Belarus hat politische Gefangene freigelassen, darunter Sergej Tichanowski. Seine Ehefrau will den Kampf gegen das autoritäre Regime gemeinsam mit ihm weiterführen.
22. Juni 2025, 17:29 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, iyf
Die belarussische Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja hat nach der Freilassung ihres Mannes betont, sich weiter für demokratische Werte und Menschenrechte in Belarus einzusetzen. "Er lebt und wir sind wieder vereint und entschlossen, den Kampf fortzusetzen", sagte sie auf einer Pressekonferenz in Vilnius. Tichanowskaja wies zudem darauf hin, dass immer noch mehr als tausend Menschen zu Unrecht als politische Gefangene in der autoritär geführten Ex-Sowjetrepublik inhaftiert seien.
Tichanowskajas Ehemann, Sergej Tichanowski, war zuvor zusammen mit 13 weiteren politischen Gefangenen nach langer Haft entlassen und abgeschoben worden. "Es war ein unglaublich bewegendes Gefühl für mich, meinen Mann nach fünf langen Jahren endlich wiederzusehen", sagte Tichanowskaja. Sie bedankte sich bei den USA für die Bemühungen um die Freilassungen.
"Swetlana bleibt die Oppositionsführerin", sagte Sergej Tichanowski, der nach eigenen Angaben fünf Jahre in Isolation verbracht habe und die ganze Zeit völlig allein gewesen sei. Der Blogger und Politiker forderte die USA auf, sich für die Freilassung aller politischen Gefangenen in Belarus einzusetzen. "Präsident Trump hat die Macht, alle belarussischen politischen Gefangenen mit einem Wort freizulassen. Ich bitte ihn, dieses Wort auszusprechen."
Verurteilung zu 18 Jahren Haft
Tichanowski wollte ursprünglich bei der Präsidentenwahl 2020 gegen Machthaber Alexander Lukaschenko antreten, wurde aber noch im Wahlkampf festgenommen. Danach wurde er unter anderem wegen der angeblichen Organisation von Massenunruhen zu 18 Jahren Haft verurteilt. Bei der Wahl trat stattdessen seine Frau Swetlana an, die viele als wahre Siegerin der weithin als gefälscht geltenden Wahl betrachten.
Als Lukaschenko sich mit rund 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären ließ, kam es zu Massenprotesten. Diese schlug der Machtapparat mit Unterstützung Russlands blutig nieder. Tichanowskaja floh ins benachbarte Litauen. Dort baut sie mit einer Art Exilregierung strategische Kontakte für den Fall eines Machtwechsels in ihrer Heimat auf.
Tichanowski bedankte sich bei der litauischen Staatsführung, dass das Land seine Familie und viele andere Belarussen aufgenommen und geschützt hat.