Basketballerinnen erreichen EM-Viertelfinale »Alles ist möglich, wir können die schlagen«
Im entscheidenden Spiel um den Einzug lassen die deutschen Basketballerinnen Großbritannien keine Chance. Nach einer starken Leistung bei brütender Hitze in Hamburg wartet nun Topfavorit Belgien. Angst? Fehlanzeige.
22.06.2025, 20.58 Uhr

Deutsches Team nach Sieg gegen Großbritannien
Foto: Christian Charisius / dpaDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Druck von der Bank: Bei der Niederlage gegen Spanien am Freitagabend bekam Alexandra Wilke nicht mal sechs Minuten Spielzeit, Bundestrainerin Lisa Thomaidis traute ihr und den anderen Ersatzspielerinnen offenbar nicht zu, gegen eines der besten Teams der Welt zu bestehen. Gegen Großbritannien wechselte Thomaidis wieder deutlich munterer durch, davon profitierte auch Wilke, die zeigte, dass auf sie Verlass ist: Rund zwei Minuten vor Ende des ersten Viertels traf sie einen schweren Dreipunktwurf und sicherte die Führung ab, am Ende stand sie bei acht Punkten. Beachtenswert für eine der wenigen Spielerinnen im Kader, die in der heimischen (und international nicht konkurrenzfähigen Liga) spielen. Es war auch Wilke zu verdanken, dass Großbritannien keine Chance hatte.

Ball zu mir! Basketballerin Wilke (l.)
Foto: Eibner-Pressefoto / Max Vincen / Eibner / IMAGOErgebnis: Deutschland besiegt Großbritannien im entscheidenden Spiel um den Einzug in die Finalrunde der Europameisterschaft 80:67. Der Sieg in der mit 3414 Zuschauern ausverkauften Hamburger Inselpark Arena geriet kaum in Gefahr. Topscorerinnen im deutschen Team waren Frieda Bühner (17 Punkte), sowie Leonie Fiebich und Luisa Geiselsöder mit je 14 Punkten. Damit steht Deutschland nach dem Sieg über Schweden, der Pleite gegen Spanien und dem Erfolg gegen die Britinnen im Viertelfinale. Gespielt wird dann nicht mehr in Hamburg, sondern im griechischen Piräus. Gegner ist am Mittwoch Belgien.
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Erstes Viertel: Einem starken Start gegen Schweden folgte ein überzeugender Sieg, einer verschlafenen Anfangsphase gegen Spanien eine deutliche Niederlage. Nichts lag näher, als gegen Großbritannien aufmerksam in die Partie zu starten. Das nahm sich vor allem Center-Spielerin Luisa Geiselsöder zu Herzen. Die WNBA-Akteurin von den Dallas Wings erzielte die ersten sieben deutschen Punkte, einem Dreier ließ sie einen Korbleger folgen, dann schloss sie noch per Jumpshot ab. Am Ende des ersten Viertels führte Deutschland 26:8.
Zweites Viertel: Deutschland ließ nicht nach, in der schwül-heißen Halle rieben sich die Spielerinnen auch in der Verteidigung auf, vorne sorgten Leonie Fiebich, Frieda Bühner und Emily Bessoir regelmäßig für Punkte. Der Ball lief besser als gegen die in der Defense deutlich beweglicheren Spanierinnen. Und auch wenn die Britinnen sich steigerten, führte Deutschland zur Pause 48:32. Das junge Team deutete an: Es muss keinem bange sein um die Zukunft der deutschen Basketballerinnen.
Zukunft trifft Vergangenheit: Das sahen in der Pause auch Sonja Greinacher und Svenja Brunckhorst so, zwei der maßgeblichen Wegbereiterinnen für eine goldene Zukunft des Basketballs in Deutschland. Die beiden schafften im Vorjahr mit dem Nationalteam die Olympia-Quali, sowohl in der normalen Variante als auch in der 3×3-Version. Sie entschieden sich dann, in Paris für das 3x3-Team anzutreten, der Rest ist Geschichte: Als Außenseiterinnen pflügten sie auf der Place de la Concorde durchs Turnier und sicherten sich eine der überraschendsten Goldmedaille der Spiele . Mittlerweile haben beide ihre Karriere beendet, in der Pause wurden sie unter Standing Ovations der Zuschauer offiziell verabschiedet. Beide bleiben aber auch ein wenig an Bord, als Botschafter für die Weltmeisterschaft im Berlin im kommenden Jahr. »Das wird eine tolle Chance, den Frauensport weiter zu pushen«, sagte Greinacher mit Blick auf die Spiele in der 15.000 Zuschauer fassenden Arena in Berlin.

Legenden verabschiedet: Brunckhorst (l.) und Greinacher in Hamburg
Foto: Beautiful Sports / Wunderl / IMAGODas dritte Viertel: Deutschland verlor den Faden, Fiebich ärgerte sich schon nach dem Spanien-Spiel über die »extremen Tiefs« im deutschen Spiel, die sich mit den »extremen Hochs« abwechselten. Die Britinnen um WNBA-Star Temi Fagbenle, die schon im Olympia-Kader 2012 stand, knabberten den Rückstand ab und nutzten die sich häufenden deutschen Fehler aus.
Das vierte Viertel: Dass das Spiel nicht kippte, lag zum einen natürlich am großen Vorsprung, den sich Deutschland erarbeitet hatte. Aber auch an Einwechselspielerin Romy Bär. Die 38-Jährige hat in ihrer Karriere beinahe alles gesehen und gilt nicht umsonst als eine der spielintelligentesten Spielerinnen im Team. Immer wieder schlich sie sich frei und tauchte unterm Korb auf, bevor die Verteidigerinnen überhaupt reagieren konnten, dazu verteilte sie kluge Assists und war in der Abwehrarbeit hellwach. Sie beendete das Spiel mit sieben Punkten, vier Vorlagen und drei Rebounds.

Routinier Bär (r.): Hellwach von der Bank
Foto: Christian Charisius / dpaStimmungstest bestanden: Die Vorrunde in Hamburg ist somit beendet, die drei deutschen Spiele waren ausverkauft, und das, obwohl das Marketing ausbaufähig war. Das ist eine gute Nachricht für die deutschen Basketballerinnen, deren sportlicher Aufschwung sich auch im Zuschauerinteresse niederschlägt. »Wir nehmen ganz viel Energie mit«, sagte Fiebich.
Den Europameister schlagen? Warum nicht? Jetzt wartet Belgien, der amtierende Europameister, eines der besten Teams der Welt. Eingespielt und gespickt mit international erprobten Topspielerinnen. In der Verbreitung setzte es für Deutschland zwei Niederlagen gegen Belgien, damals fehlten aber noch Fiebich und Geiselsöder, die beiden Schlüsselspielerinnen. Bei den Olympischen Spielen in Paris gelang Deutschland ein Sieg gegen Belgien. Was also ist drin? »Ich will nicht zu viel verraten, aber wir werden einen guten Gameplan aufstellen«, sagte Fiebich. »Wenn du eine Medaille willst, musst du an solchen Teams vorbei«, sagte Bühner. Und Geiselsöder legte noch einen darauf: »Alles ist möglich, wir können die schlagen.«