im Intro von »Jazzybelle’s Shuffle« von Jeremy Monteiro wird wunderbar knackig aus den Lautsprechern gepumpt. Obwohl ihr Klangprofil grundsätzlich eine kleine Delle im Mittenbereich aufweist, wodurch Bässe und Höhen betont werden, schwächeln sie auch bei gitarrenbetonter Musik nicht. »Highway to Hell« von AC/DC ist mit einem Stereopaar ein Fest.
Die Technik:
Akkulaufzeit laut Hersteller: 24 Stunden
Wasser- und staubgeschützt nach IP67
Länge: 21,9 cm
Gewicht: 680 Gramm

In diesem Testfeld ist der ShiftsoundSP! der Lautsprecher mit dem guten Gewissen. Das kleine Familienunternehmen Shift entwickelt im hessischen Falkenberg seit Jahren Smartphones und andere Gadgets, die unter fairen Arbeitsbedingungen in China produziert werden. Reparierbarkeit steht ganz oben auf der selbstdefinierten Pflichtenliste. Deshalb lassen sich bei dem Bluetooth-Lautsprecher beispielsweise Lautsprecher, Akku und andere Bauteile vom Nutzer austauschen. Statt über den Webshop müssen Ersatzteile allerdings über den Support der Firma bestellt werden.
Eine weitere Besonderheit: Der Shift-Lautsprecher wird zwar für 99 Euro verkauft, kostet aber nur 88 Euro. Im Verkaufspreis sind elf Euro Pfand enthalten, die ausgezahlt werden sollen, wenn man das Gerät am Ende seiner Lebenszeit zurückgibt. Der modulare Aufbau hat aber offenbar auch Nachteile. So gibt Shift nur zehn Stunden Akkulaufzeit an, weit weniger als die Konkurrenz.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Der ShiftsoundSP! ist zudem als einziger im Test mit einer Miniklinkenbuchse ausgestattet, über die man ihn mit analogen Klangsignalen füttern kann. Eine Audioverbindung via USB-C ist dagegen nicht vorgesehen. Dafür hat er auf der Oberseite einen LED-Lichtkranz, der für ein wenig Disco-Atmosphäre sorgen kann und nebenbei optisch darstellt, wie weit die Lautstärke gerade aufgedreht ist. Wie der Beats Pill lassen sich zwei Boxen kabellos zu einem Stereopaar koppeln. Sie merken sich aber, dass sie ein Paar waren – meistens.
Klanglich kann der vorbildlich aufgebaute Shift-Lautsprecher nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten. Zwar sorgt eine passive Membran untenrum für zusätzlichen »Ooomph«, aber in »Jazzybelle’s Shuffle« klickt die hart aufgedrehte Orgel nicht so knackig wie bei den Beats. Dafür wirken die für den Gesang wichtigen oberen Mitten etwas überbetont, was etwa »I Just Think We Got Too Close« von Being There akustisch regelrecht verschmieren lässt. Laut werden kann der ShiftsoundSP! zwar, klanglich ist er aber eher für Zimmerlautstärke geeignet. Diese Schwäche wird von seinem fairen und nachhaltigen Konzept aber locker kompensiert.
Die Technik:
Akkulaufzeit laut Hersteller: 10 Stunden
Wassergeschützt nach IPX7
Länge: 19,1 cm
Gewicht: 550 Gramm

Der Sony ist der neueste, der größte und der mit Abstand lauteste Lautsprecher im Test. Schon ein Drittel seiner Maximallautstärke reicht, um eine Küchenparty so zu beschallen, dass man sich nur noch sanft brüllend unterhalten kann. Sony hat das Modell explizit als Partylautsprecher konzipiert, den man auch unterwegs nutzen oder zur Party mitbringen kann. Der mitgelieferte Schultergurt ist dafür unverzichtbar, denn mit 3,3 Kilogramm und den Maßen einer 2,5-Liter-Getränkeflasche wäre er ohne kaum tragbar.
Schon beim Einschalten zeigt sich, was den ULT Field 5 zur Partybox macht: Auf der Oberseite leuchtet ein Logo auf, an den Seiten erwachen LED-Lichter zum Leben, die beim Abspielen von Musik im Rhythmus erstrahlen. Wer es darauf ankommen lassen will und ausreichend Freunde mit Sony-Box hat, kann bis zu 100 dieser Lautsprecher zu einem synchron spielenden Boxenpark zusammenschalten. Zu zweit hingegen lassen sich die Geräte zu einem Stereopaar koppeln.
Per App kann man sich an den ULT Field 5 auch als DJ versuchen, etwa indem man zur Musik Soundeffekte abspielt wie Applaus, Roboterstimmen oder Scratch-Geräusche. Eigentlich ist das nur eine Spielerei, aber es ist eine, die Spaß machen kann, wenn man sie dosiert einsetzt.
Klanglich ist der Sony hauptsächlich laut. Im Normalmodus klingt er noch recht zahm und clean, mit einer guten Basswiedergabe. Die Arpeggios der Gitarre in »Again« von Archive kommen hier ebenso sauber durch wie der im Hintergrund nüdelnde Bass. Sobald man die ULT-Taste drückt, ändert sich das – nicht nur akustisch. So aktiviert man einen von Sony »ULT Power Sound« genannten Modus, der die Basswiedergabe kräftig betont und mit einer Lichtshow begleitet.
Dabei blinken nicht nur die ULT-Taste, sondern auch die hinter den seitlichen Membranen angebrachten LEDs. Was der ShiftsoundSP! nur andeutet, macht der Sony ernsthaft: Disco. Der für diesen Test mehrfach angespielte »Jazzybelle’s Shuffle« kommt auf diese Weise akustisch fast so rüber, als würde man im Klub vor den Musikern sitzen. Optisch passt das Bild mit den blinkenden LEDs allerdings nicht zum Jazzklub. Musikalisch und optisch ist es eher schlüssig, »Double Take« von BHM Pezzy mit dem Sony zu hören. Da passt auch das vehemente Bassfundament gut.
Die Technik:
Akkulaufzeit laut Hersteller: 25 Stunden
Wasser- und staubgeschützt nach IP67
Länge: 32 cm
Gewicht: 3,3 Kilogramm

Teufel scheut wie Sony auch die großen Zahlen nicht. Das zeigt sich im Versprechen, man könne bis zu 100 Rockster Go 2 kabellos zu einem Partynetzwerk zusammenschalten. Falls Sie in Ihrem parkartigen Garten also ein Sommerfest planen, könnte das eine Idee sein. Da Teufel keine Hunderterpacks anbietet, sondern nur Doppelpacks, scheinen sich jedoch mehr Menschen für den Stereomodus zu begeistern und verbinden zwei Rockster Go 2 zu einer mobilen Stereoanlage. Auch hier ist verblüffend, wie sehr der Stereoeffekt das Klangbild auffächert. Die Lautsprecher vergessen jedoch wie der Beats Pill nach dem Ausschalten, dass sie mal ein Paar waren.
Praktisch: Anders als bei der Pill ist die USB-Buchse nicht hinten, sondern seitlich angebracht. So muss man das Kabel nicht über die Lautsprecher ziehen.
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGEL
Für den Test wurden mir zwei Rockster Go2 im Look des Gitarrenherstellers Fender geschickt. Der einzige Unterschied zum Standardmodell: Der Bespannstoff ist dem Material nachempfunden, mit dem Fender die Fronten mancher seiner Verstärker bezieht. Zudem ist auf die Passivmembran der Schriftzug »Fender x Teufel« aufgedruckt, und es liegt ein Plektrum mit Fender-Logo bei. Technisch gibt es keine Differenzen, dafür wurde das Modell mit Fender-Logo bei Teufel im Mai 2025 für 30 Euro mehr angeboten als die Standardversion.
Der Sound des Rockster Go 2 ist weniger Hi-Fi als beim Pill. Die Bässe gehen nicht so souverän und trocken in den Tieftonkeller wie beim Beats-Lautsprecher. Im »Anti Loudness«-Intro von Meute ist der Unterschied gut hörbar bei den tiefen Bläsern. Dafür hat man hier mehr Show, weil die den akustischen Tiefgang verstärkende Passivmembran der Teufel das aufgedruckte Logo im Rhythmus der Bässe vibrieren lässt.
In Marlena Shaws »Woman of the Ghetto« brillieren die Rockster Go 2 dafür mit einer nicht glasklaren, sondern transparenten und warmen Wiedergabe des Gesangs. Ohnehin ist das bestimmende Merkmal der Rockster Go 2, dass sie – anders als etwa der Pill – einen eher warmen Klangcharakter haben.
Die Technik:
Akkulaufzeit laut Hersteller: 28 Stunden
Wasser- und staubgeschützt nach IP67
Länge: 21 cm
Gewicht: 735 Gramm