
AirPods Pro 3: Jetzt nach IP 57 gut gegen Wasser und Schweiß abgedichtet
Foto: AppleDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Apples neue AirPods Pro 3 sind kleiner als ihre Vorgänger und haben eine neue Form. Mit bloßem Auge sind diese Unterschiede aber kaum zu erkennen. Ob jemand gerade AirPods Pro der ersten, zweiten oder der neuen dritten Generation im Ohr trägt, macht von außen betrachtet keinen Unterschied. Sie alle haben denselben charakteristischen Look, sind weiß und lassen die Umwelt deutlich wissen, dass man eine Apple-Nutzerin oder ein Apple-Nutzer ist.
Beim im Ohr liegenden Teil ist das anders. Apple behauptet, die neuen AirPods so geformt zu haben, dass sie besser als bisher in unterschiedliche Gehörgänge passen. Außerdem liegen den Kopfhörern jetzt fünf statt vier Ohreinsätze in den Größen L bis XXS bei. Die neuen kleinen Einsätze im XXS-Format machen für mich einen großen Unterschied. Meine merkwürdig geformten Gehörgänge machen es mir nicht leicht, passende Einsätze für In-Ears-Kopfhörer zu finden. Doch mit XXS links und XS rechts passten die AirPods Pro 3 auf Anhieb perfekt. Jedenfalls bei mir.

Die neuen Apple-Kopfhörer: Neue Technik im bekannten Look
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDa jeder Mensch anders ist, gilt es, nach dem Kauf auszuprobieren, welche Größen passen. So wie bei mir können linkes und rechtes Ohr unterschiedlich gebaut sein. In den Einstellungen der Kopfhörer lässt sich mit einem kurzen Test schnell überprüfen, ob sie wirklich so gut sitzen und die Ohren so gut abdichten, wie man es selbst fühlt.
Die Abdichtung hat Apple bei den neuen Modellen rein mechanisch verbessert. Viele Nutzer hatten jahrelang darum gebeten, AirPods neben den üblichen Silikon-Einsätzen auch solche aus Schaumstoff beizulegen. Solche Einsätze funktionieren ähnlich wie Ohropax: Man quetscht sie ein wenig zusammen und drückt sie in die Ohren, wo sie sich wieder ausdehnen und so die Ohren akustisch abdichten. Apple hat nun eine andere Lösung gefunden und in die Silikonstöpsel eine Schaumstoffschicht eingebaut. Sie soll die rein mechanische Geräuschunterdrückung verbessern.

Ohreinsätze der AirPods Pro 2 (links) und 3 (rechts): Jetzt werden insgesamt fünf Größen mitgeliefert
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELDie Welt akustisch ausknipsen
Noch weit mehr soll freilich die elektronische Geräuschunterdrückung, Active Noise Cancellation (ANC) genannt, störende Außengeräusche ausblenden. Apple spricht diffus davon, sie sei »doppelt so effektiv« wie bei den AirPods Pro 2 und würde »viermal mehr Geräusche entfernen« als die ANC der ersten AirPods Pro. Maßangaben lässt das Unternehmen dabei aus, gibt aber an, seine Messungen nach einer Norm durchgeführt zu haben, die Messverfahren für geräuschunterdrückende Kopfhörer definiert.
Messergebnisse hin und Normen her: Ich glaube nicht, schon mal eine bessere Geräuschunterdrückung bei kabellosen In-Ear-Kopfhörern erlebt zu haben. Dass die AirPods Pro 3 es schaffen, das tiefe Dröhnen im Inneren eines Flugzeugs – zum Test mit leistungsstarken Lautsprechern simuliert – auszublenden, ist dabei wenig überraschend. Das schaffen auch viele andere. Beeindruckend ist, wie gut sie Alltagsgeräusche, etwa das Stimmengewirr in einem Café oder den Staubsauger der Handwerker im Büro nebenan aus der akustischen Welt schaffen. Daran scheitern viele Konkurrenzmodelle.
Volle Dröhnung
Noch mehr hat mich überrascht, wie gut – und wie viel besser als die AirPods Pro 2 – die neuen AirPods klingen. Meinen Test habe ich mit einem Song von Annie Lennox begonnen: »Why«. Im direkten Vergleich mit den Vorgängern fällt auf, wie viel wärmer bei den AirPods Pro 3 der Charakter des Grundsounds ist und wie viel voller der Synthesizerbass in die Ohren gepumpt wird. Ohne, dass dabei Lennox’ Stimme oder die von rechts hereinfliegenden Echos elektronischer Streicher übertüncht werden.

AirPods Pro 2 (links) und AirPods Pro 3 (rechts): Kaum ein Unterschied erkennbar – aber spür- und hörbar
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELSchwerer haben die Kopfhörer es im souligen »Banh Me« von Curtis Harding gegen die im Mix übersteuerten Becken des Schlagzeugs anzukommen. Doch auch hier schaffen sie es, die übrigen Instrumente und vor allem den Gesang an den alles dominierenden Ride-Cymbals vorbeizubringen. Bei »Loser« von Tame Impala wiederum zeigen sie gut, wie sie eine weite Stereobühne aufziehen können, wenn sie die gedoppelten Gitarren links und rechts fein voneinander trennen.
Ganz neu bei den AirPods Pro 3 ist, dass sie nun mit Pulssensoren ausgestattet sind. Überraschend kommt das nicht, nachdem Apples Kopfhörertochter Beats im Februar die Powerbeats Pro 2 auf den Markt gebracht hat, mit genau dieser Funktion und von den Apple Watches abgewandelten Sensoren (hier finden Sie unseren Testbericht). Die neuen Sensoren sind der eine von außen klar erkennbare Unterschied zu den Vorgängermodellen, in Form eines kleinen schwarzen Fensters, durch das der Pulssensor die Blutgefäße im Ohr 256-mal pro Sekunde mit Infrarotlicht abtastet. In Kombination mit Daten von Beschleunigungssensoren und Gyroskopen sollen die AirPods mit hoher Genauigkeit den aktuellen Puls ermitteln können.
Damit das klappt, muss man auf dem gekoppelten iPhone in der Fitness-App ein Training starten. Aktuell unterstützen die Kopfhörer 50 Sportarten, von Bogenschießen bis Yoga. Im Test klappte das sowohl beim Radfahren als auch beim Yoga prima. Wer also lieber eine analoge Uhr tragen möchte, beim Sport aber trotzdem Daten über seine Performance sammeln möchte, hat mit den AirPods Pro 3 jetzt auch in dieser Hinsicht eine neue Option. Zumal man dabei auch noch Musik hören kann. Und selbst wer schon eine Apple Watch hat, kann parallel dazu die Pulsmessung der AirPods verwenden. Das System kombiniert dann die Daten von Smartwatch und Kopfhörern.
Warten auf den Übersetzer
Auf die Neuheit, die zumindest in Apples Keynote den größten Applaus bekommen hat, wird man hierzulande allerdings warten müssen. Die sogenannte Live-Übersetzung nämlich wird wohl frühestens im kommenden Frühjahr in Deutschland nutzbar sein. Laut Apple ist diese Funktion »nicht verfügbar, wenn du dich in der EU befindest und das Land oder die Region deines Apple-Account ebenfalls in der EU ist.« Der Hintergrund ist offenbar, dass der von Apples KI-System Apple Intelligence bereitgestellte Dienst nur mit iOS arbeitet und daher mit den Interoperabilitätsanforderungen des Digital Markets Act (DMA) der EU kollidiert. Bis Apple alle damit zusammenhängenden Fragen mit der EU-Kommission geklärt hat, werden einige Monate vergehen.

Feines Detail: Die integrierte Lade-LED des Cases ist nur sichtbar, wenn sie leuchtet
Foto: Matthias Kremp / DER SPIEGELWas schade ist, denn bei einem ersten Test in den USA hat Apples digitaler Dolmetscher gut funktioniert. Im Gespräch mit einer spanisch sprechenden Frau wurden deren Aussagen zügig und korrekt übersetzt. Wie bei einem echten Dolmetscher muss man dabei ein wenig Geduld mitbringen. Die Software wartet immer, bis sie einen Satzzusammenhang erkannt hat, bevor sie übersetzt, was sie gehört hat. Das ist besser als eine Wort-für-Wort-Übersetzung, bedeutet aber, dass es immer ein paar Sekunden dauert, bevor man im Kopfhörer die Übersetzung hört.
Bei meinem Test war zudem verwirrend, dass ich mich mit einer Frau unterhielt, die Übersetzung aber von einer männlichen Stimme kam. Um das zu ändern, muss man in den Siri-Einstellungen auf eine weibliche Stimme umschalten. Schönes wäre es, das würde automatisch geschehen.
Nur für den Übersetzer muss man die AirPods Pro 3 aber ohnehin nicht anschaffen. Die Funktion ist auch mit den AirPods Pro 2 und den AirPods 4 (hier unser Testbericht) nutzbar. Allerdings nur, wenn man mindestens ein iPhone 15 Pro besitzt. Das ist die Grundvoraussetzung für alle Funktionen von Apple Intelligence.
Fazit
👍 Sehr gute Passform 👍 Sehr guter Sound 👍 Sehr gute Geräuschunterdrückung | 👎 Voller Funktionsumfang nur mit Apple-Geräten |
In der dritten Version sind Apples AirPods Pro noch einmal substanziell besser geworden als ihre Vorgänger. Nicht so sehr wegen der Pulsmessung oder der in der EU verschobenen Übersetzungsfunktion. Sondern in erster Linie, weil sie besser klingen und Alltagslärm besser aussperren als die meisten Konkurrenzmodelle. Was letztlich aber den einen oder die andere überzeugen könnte, ist ihr Preis. Denn ganz entgegen den Gewohnheiten der vergangenen Jahre sind die neuen AirPods Pro 30 Euro günstiger als ihre Vorgänger, sie kosten zum Start 249 Euro. Damit sind sie sogar 50 Euro weniger teuer als die ebenfalls den Puls messenden Powerbeats Pro 2.